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Das Zeitpendel

Das Zeitpendel

Titel: Das Zeitpendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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beobachtete, wie der Offizier langsam wieder Gewalt über sich gewann. Laroux schluchzte noch einmal, zog dann ein Taschentuch hervor und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    Hudman schluckte und sagte dann mit fester Stimme: »General, wir zwei haben etwas gemeinsam. Man könnte es Rassenbewußtsein nennen.«
    Als er das Wort aussprach, spürte er ein seltsames Echo in seinem Bewußtsein. Es war das erstemal, daß er sein eigenes Verhalten offen analysiert hatte. Bisher hatte er immer geglaubt, daß eine Ausdeutung seines friesischen Gehabes ihm nur schaden würde.
    General Laroux hatte sich inzwischen von seiner Gefühlsanwandlung erholt. Nachdenklich starrte er Hudman an.
    »Es ist schon eine komische Sache«, beeilte sich Hudman fortzufahren. »Jeder einzelne der Millionen Menschen versucht seine Heimatsprache in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten. Jeder hat einen eigenen Dialekt, der nicht Ihrer und nicht meiner ist. Und nun kommen Sie auch noch mit Ihrem Provençal daher und …«
    »Und«, lächelte der General, »Sie mit Nez Perce.«
    Hudman verschlug es wieder einmal die Sprache. Er suchte nun selber nach seinem Taschentuch.
    »Ich habe die Erfahrung gemacht«, fuhr General Laroux mit einem wissenden Lächeln fort, »daß die Amerikaner, in deren Adern indianisches Blut fließt, an ihren Vorfahren und deren Sprache sehr interessiert sind. Sie haben doch auch Nez Perce gelernt, nicht wahr?«
    Hudman wollte sich gegen diese Behauptung auflehnen, aber er brachte kein Wort heraus. Er konnte nicht zugeben, daß es die friesische Sprache war, die er gelernt hatte. Die Erinnerung an die Beerdigung seines Vaters stieg in ihm auf. Er war damals gerade sechzehn Jahre alt gewesen, und er hatte einen Schwur geleistet. Mein lieber, wunderbarer Vater. So lange ich lebe, wirst du niemals wirklich tot sein. Ich verspreche dir, alles das am Leben zu erhalten, wofür du immer eingestanden bist.
    Wenn man sechzehn Jahre alt ist, neigt man dazu, manche Dinge im falschen Licht zu sehen. Die Wahrheit war, daß sein Vater niemals zum Friesischen oder zu den Friesen gehalten hatte. Er war schon die dritte Generation in den Staaten gewesen und ein Produkt jener Zeit, in der alles verschmolz und sich die Kinder noch schämten, wenn ihre Eltern mit einem ausländischen Akzent sprachen. Englisch war die logische und einheitliche Sprache.
    So gesehen, sagte sich Hudman, brauchte er sich gar nicht zu verteidigen.
    »Ja«, sagte er bedächtig, »ich habe mich auch einmal für Nez Perce interessiert. Aber Sie können darin keine große Bedeutung sehen, denn das macht nur ein Achtel meines Ichs aus.« Er bemerkte, daß seine Worte eine Erinnerung in Laroux weckten. »Was wollen Sie dazu sagen, General?«
    Der antwortete jedoch nicht und starrte Hudman nur an. »Es gibt da eine interessante Geschichte«, fuhr Hudman fort. »Wissen Sie, was mein indianischer Ururgroßvater sagte, als der weiße Mann zum erstenmal nach Oregon kam? Auch das wird einmal ein Ende haben, denn viel mehr Weiße können bestimmt nicht mehr kommen .« Hudman fuhr mit der Hand durch die Luft. »Aus der Sicht der Indianer kamen die Weißen aus dem Nichts, so wie heute die Uxtagooganazas aufgetaucht sind.«
    Aus dem Gesicht des Generals ließ sich ablesen, daß ihm dieser Vergleich nicht sonderlich gefiel. »Die ersten amerikanischen Siedler waren Individualisten«, sagte er. »Diese Uxta … Uxta …« Er unterbrach sich und blickte entrüstet, fuhr dann aber bestimmt fort: »Die Uxtans scheinen aber eine völlig einheitlich organisierte Rasse zu sein.«
    »Wer weiß«, wandte Hudman ein, »wie die ersten Siedler auf die Indianer wirkten.«
    »Und andererseits«, fuhr Laroux fort, »zögern sie keine Sekunde, um sich mit ihren hypnotischen Tricks jeden gefügig zu machen. Daher …«
    Er schlug urplötzlich einen anderen Ton an, der seinen formalen Charakter als hoher Offizier widerspiegelte. »Mr. Hudman, sagen Sie Ihrem König Lluuan, daß ich meine Bomben auf jede größere Ansammlung von Uxtans werfen werde, wenn er nicht tut, was ich will. Ich werde Ihnen jetzt sagen, was ich will, und hören Sie gut zu. In Frankreich, in ganz Frankreich, soll an allen Schulen bis in alle Zukunft nur eine Sprache gelehrt werden und zwar Provençal.« Sein formaler Tonfall schwächte sich etwas ab, als er lächelnd fortfuhr: »Und hier in den Vereinigten Staaten wird die nationale Sprache für immer Nez Perce sein.«
    »Uh!« stieß Hudman perplex aus. Noch während er

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