Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Frau daran hindern, sie in mein Bett zu nehmen, nur weil er treu sein will? Dieser... dieser...«
»Auraya«, beendete sie seinen Satz. Sie griff nach ihren Kleidern und begann sich anzuziehen.
Die Tatsache, dass sie seine plötzliche Impotenz klaglos akzeptierte, war irgendwie noch demütigender als die Alternative: Gelächter. Sie hätte zumindest so tun können, als sei sie überrascht gewesen.
»Du musst akzeptieren, dass Leiard ein Teil von dir ist«, sagte sie. »Er kann nichts empfinden, was nicht in dir selbst angelegt wäre.«
»Und ob er das kann. Ich liebe Auraya jedenfalls nicht.«
Sie drehte sich um und lächelte ihn an. »Nein, aber ein Teil von dir tut es. Ein Teil, den du unglücklicherweise nicht magst. Du musst diesen Teil deines Selbst annehmen, ebenso wie alles andere, das du in dir trägst, wie Leiard beweist. Wenn du es nicht tust...« Sie runzelte die Stirn und wandte den Blick ab. »Dann befürchte ich, dass du nie wieder ganz du selbst sein wirst.«
»Das weißt du nicht mit Bestimmtheit.«
»Nein, aber ich wäre bereit, darauf zu wetten.« Sie kehrte zum Tisch zurück, setzte sich und wickelte das geröstete Girri aus, um Stücke von dem Fleisch abzureißen. »Iss. Ich bin nicht gekränkt. Ein wenig enttäuscht. Vielleicht ein wenig verlegen. Aber nicht gekränkt.«
»Du bist verlegen«, murmelte er. »Ich bin zutiefst gedemütigt. Ich war noch nie außerstande...«
»Lass uns einfach essen«, unterbrach sie ihn. »Ich habe kein Verlangen nach einer weiteren deiner maßlos übertriebenen Geschichte über deine sexuellen Fähigkeiten. Nicht jetzt. Und eindeutig nicht, während ich esse.«
Er schüttelte den Kopf. Die Wut war einem flauen, düsteren Gefühl gewichen. Er setzte sich auf die Kante seines Bettes und starrte finster auf das Essen. Als er den Schlauch mit Teepi erblickte, der auf dem Tisch lag, füllte er sein Glas auf, kippte das Getränk hinunter und schenkte sich dann abermals nach.
»Es sind keine übertriebenen Geschichten«, knurrte er. »Ich weiß«, sagte Emerahl betont begütigend.
»Ich habe wirklich...«
»Iss einfach.«
Seufzend tat er wie ihm geheißen.
Teiti stand am Ufer des Kinderteichs, und ihre Beine zitterten. Seit Imis Verschwinden war jetzt eine Stunde vergangen. Ihr stand noch immer das letzte Bild vor Augen, das sie von der Prinzessin gesehen hatte, als diese ins Wasser getaucht war.
Sie und die Wachen hatten die anderen Kinder befragt, aber keines von ihnen hatte Imi fortgehen sehen. Teiti hatte Imis Wachen ausgesandt, einen jedoch dabehalten, um die Leute an den vielen Eingängen zu der Höhle zu fragen, ob sie die Prinzessin gesehen hätten.
»Sie wird schon zurückkommen«, besänftigte sie der verbliebene Wachmann. »Höchstwahrscheinlich ist sie uns entwischt, damit sie ein wenig ungestört mit diesem Jungen zusammen sein konnte.«
Das beruhigt mich ganz und gar nicht, dachte Teiti. Sie ist zu jung, um sich für Jungen zu interessieren. Wenn sie es wäre, wäre ich ebenso erschrocken, dass sie mit dem Sohn eines niederen Händlers zusammen ist.
»Meine Dame?«
Sie erblickte zwei Mädchen, die vor ihr standen.
»Ja? Was gibt es?«, fragte sie.
»Wir dachten nur, du solltest es wissen«, sagte eins der Mädchen. »Im tiefsten Teil des Teichs gibt es einen Tunnel. Er fließt aus der Stadt hinaus. Ich weiß, dass Rissi ihn schon einmal benutzt hat, als er einer Tracht Prügel von Kizz entgehen wollte.«
Einer Tracht Prügel? Teiti unterdrückte einen Fluch. Warum habe ich Imi erlaubt, mit diesem Halunken zu spielen?
»Wo ist dieser Tunnel?«
Die Mädchen zeigten in die Richtung, in der der Tunnel lag. »An der tiefsten Stelle.«
»Ich geh mir das mal ansehen«, erbot sich der Wachmann. »Wenn sie recht haben, werden wir die ganze Gegend absuchen müssen.«
Teiti seufzte. Die Hoffnungen, dass der König nichts von alledem erfahren würde, schrumpften immer schneller dahin. Je länger Imi fort war, umso weniger scherte es Teiti, was der Vater des Mädchens sagen oder tun würde. Am wichtigsten war die Frage, ob Imi in Sicherheit war.
»Geh«, sagte sie. »Finde diesen Tunnel. Finde heraus, wohin er führt. Ich werde dir zusätzliche Helfer schicken.«
Als er ins Wasser watete, wandte sie sich ab und ging zum Haupteingang hinüber. Einer der Wachmänner war dort und befragte die Leute. Sie würde ihn in den Palast schicken. Es war an der Zeit, den König vom Verschwinden seiner Tochter zu unterrichten.
13
D ie beiden Veez
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