Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Wohles ihres Volkes willen ein schreckliches Risiko eingehen mussten. Er nickte langsam.
»Wir sollten am besten gleich aufbrechen und morgen zurückkehren.« Er blickte von Reet und Tyve zu Sizzi hinüber. »Bei vollem Tageslicht wird es einfacher sein, diesen Landgeher - oder diese Gruppe von Landgehern - aufzuspüren. Wir werden hoffentlich feststellen können, ob Magie benutzt wurde oder ob diese schwarzen Vögel wieder hier sind, ohne den Landgehern begegnen zu müssen.«
»Was ist, wenn einer von uns gesehen wird?«, fragte Tyve. »Was ist, wenn es tatsächlich die Zauberin ist und sie uns angreift?«
»Wir werden alles daransetzen, dass man uns nicht sieht«, erklärte Veece energisch.
»Die meisten Landgeher machen so viel Lärm, dass man sie noch vom nächsten Berg hören kann«, fügte Sizzi hinzu.
Reet zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich ist es nur dieser Entdecker, der uns im vergangenen Jahr den Bündnisvorschlag von den Weißen überbracht hat. Es heißt, er sei ein wenig verrückt, aber er ist kein Zauberer.«
Veece nickte. »Aber wir dürfen nicht einfach darauf bauen, dass es sich tatsächlich um ihn handelt. Wir werden jetzt aufbrechen und uns für heute Nacht einen anderen Lagerplatz suchen - weit genug entfernt von dieser Stelle, dass ein Landgeher uns nicht erreichen kann, selbst wenn er oder sie die ganze Nacht hindurch marschieren würde.«
Er erhob sich, bog die Arme durch und ging dann, gefolgt von den anderen, zum Rand des Kliffs hinüber.
9
D er Domestik führte Reivan durch eine langgestreckte Halle. Eine Seitenwand war durchbrochen von Rundbogen, und als Reivan am ersten davon vorbeiging, sah sie, dass man von dort aus auf einen Balkon gelangte. Dieser Balkon bot einen beeindruckenden Ausblick über die Stadt und die dahinter liegende Landschaft.
Ich muss in den oberen Stockwerken des Sanktuariums sein, dachte sie nervös.
Der Domestik blieb vor dem letzten Rundbogen stehen, wandte sich zu ihr um und deutete nach draußen. Dann ging er wortlos davon.
Reivan hielt inne, um zu Atem zu kommen - und um ihren Mut zusammenzunehmen. Sie war spät dran. Die Zweite Stimme würde sie vielleicht nicht bestrafen wollen, fühlte sich möglicherweise aber dazu verpflichtet.
»Dienernovizin Reivan.« Die Stimme gehörte Imenja. »Hör auf, dir Sorgen zu machen, und komm herein.«
Reivan trat unter dem Bogen hindurch. Imenja saß auf einem Stuhl aus geflochtenem Schilf, ein Glas aromatisiertes Wasser in einer Hand. Sie sah Reivan an und lächelte.
»Zweite Stimme der Götter«, sagte Reivan. »Ich... ich entschuldige mich für meine Verspätung. Ich... ah... ich habe mich...«
Imenjas Lächeln wurde breiter. »Du hast dich verirrt? Du?« Sie kicherte. »Ich kann nicht glauben, dass du - diejenige, die uns aus den Minen geführt hat - dich im Sanktuarium verirren konntest.«
Reivan senkte den Blick, konnte ein Lächeln jedoch nicht ganz unterdrücken. »Ich fürchte, es ist so. Es ist ziemlich … peinlich... Ich frage mich, ob ich mir nicht eine Karte zeichnen sollte.«
Imenja lachte. »Möglicherweise. Nimm Platz, und schenk dir etwas zu trinken ein. Wir werden bald Gesellschaft bekommen, und ich wollte vorher Zeit haben, mit dir zu reden. Hast du dich inzwischen eingelebt?«
Reivan zögerte. »Mehr oder weniger.«
Während Reivan vor den Stuhl neben Imenjas trat, gingen ihr die letzten Wochen noch einmal durch den Sinn. Die Tatsache, dass man sie als Dienernovizin akzeptiert hatte, hatte ihr Ansehen in den Augen der anderen Götterdiener nicht verbessert.
Auf dem Boden entdeckte sie einige Gläser und einen Krug Wasser. Während sie trank, durstig nach ihrem langen Marsch über Treppen und durch Flure, dachte sie an den Ergebenen Nekaun. Seine Worte waren die einzig wirklich freundlichen, die sie bisher gehört hatte.
Sie war seinem Rat gefolgt und hatte so viel wie möglich über die Gruppierungen innerhalb des Sanktuariums und deren Absichten und Hoffnungen in Erfahrung gebracht - größtenteils, indem sie andere Gespräche belauscht hatte. Das war nicht weiter schwierig gewesen, da alle darüber redeten, welcher der Ergebenen Götterdiener zur Ersten Stimme gemacht werden würde.
»Was hältst du von Nekaun?«, fragte Imenja.
Reivan stutzte überrascht, dann erinnerte sie sich an Imenjas Fähigkeit, Gedanken zu lesen. Während der Heimreise hatte sie sich nach und nach daran gewöhnt, dass man ihre Gedanken so leicht lesen konnte. In der Zeit, die seitdem vergangen war, war
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