Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
Anblick der Ersten Stimme sie in Aufregung versetzte. Auraya fing Eindrücke von Plänen auf, die darauf zielten, bei Freunden und Verwandten mit diesem Ereignis zu prahlen.
Aber die Aufregung war kurzlebig. Überall um sie herum wurde das Interesse bald von Erschrecken und Wut verdrängt, und sie war der Grund dafür. Jene, die sie nicht mit dem Krieg in Zusammenhang brachten, wurden von ihren Nachbarn, die mehr darüber wussten, ins Bild gesetzt. Es hatten bereits Gerüchte die Runde gemacht, dass sie sich im Sanktuarium aufhielt. Nur wenige Pentadrianer betrachteten ihre Anwesenheit mit Wohlwollen, aber jetzt waren sie entrüstet, dass sie sich den Menschen so offen zeigte.
Es dürfte niemanden scheren, dass dies Nekauns Idee war, dachte sie ironisch.
Als sich der Zorn der Menge verschärfte, überlief Auraya ein warnendes Kribbeln. Sie zog ein wenig Magie in sich hinein und umgab sich mit einer leichten, unsichtbaren Barriere. Nekaun sprach jetzt langsamer. Zwischen seinen Brauen hatte sich eine schwache Falte gebildet, aber er redete weiter. Auraya gab sich alle Mühe, unbefangen zu wirken, und hoffte, dass die Menge keine Gelegenheit haben würde, sich ihnen in den Weg zu stellen, solange sie nur in Bewegung blieben.
Nicht dass ich etwas von ihnen zu befürchten hätte, sagte sie sich. Aber es wäre peinlich für Nekaun, und das ist bei einem Mann in seiner Position niemals gut.
Inzwischen hatten sich etliche Menschen dem Tross angeschlossen. Aurayas Herzschlag beschleunigte sich. Als die Menge wuchs, bemerkten auch die Sklaven, was geschah, und sahen sich mit besorgter Miene um. Turaan war bleich, übersetzte jedoch halsstarrig weiter. Nekaun gab den Befehl, in eine Nebenstraße einzubiegen.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als aus schmalen Straßen zu beiden Seiten weitere Menschen erschienen. Eine lärmende Menge umringte die Sänfte und zwang sie zum Halten.
»Mörderin!«, rief jemand.
»Geh nach Hause. Du bist hier nicht willkommen!«
Diese Schmähungen wurden in der Sprache der Einheimischen vorgebracht, aber Auraya wusste, dass sie so tun konnte, als hätte sie dem Tonfall der Menschen entnommen, was ihre Worte bedeuteten. Sie sah sich um. Ein Mann begegnete ihrem Blick, runzelte die Stirn und spuckte ihr dann ins Gesicht. Der Speichel prallte gegen ihren Schild und tropfte zu Boden.
Ihr wurde bewusst, dass ihr Herz hämmerte. Obwohl sie diese Menschen nicht fürchtete, reagierte sie unwillkürlich auf ihr drohendes Verhalten. Nekaun gab den Sklaven die Anweisung, die Sänfte zu Boden zu lassen, dann stand er auf. Die Menge zog sich einige Schritte zurück, und Stille kehrte ein.
»Männer und Frauen von Glymma, beschämt mich nicht«, bat er. »Ich verstehe euren Zorn. Hier vor euch sitzt eine Zauberin, die einst eure Feindin war, und ihr seht keinen Grund, ihre Gunst zu erringen. Aber es gibt einen Grund. Einen sehr guten Grund. Sie kennt euch nicht und versteht euch nicht. Wenn sie es täte, würde sie euch ebenso lieben wie ich. Wie ich würde sie es nicht ertragen mitanzusehen, wie euch oder euren Familien Schaden zugefügt wird. Ich weiß, dass ihr ehrenhaft und treu seid. Lasst sie das sehen, nicht diesen sinnlosen Hass.«
Die Menschen waren nicht zur Gänze überzeugt, aber nachdem Nekaun gesprochen hatte, trat an die Stelle ihrer Wut unzufriedener, widerstrebender Gehorsam. Murrend zogen sie sich zurück. Nekaun nahm wieder Platz und nickte dem Götterdiener zu, der die Aufsicht über die Sklaven führte. Die Sänfte wurde abermals angehoben, und die Menge teilte sich, um sie durchzulassen.
Obwohl Nekaun entspannt wirkte, nahm Auraya doch eine gewisse Steifheit in seiner Haltung wahr. Außerdem sah er ihr nicht in die Augen. Es war offenkundig, dass er sich übel verschätzt hatte, was sein Volk betraf.
Ihr Herz schlug noch immer sehr schnell, doch sie verspürte nur Traurigkeit. Sie hassen mich, dachte sie. Sie hassen mich, und ich verstehe, warum. Ich stehe für ihren Feind. Es wird Nekaun einige Anstrengungen kosten, sie dazu zu bewegen, sich in Zukunft mit Nordithania zu verbünden. Tatsächlich könnte ein solches Unterfangen durchaus unmöglich sein.
Sobald die Sänfte in die nächste Straße eingebogen war, befahl Nekaun den Männern, ins Sanktuarium zurückzukehren. Auraya sah ihn fragend an.
»Wir werden zurückfahren und in einen geschlossenen Plattan umsteigen«, erklärte er ihr. »Nicht um deiner Sicherheit willen«, fügte er hinzu. »Dir droht keine Gefahr,
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