Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
getrunken haben.« Sie wandte sich an Auraya. »Würdest du mir helfen, ihn herzutragen?«
Auraya zuckte die Achseln, dann stand sie auf und folgte Emerahl zu den Sanddünen. Als Mirar ihren ausgezehrten Körper betrachtete, durchzuckte ihn ein Stich der Sorge. Sie soll ihr helfen, den Schatz zu tragen? Das glaube ich nicht. Er stand auf und folgte den beiden Frauen.
Kurze Zeit später hatte er Auraya bereits eingeholt. Außer Atem war sie stehen geblieben. Emerahls Fußspuren führten über den Gipfel einer Düne. Auraya drehte sich mit einem kläglichen Lächeln zu ihm um.
»Deine Heilmethode hat ihre Grenzen«, bemerkte sie.
Er nickte. »Man kann nur von den Reserven zehren, die man angesammelt hat. Aber dem sollten einige gute Mahlzeiten wohl Abhilfe schaffen.«
Auraya nickte und sah stirnrunzelnd zu Boden. Er trat beunruhigt auf sie zu.
»Geht es dir gut?«
Sie hob den Blick, lächelte und kam dann ohne Vorwarnung zu ihm, um ihn auf den Mund zu küssen. Es war mehr als ein freundschaftlicher Kuss, auch wenn die Berührung nur kurz war.
Der kleine Vorfall ließ ihn vor Überraschung erstarren, und sein Herz begann zu hämmern.
»Wofür war der?«, gelang es ihm schließlich zu sagen.
»Das war ein Dankeschön«, antwortete sie. »Während der ganzen Zeit meiner... meiner Gefangenschaft hast du mir Gesellschaft geleistet. Du hast mir Hoffnung und Mut geschenkt.« Sie hielt inne. »Und wie du schon sagtest, die Zukunft ist voller endloser Möglichkeiten.«
Sie lächelte abermals, dann wandte sie sich ohne auf eine Erwiderung zu warten um, entschlossen, Emerahl auf die Sanddüne hinaufzufolgen.
Mirar sah sie auf der anderen Seite der Düne verschwinden und ging hinter ihr her, wohlwissend, dass er grinste wie ein Narr. Aber es kümmerte ihn nicht.
Epilog
Der Mann, der zögernd durch die Tür trat, war dünn und hager. Seine Kleider waren schlicht, aber das Tuch war nicht von schlechter Qualität, und seine Sandalen waren neu. Trotz seiner Nervosität bewegte er sich mit der Geschmeidigkeit eines Menschen, der sich seines Platzes in der Welt gewiss war. Sein Haar war grau und seine Stirn runzelig, aber sein Blick war scharf und direkt.
Aus alter Gewohnheit und mit der Erfahrung seines langen Lebens schätzte der auf Kissen gestützte Kaiser von Sennon den Mann ab. Obwohl er Intelligenz und Zuversicht bei ihm wahrnahm, stellte er zu seiner Erleichterung das Fehlen einer gewissen Härte fest, einer Eigenschaft, wie sie Männern eigen war, die ehrgeizig, habgierig oder grausam waren.
Aber er ist ein Fanatiker, befand er. Das kann ich auf hundert Schritte Entfernung erkennen.
Der Mann nahm das Bett, den Kaiser und seinen Gefährten mit einem einzigen Blick in sich auf, dann ließ er sich auf die Knie fallen und drückte die Stirn auf den Boden.
Und er ist nicht zu stolz, ging es dem Kaiser durch den Kopf. Diese gottverfluchten Priester und Götterdiener hassen es, sich vor mir zu verbeugen. Dieser Mann ist klug.
»Erhebe dich.« Der Besucher gehorchte, hielt den Blick jedoch weiter gesenkt. »Du bist also der weise Mann von Karienne«, stellte der Kaiser fest. »Hast du neben deinem Titel auch einen Namen?«
Der weise Mann nickte. »Mein Name ist Eralayo Schreiber. Oder Ero.«
»Du predigst nun schon seit einiger Zeit. Wenn ich nicht in so...« - der Kaiser deutete auf das Bett - »… in so schlechter Verfassung wäre, würde ich kommen, um dir zuzuhören.«
»Es ist eine Ehre für mich, dass du das sagst.«
»Was der Grund ist, warum ich dich habe herbringen lassen. Erzähl mir von diesem Schöpfer, von dem du sprichst.«
Der weise Mann hob überrascht den Kopf. Er sah den Gefährten des Kaisers an, dann blickte er dem Herrscher wieder in die Augen. Seine Schultern hoben und senkten sich, während er seinen Mut zusammennahm. Dann straffte er sich.
»Wir sind alle Werke des Schöpfers«, erklärte er. »Alles wurde von ihm erschaffen. Jedes Tier, jede Pflanze, jeder Mann und jede Frau. Selbst der Staub unter deinen Füßen. Selbst die Götter.« Er hielt inne und schluckte hörbar. »Der Schöpfer hat die Welt gemacht, und sein Ziel ist ein Rätsel für uns. Wir fragen uns, warum er eine so fehlerhafte Welt geschaffen hat. Der Schöpfer hat Kreaturen gemacht, die wir als böse erachten. Aber warum erachten wir sie als böse? Weil sie töten?« Er breitete die Hände aus. »Ein Reyna frisst Pflanzen. Auch Pflanzen sind lebendige Geschöpfe. Das Reyna tötet die Pflanze, die es frisst. Wir
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