Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
einen Heiler kann Mitgefühl gleichzeitig eine Schwäche und eine Stärke sein.«
Er lächelte, weil diese Worte ihn daran erinnerten, dass Ellareen zuvor eine Heilerpriesterin gewesen war. Vielleicht hatte diese Arbeit sie gelehrt, in jedweder Situation gelassen zu bleiben. »Was glaubst du, worin deine eigenen Stärken und Schwächen liegen, Ellareen von den Weißen?«
»Nenn mich einfach Ella«, sagte sie, dann schürzte sie die Lippen, während sie über seine Frage nachdachte. »Ich weiß nicht … Mein Glaube an die Götter vielleicht. Wenn es keine offenkundige Antwort gibt, tue ich, was die Götter mir sagen.«
Das klingt wie ein persönliches Mantra. Interessant. »Eine kluge Strategie.«
Sie sah Dyara an, die schwach lächelte, dann wandte sie sich wieder Danjin zu. »Obwohl mir die Götter bis vor kurzem niemals eine Anweisung erteilt haben«, fuhr sie fort, »habe ich ihnen immer eine Gelegenheit dazu gegeben - bevor ich meine Suppe selbst ausgelöffelt habe.«
Er kicherte. »Das haben sie bestimmt zu schätzen gewusst. Nicht dass ich damit andeuten wollte, dass du dir jetzt weitere Suppen einbrocken wirst.« Er blickte zu Dyara hinüber. »Du hast viele erfahrene Helfer, die dir zur Seite stehen.«
»Ja. Dich eingeschlossen. Dyara sagt, du hättest Spione in ganz Ithania.«
»Spione?« Danjin lachte. »Man kann sie wohl kaum als Spione bezeichnen; es sind einfach Leute, die ich an Königshöfen kenne, und alte Geschäftsfreunde.«
»Erzähl mir von ihnen.«
Danjin nahm noch einen Schluck Wasser, dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und unterhielt sie mit Geschichten von Menschen, die er kannte, sowohl in hohen als auch in niederen Positionen. Er berichtete ihr, auf welche Weise sie ihm in der Vergangenheit geholfen hatten, und erklärte, dass sie es auch wieder tun würden. Die komischeren seiner Anekdoten schienen sie wirklich zu erheitern. Das war ein gutes Zeichen. Ihr Sinn für Humor war ein guter Ausgleich für die beinahe beunruhigende Zuversicht, die sie verströmte.
Sie wird eine gute Weiße abgeben , befand er. Hoffen wir, dass sie sich ein wenig länger halten wird als Auraya.
3
A ls Auraya zum Nordflussstamm geflogen war, hatte sie gelegentlich hier und da einen Blick auf den Wasserfall in der Ferne werfen können. Als der junge Siyee, der sie führte, jetzt hinabglitt, sah sie, dass es mehrere Wasserfälle waren, von denen jeder über eine Terrasse im Land in einen Teich stürzte, von dem ein seichter Fluss zum nächsten Wasserfall hinüberströmte.
Tyve ließ sich weiter nach unten sinken, um neben einem der Wasserfälle zu landen, und Auraya setzte neben ihm auf. Das Zischen des herabfallenden Wassers erfüllte die Luft, und Auraya blickte sich um. Es war ein hübscher Ort, aber sie konnte keine Spur von der Landgeherin entdecken.
Tyve deutete auf den Wasserfall. »Sie lebt dort drin, hinter dem Wasser. Man gelangt von der Seite aus hinein.«
Auraya nickte. »Danke, Tyve. Du solltest jetzt besser nach Hause fliegen. Falls ich irgendetwas benötigen sollte, werde ich in dein Dorf kommen.«
Er nickte, nahm Anlauf auf den kahlen Felsen am Flussufer und sprang in die Luft. Während Auraya ihm nachsah, fiel ihr etwas ein, das sie über den Jungen gehört hatte.
Er wollte Traumweber werden. Sie hatte es in seinen Gedanken gelesen, als sie Mirar geholfen hatte, die Kranken in seinem Dorf zu behandeln. Mirar hatte nicht gesagt, dass er den Jungen unterrichten wolle, aber er hatte es auch nicht abgelehnt.
Seine Träume müssen zunichtegemacht geworden sein, als Mirar aus Si floh. Aber es ist besser so. Wenn er sich von den Göttern abgewandt hätte, um Traumweber zu werden, wäre seine Seele bei seinem Tod verloren gewesen.
Die Vorstellung, dass Siyee Traumweber werden könnten, beunruhigte sie. Es war eine Ironie des Schicksals, dass ein Siyee auf dem Weg gewesen war, Traumweber zu werden, während Auraya in Jarime das Hospital aufgebaut hatte - das am Ende die Zahl der Traumweber vielleicht verringern würde, weil es mögliche Schüler zur Priesterschaft führte.
Es war beinahe eine Erleichterung, nicht länger die Verantwortung für das Hospital zu tragen. Juran hatte von guten Fortschritten berichtet. Es war schön zu wissen, dass die Einrichtung nach wie vor den Menschen in der Stadt zugutekam, während sie gleichzeitig die Kenntnisse der Zirkler in der Heilkunst vertiefte. Aber sie hatte sich nie wohlgefühlt mit dem Wissen, dass sie auf diese Weise zwar die Seelen
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