Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Obstbäumen, die von weiteren Priestern und Priesterinnen gepflegt wurden. Zu guter Letzt gelangten sie zu einer Steinmauer.
In einer schmalen Öffnung in der Mauer war eine hölzerne Tür eingelassen, die nach innen aufschwang, als sie sie erreichten. Auraya schauderte, als sie hindurchtrat. Zwar hatte sie den Hain im vergangenen Jahr mehrfach besucht, aber immer noch erfüllte sie jedes Mal Ehrfurcht, wenn sie sich dort aufhielt.
Innerhalb der kreisförmigen Mauer wuchsen vier Bäume. Sie waren die einzigen Überlebenden von hunderten von Setzlingen, die man hundert Jahre zuvor hier gepflanzt hatte. Zwei standen dicht nebeneinander, und ihre Zweige hatten sich ineinander verschlungen. Ein weiterer war klein und verkümmert. Der vierte, dessen Zweige sich weit ausgebreitet hatten, schien dicht am Boden zu hocken.
Die Blätter und die Borke dieser Bäume waren so dunkel, dass sie beinahe schwarz wirkten. Wenn man die Rinde genauer betrachtete, konnte man Risse in der Borke entdecken, durch die das weiße Holz schimmerte. Die dunkle Tönung des Stamms wurde durch die weißen Kiesel noch betont, die den Boden bedeckten und die anscheinend dazu dienten, die Feuchtigkeit in der Erde zu bewahren. Die Bäume hätten eigentlich ein kälteres Klima als das von Hania benötigt.
Die Farbe der Bäume war schon eigenartig genug, aber ihre Zweige waren noch seltsamer. Sie waren auf unheimliche und unnatürliche Weise gewachsen. Die meisten der kleineren Zweige wiesen scheibenartige Verdickungen auf, die manchmal durchlöchert waren. Die Zweige höher in der Krone waren entweder mit anderen zu becherförmigen Gebilden verwachsen oder wiesen ebenfalls scheibenförmige Verdickungen mit kleinen Löchern auf. Während Auraya hinaufblickte, ließ sich ein Vögelchen in einem der Becher nieder. Der Kopf eines Nestlings hob sich bis knapp über den Becherrand, und der Altvogel stopfte ihn mit einem frischen Fang.
»Hast du das gesehen?«, fragte ein Priester.
Auraya drehte sich um und sah einen Hohepriester im Gespräch mit einer jungen Priesterin. Die Frau, eine angehende Heilerin, nickte.
»Er ist so gewachsen, dass er die Form eines Nests angenommen hat«, sagte sie.
»Ja. Wenn du dort hinaufklettern und den Kopf hineinstecken würdest, würdest du feststellen, dass das Holz warm ist. Der Vogel hat das Holz nicht nur dazu ausgebildet, zu einem Nest zu wachsen, sondern es auch mit der Gabe ausgestattet, Magie in Wärme zu verwandeln.«
»Wie macht der Baum das?«
Der alte Mann zuckte die Achseln. »Das weiß niemand. Vielleicht haben die Götter ihn so geschaffen.«
»Ich verstehe jetzt, warum man ihn den Willkommensbaum nennt«, erwiderte die Frau. »Zuerst fand ich, dass das ein seltsamer Name für einen so hässlichen Baum ist.«
Auraya lächelte. Es war tatsächlich ein hässlicher Baum, was jedoch nur an dem Verwendungszweck lag, dem die Menschen sein auf magische Weise formbares Holz zugeführt hatten. Als Juran Auraya das erste Mal hierhergebracht hatte, hatte sie zu ihrem Erstaunen erfahren, dass diese Bäume die Quelle der Priesterringe waren. Die Schwellungen an den Zweigen ließen sich ernten, und jeder Ring enthielt die Gabe, die es den Priestern möglich machte, sich miteinander in Verbindung zu setzen.
Die Willkommensbäume bargen großes Potenzial, sowohl für das Gute als auch für das Böse, aber als Juran ihr von den Ansprüchen dieser Pflanzen erzählte, hatte es sie erstaunt, dass die Zirkler überhaupt eine Verwendung für sie gefunden hatten. Die Bäume waren schwer am Leben zu erhalten. In den meisten zirklischen Tempeln wurden sie in Hainen gepflanzt, obwohl einzig der gut bewachte Hain in Jarime für die Gewinnung der Ringe von Priestern und Priesterinnen benutzt wurde. Die Leute, die die Bäume pflegten, hüteten das Geheimnis, wie man sie gesund erhielt.
Die Zweige mussten jeden Tag »ausgebildet« werden. Als Auraya bei der Erschaffung ihres ersten Verbindungsrings geholfen hatte, hatte sie den Hain jeden Tag am frühen Morgen aufsuchen und mindestens eine Stunde lang neben dem Baum sitzen müssen, an dem ihr Ring wuchs. Trotz all der Mühen, die die Erschaffung eines Rings kostete, verlor das Holz binnen weniger Jahre seine Qualität. Es wurden ständig Priesterringe angebaut, um jene zu ersetzen, die ihren Zweck nicht länger erfüllten. Außerdem wurden sie immer nur mit der simplen Gabe versehen, die es den Priestern ermöglichte, miteinander in Verbindung zu treten. Man konnte die Bäume
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