Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
falschen Ort bin«, antwortete er. »Die Wegbeschreibung, die man mir gegeben hat, scheint falsch zu sein.«
»Da hast du recht«, sagte eine andere Stimme. Ranaan blickte zu dem Sprecher hinüber. Die hohe Stimme des Mannes passte nicht recht zu seinem massigen Körperbau.
»Wir werden euch nicht länger belästigen«, entgegnete Fareeh. Er machte einen Schritt auf die Lücke zwischen zweien der Männer zu, dann blieb er stehen. Die Männer waren enger zusammengerückt, um ihm den Weg zu versperren.
Ranaan unterdrückte ein Stöhnen des Entsetzens und der Furcht. Seine Beine zitterten, und ihm war übel. Er fragte sich, ob sein Herz noch schneller schlagen konnte. Wenn es das tat, würde es ihm vielleicht einfach aus der Kehle springen.
Ein Lichtfunken erschien und beleuchtete die Innenfläche von Fareehs Hand. Der Funke wurde größer, und Ranaan blickte daran vorbei zu den Gesichtern der Männer hinüber. Sein Mund wurde trocken, als er begriff, warum der Akzent des ersten Sprechers so falsch geklungen hatte.
Dies war keine hiesige Straßenbande. Der Akzent war nicht echt gewesen. Obwohl die Kleider der Männer schlicht waren, waren sie doch von guter Qualität - lässige Gewänder, in denen man im Freien Sport trieb. Ihr Lächeln enthüllte beinahe makellose Zähne. Der Mann mit der hohen Stimme war nicht muskulös, sondern trug das Fett eines Menschen, der in Maßlosigkeit lebte.
Jetzt trat einer der Fremden, ein blonder Mann mit tadellos geschnittenem Haar, einen Schritt vor.
»Du hast recht«, sagte er. »Du wirst uns ganz gewiss nicht noch einmal belästigen.«
Dann wurde die Gasse plötzlich von Magie verzerrt. Ranaan hörte Fareeh rufen, dass er innerhalb seines Schildes bleiben solle. Während von allen Seiten Angriffe kamen, kauerte er sich dicht an seinen Lehrer.
Die Angriffe kommen von allen Männern. Sie alle besitzen Gaben. Wie kann das sein? Kaufen die Reichen magische Ausbildung für jene unter ihren Söhnen, die nicht Priester werden?
Fareeh stieß ein leises, verärgertes Brummen aus. Dann griff er hinter sich und packte Ranaan am Arm. Er zog seinen Schüler herum und beugte sich zu ihm vor.
»Ich werde sie aufhalten«, murmelte er. »Du gehst. Geh ins Hospital. Hol Hilfe.«
Ranaan taumelte, als Fareeh ihn wegstieß. Er sah, wie die Fremden sich umdrehten, um ihn anzugreifen, und nackte Angst stieg in ihm auf. Seine Beine fanden ihre Kraft wieder, und er floh. Nichts hielt ihn auf. Niemand trat aus der Dunkelheit, um ihm den Weg zu versperren. Am Ende der Straße stürzte er um die Ecke und rannte los.
Einige Straßen später wurde ihm klar, dass niemand ihm folgte, und die Panik verebbte langsam. Als sein Verstand wieder einsetzte, blieb er stehen und machte sich zwei Dinge klar: Fareeh hätte Ranaan nicht um Hilfe geschickt, wenn er geglaubt hätte, dass er sich allein befreien könnte.
Natürlich. Sie waren zu acht!
Das Hospital war noch einige Straßen entfernt. Fareeh konnte unmöglich acht Zauberer so lange aufhalten, dass Ranaan mit Hilfe zurückkehren konnte.
Ich sollte zurückgehen und ihm helfen , dachte er.
Sei nicht dumm. Was kannst du schon ausrichten? Willst du ihnen Kräuterkuren hersagen?
Die Unentschlossenheit lähmte ihn. Plötzlich konnte er Stimmen hinter sich hören. Gelächter. Hämisches Gekicher. Er erkannte die hohe Stimme des fetten Mannes und schauderte.
Als ihm bewusst wurde, dass er mitten im Lichtschein einer Lampe stand, wirbelte er herum und suchte nach einem Versteck. Das nächstgelegene war die nicht übermäßig tiefe Nische eines Hauseingangs. Er sprang hinein und drückte sich zitternd an den Türrahmen.
Die Stimmen wurden lauter. Worte wie »einfach«, »jämmerlich« und »gute Arbeit« drangen an sein Ohr. Dann befahl einer der Männer den anderen, den Mund zu halten.
Sie wurden still. Ein eindringliches Gespräch folgte, dann erklangen Schritte. Als die Männer sich seinem Versteck näherten, hielt Ranaan den Atem an.
»Beeilt euch!«
Die Schritte wurden schneller. Zwei Männer liefen an Ranaan vorbei und verschwanden am Ende der Straße. Andere Schritte verklangen, während die Männer sich aufteilten und in verschiedene Richtungen gingen.
Dann lauschte Ranaan den Geräuschen der Straße: dem leisen Rascheln, das, wie er hoffte, von Tieren stammte, den schwachen Stimmen eines Streits irgendwo in dem Haus, in dessen Eingang er stand, dem Plätschern von Wasser oder einer Kanalisation irgendwo unter ihm.
Vorsicht und Furcht kämpften
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