Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
habe Auraya einmal bei einem ähnlichen Besuch begleitet.«
Ella zog die Augenbrauen hoch. »Warum hat Auraya das Gefängnis aufgesucht?«
»Einem Traumweber wurde vorgeworfen, er habe die Träume eines anderen Menschen manipuliert.« Ella beobachtete ihn ohne einen Wimpernschlag, während er sprach. Verwirrt von ihrem plötzlichen Interesse, erwog er einen Moment lang die Möglichkeit, es könnte die Geschichte des Traumwebers sein, die ihre Neugier geweckt hatte. Aber dann besann er sich eines anderen. Nein , dachte er, ihr Interesse gilt Auraya. »Sie hat festgestellt, dass er unschuldig war«, fügte er hinzu.
Sie richtete sich abrupt auf und wirkte mit einem Mal vollkommen gelassen. »Könntest du dafür sorgen, dass ich diesen Mörder aufsuchen kann?«, fragte sie.
»Natürlich«, antwortete er. »Möchtest du, dass ich das sofort erledige?«
»Ja.« Sie nickte, dann erhob sie sich und rieb ihre Hände.
Er stand ebenfalls auf und folgte ihr zur Tür. »Welche Zeit wäre dir gelegen?«
Sie überlegte kurz. »Morgen früh?«
»Ich werde sehen, was ich tun kann.« Er machte das Zeichen des Kreises. »Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, Ellareen von den Weißen.«
Er verließ den Raum und ging die Treppe hinab. Auf dem Weg nach unten dachte er über Ellas Interesse an Auraya nach. Ihr Verhalten hatte mehr offenbart als bloße Neugier.
Vielleicht Eifersucht , ging es ihm durch den Kopf. Aber welchen Grund hätte sie, Auraya zu beneiden? Sie hat alles, was Auraya hatte … bis auf die Fähigkeit zu fliegen. Bei der Erinnerung an ihr offenkundiges Unbehagen angesichts des Ausblicks aus dem Turmfenster glitt ein Lächeln über seine Züge. Ich bezweifle, dass sie diese Fähigkeit begehrt.
Wenn es nicht Eifersucht war, was war es dann? Sie hatte die Stirn gerunzelt. Gewiss war es nicht Missbilligung gewesen. Welchen Grund hätte sie auch, Auraya zu missbilligen?
Er schüttelte den Kopf. Jetzt deute ich zu viel in ihr Verhalten hinein. Wenn ich anfange, in diese Richtung zu denken, werde ich wie die Klatschtanten der Stadt enden und jedes skandalöse Gerücht glauben, das sich um Auraya rankt.
Ellareen war lediglich neugierig auf ihre Vorgängerin, das war alles.
»Das ist alles?«
Auraya sah Jade ungläubig an. Die Frau lächelte, und ihre grünen Augen leuchteten vor Erheiterung.
»Was hattest du erwartet?«
»Ich dachte, du würdest mich auf die gleiche Weise unterrichten, wie Mirar mich in der Heilkunst unterwiesen hat - durch eine Gedankenvernetzung.«
Jade lachte. »Wenn das doch nur möglich wäre. Unglücklicherweise kann man nicht in einen beschirmten Geist hineinsehen, daher kann ich dir nicht zeigen, was ich tue, um den meinen abzuschirmen.«
»Also muss ich es einfach selbst herausfinden? Ich brauche niemanden, der mir hilft?« Auraya runzelte die Stirn. »Warum bin ich dann hier?«
»Du brauchst jemanden, der in der Lage ist, deine Gedanken zu erspüren. Nur so kannst du feststellen, ob sie verborgen sind oder nicht.«
Auraya nickte. »Aber du kannst meine Gedanken nur lesen, während du meinen Geist abschöpfst. Hast du vor, die ganze Zeit in einer Traumtrance zu verbringen?«
»Alle Unsterblichen können Gefühle erspüren«, erwiderte Jade. »Wenn ich deine Gefühle nicht länger spüren kann, werde ich versuchen, deinen Geist abzuschöpfen.«
Dies war eine neue und interessante Information. Mirar musste ebenfalls in der Lage sein, Gefühle zu erspüren. Er hatte ihre Gefühle nicht spüren können, als sie eine Weiße gewesen war, aber er würde es jetzt tun können. Und sie konnte nicht länger seine Gedanken lesen.
Wie sehr sich das Blatt doch gewendet hat , überlegte sie. Nur gut, dass er nicht hier ist.
»Wie ich schon sagte«, fuhr Jade fort, »stell dir vor, du würdest einen Schleier über deinen Geist legen. Du kannst hinausschauen, aber niemand kann hineinschauen.«
Auraya versuchte es. Sie stellte sich wieder und wieder einen Schleier vor, stellte sich sogar vor, sie trüge einen schweren Sack über dem Kopf, aber was sie auch tat, Jade konnte ihre Gefühle immer noch spüren.
Schon bald war sie erfüllt von so starker Frustration, dass selbst ein nicht mit Gaben gesegneter Sterblicher sie hätte wahrnehmen können. Die Stunden schleppten sich dahin. Schließlich stieß Jade einen Seufzer aus und legte den Korb beiseite, den sie geflochten hatte.
»Das ist genug für heute Nacht. Es ist schon spät. Du solltest etwas schlafen.«
Auraya hätte beinahe
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