Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
halten sollte, da sie nichts sehen konnte, dann wurde ihr bewusst, dass sie die Wände, die an ihnen vorbeischossen, ganz schwach erkennen konnte. Winzige, gewundene Bänder aus Licht verzierten die Oberfläche.
Leuchtwürmer, dachte sie. Ihre Anwesenheit war ein Hinweis darauf, wie schmutzig das Wasser war. Sie hatte jedoch zu große Angst, um sich darum zu sorgen, dass ihr übel werden könnte. Sie war noch nie so weit von der Stadt entfernt gewesen, und sie war davon überzeugt, dass das Wasser sie an die Wand schleudern würde, bevor sie auf der anderen Seite herauskamen.
Der Tunnel schlängelte sich bald in diese, bald in jene Richtung. Sie mussten mit aller Kraft schwimmen, um nicht gegen die Felsen zu prallen, die hier und da aus den Tunnelwänden ragten. In den Ritzen und Vertiefungen in der Oberfläche entdeckte sie alle möglichen Dinge - zu ihrem Entsetzen sogar einen Schädel.
Gerade als ihre Lunge Protest erheben wollte, umrundete sie eine Biegung und stellte fest, dass die Strömung sie zu einem länglichen Flecken Blau trug. Rissi ließ sie los und schwamm geradeaus, so dass er durch die schmale Lücke schnellte. Sie trat mit beiden Füßen aus und brachte es fertig, durch dieselbe Lücke zu schlüpfen, ohne den Felsen zu berühren.
Die Strömung ließ nach und erstarb schließlich ganz. Imi drehte sich um und entdeckte hinter sich verschwommen eine Felswand. Unter ihr konnte sie undeutlich den Meeresboden erkennen. Davon abgesehen umgab sie nichts als ein tiefenloses Blau, das in seiner Intensität irgendwie beängstigend wirkte.
Wichtiger war jedoch ihr Verlangen nach Luft. Sie schwamm zu der sich kräuselnden Wasseroberfläche empor. Als sie auftauchte, schnappte sie gierig nach Luft.
Bevor sie ihre Lunge wirklich hatte füllen können, sank ihr Kopf wieder unter die Oberfläche, und sie schluckte Wasser. Abermals stieß sie sich mit den Füßen ab, tauchte wieder auf und spuckte das Wasser aus. Sie hatte große Mühe, den Kopf über der Oberfläche zu halten.
»Rissi!«, rief sie verzweifelt.
»Imi«, kam die Antwort. Es folgte eine Pause, dann tauchte sein Kopf neben ihr auf.
»Warum bewegt sich das Wasser so heftig?«, stieß sie hervor. »Haben wir Sturm?«
Er lachte. »Nein. Das ist ganz normal. Das sind Wellen.« Dann grinste er. »Du bist noch nie draußen gewesen, oder?«
»Doch! Aber es war nicht so... so wild.«
Sie stellte fest, dass sie sich mit den Wellen heben und senken konnte, indem sie weiter die Beine bewegte.
»Also, wohin jetzt?«, fragte er.
»Was?«
»Wo ist der Schatz?«
»Oh.« Sie sammelte sich. »Auf Xiti.«
Er sah sie entsetzt an. »Xiti!«
»Ja. Kennst du den Weg?«
Als er den Kopf schüttelte, stieg eine Woge der Enttäuschung in ihr auf. »Oh. Ich hätte dich vorher fragen sollen.«
»Ich weiß, wo Xiti liegt«, erwiderte er. »Aber es ist ziemlich weit weg von hier. Wir würden Stunden brauchen, um dorthin zu schwimmen.«
Neue Hoffnung flackerte in ihr auf. »Wie viele Stunden?«
Er schüttelte abermals den Kopf. »Drei. Vielleicht vier.«
»Das ist nicht so schlimm. Wir könnten hinüberschwimmen und bis heute Abend wieder zurück sein.«
»Wie lange wird es dauern, um diesen Schatz zu holen?« Er runzelte die Stirn. »Was ist das überhaupt für ein Schatz? Ich werde nicht den ganzen Tag schwimmen, wenn es sich nicht lohnt.«
Sie lächelte. »Es lohnt sich. Ich habe einige Händler von Seeglocken reden hören. Sie sagten, auf Xiti würden welche wachsen, die so groß sind wie eine Faust.«
Seine Augen leuchteten auf. »Wirklich? Warum haben sie sie dann nicht geholt?«
»Weil...« Imi wog ihre Antwort sorgfältig ab. Würde er seine Meinung ändern, wenn sie die Landgeher erwähnte? »Weil sie darauf warten, dass sie noch größer werden.«
»Noch größer«, wiederholte er. »Ich schätze, es würde ihnen nicht auffallen, wenn einige fehlen... aber... wir würden die Seeglocken stehlen, Imi. Was ist, wenn wir erwischt werden?«
»›Nichts, was im Ozean wächst, gehört irgendjemandem, bis es geerntet wird‹«, zitierte sie.
Seine Lippen zuckten, dann breitete sich ein Grinsen auf seinen Zügen aus. »Ich werde reich!« Er sah sie an. »Aber du bist bereits reich. Weshalb willst du die Seeglocken?«
Sie lächelte. »Als Geburtstagsgeschenk für meinen Vater.« »Darum geht es also.« Er lachte. »Wir befinden uns außerhalb der Stadt und stecken beide bereits in der Klemme. Da können wir genauso gut weitermachen. Folge mir.«
Er
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