Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
blickte zu seiner Schwester hinüber. »Zunächst einmal werden wir aufhören, uns zu verstecken. Ich würde gern reisen.«
»Ich möchte auf keinen Fall wieder berühmt werden«, erklärte Tamun. »Außerdem, wie könnten wir den Menschen Ratschläge erteilen? Wir wissen nicht, welche Veränderungen der Tod der Götter mit sich bringen wird.« Sie wandte sich zu ihrem Bruder um. »Und ich möchte auch nicht reisen. Ich glaube...« Sie hielt inne, um nachzudenken. »Ich glaube, ich würde mich gern irgendwo niederlassen. An einem Ort, an dem Menschen Dinge herstellen. Handwerker. Künstler. Irgendetwas in der Art.«
»Und ich werde dich besuchen - vielleicht werde ich die Dinge verkaufen, die deine Leute herstellen!«, rief Surim. »Ich könnte Händler werden!«
Die Möwe kicherte. »Ich schätze, ich werde euch auf dem Wasser sehen.«
»Du willst nichts verändern, nicht wahr?«, sagte Emerahl.
Der Junge schüttelte den Kopf. »Das Meer ist mein Zuhause. Ich habe tausend Jahre gebraucht, um es zu finden, und ich kann keinen Grund erkennen, daran etwas zu ändern.«
Sie verfielen in nachdenkliches Schweigen. Tausend Jahre, bevor er die Möwe wurde, ging es Mirar durch den Kopf. Und er war schon eine Legende, bevor ich unsterblich wurde. Wie alt ist er?
»Ich werde nach Si zurückkehren«, sagte Auraya, und sie alle sahen sie an.
Mirar wurde mit einem Mal leichter ums Herz. Sie wird zurechtkommen, dachte er. Mit der Zeit wird sie die Götter und Chaia vergessen. Und sie hat reichlich Zeit, das zu tun.
Auraya runzelte die Stirn. »Nachdem ich Unfug geholt habe«, fügte sie hinzu. Sie berührte den blauen Stoff, den sie um ihren Leib geschlungen hatte. »Und ich muss den Kaufmann für dieses Tuch und das Essen bezahlen, das ich ihm abgenommen habe.«
Emerahl kicherte. »Dann wirst du etwas Geld brauchen.«
Auraya blickte auf. »Ja.«
»Ich habe das Zweitbeste neben Geld. Tatsächlich habe ich es ganz in der Nähe vergraben.«
»Den Schatz«, sagte Surim.
Emerahl lächelte. »Ja. Ich glaube, ich kann ein wenig für Auraya erübrigen. Schließlich hätte sie wohl kaum in Lumpen erscheinen können - oder ganz und gar unbekleidet. Das wäre unpassend gewesen.«
»Ich weiß nicht...«, widersprach Mirar.
»Unfug«, meldete Surim sich zu Wort. »Hat er Auraya nicht befreit? Wer ist dieser Mann?«
»Ein Veez«, antwortete Mirar.
Surim sah Mirar überrascht an, dann grinste er. »Meinst du, dass es nach allem, was du getan hast - oder nicht tun konntest -, um Auraya zu befreien, ein Veez war, dem es gelungen ist?«
»Ja«, erwiderte Emerahl.
Surim lachte. »Ob diesem armen Geschöpf wohl klar ist, dass es dir jede Chance verdorben hat, dass Auraya dir voller Dankbarkeit in die Arme sinken würde?«
Emerahl schnaubte. »Um der Frauen überall auf der Welt willen, sag mir, dass du das ohnehin nicht getan hättest, Auraya.«
Aurayas Mundwinkel zuckten. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Sie sah Mirar an. »Ich schätze, wir werden es nie erfahren.«
Er zuckte die Achseln. »An der Vergangenheit lässt sich nichts mehr ändern. Aber die Zukunft sieht gut aus. Voller endloser Möglichkeiten.«
Als er den Blick abwandte, beobachtete er, dass die anderen selbstgefällig grinsten, bevor sie ihre Züge hastig wieder glätteten.
»Und keine Götter«, ergänzte Emerahl.
»Aber immer noch reichlich Sterbliche«, warf die Möwe ein. »Unterschätzt sie nicht. Sie können ebenso gefährlich sein wie Götter. Gefährlicher sogar, da die Götter durch die Notwendigkeit eingeschränkt waren, willige Anhänger zu finden, die ihr Werk verrichteten.«
Die anderen dachten schweigend über seine Bemerkung nach.
»Wir sollten in Verbindung bleiben«, sagte Emerahl und blickte in die Runde. »Wir sollten einander besuchen - und vielleicht einmal im Jahr zusammenkommen.«
»Ja«, stimmte Surim ihr zu. »Vielleicht in Tamuns neuem Künstlerreich.«
Mirar stellte zu seiner Freude fest, dass Auraya nickte.
»Ich werde euch alle besuchen, solange ihr mir Bescheid gebt, wo ihr seid, da ich die Kontinente bereisen werde«, erklärte er. Dann sah er Auraya an. »Werde ich in Si willkommen sein?«
Sie lächelte beinahe. »Natürlich.«
Hoffnung regte sich in Mirars Herz. Vorsicht, sagte er sich. Zieh keine voreiligen Schlüsse. Du darfst sie nicht drängen. Sie braucht Zeit, um sich von allem zu erholen, was geschehen ist.
Emerahl erhob sich. »Wenn wir diesen Schatz holen wollen, tun wir es besser, bevor wir zu viel
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