Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeitpendel

Das Zeitpendel

Titel: Das Zeitpendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
hinführen?«
    Hudman nahm einen ersten Schluck, aber der rothaarige Norweger schien sein Getränk vergessen zu haben, denn er beugte sich nach vorn und sagte mit ernster Stimme: »Meine Familie kommt aus einer Gegend in Norwegen, in der man einen Dialekt spricht, der unter dem Namen Streele bekannt ist. Ich muß wohl annehmen, daß er nun ausgelöscht wird.«
    Hudman fühlte sich plötzlich sehr müde, aber er dachte noch klar: Um Petes willen, noch ein Dialekt!
    »Ist Streele ein örtlich begrenzter Akzent, so wie er in den Südstaaten der USA gesprochen wird oder ein regionaler Dialekt?« fragte er laut.
    »Es ist ein unverfälschter Dialekt«, lautete die Antwort. »Die normalen Norweger können ihn kaum verstehen.«
    »Es muß wohl eine Milliarde verschiedener Worte auf diesem Planeten geben«, murmelte Hudman schläfrig. »Jeder fühlt sich verletzt, sogar Reed ließ sich dadurch dazu verleiten, auf mich zu schießen, nur weil ich mich einmal über ihn lustig gemacht habe, als er den komischen Akzent nachmachte, den seine Eltern in irgendeiner Ecke von England sprachen.«
    »So ist das.« Die Worte klangen wie aus weiter Ferne, und Hudman konnte den Sprecher nur noch schwer durch einen Schleier aufkommender Müdigkeit erkennen. »Die Frage ist also: Was können wir tun, daß sich nichts verändert?«
    »Ich weiß nicht, wie Sie sich dagegen wehren wollen«, sagte Hudman schwerfällig. »Vielleicht jagen Sie mir eine zweite Kugel in den Bauch, und Lluuan und seine Gulits sind diesmal nicht in der Lage, mich zu schützen. Ich habe das Gefühl, daß sie gerade jetzt zu mir sprechen wollen, aber ich bin viel zu müde.«
    Die Stimme Bjornsons klang nun noch weiter entfernt. »Wie wäre es mit Gift in deinem Drink? Können sie dich dagegen schützen?«
    »Ich wollte gerade sagen«, murmelte Hudman dumpf, »daß das ein heißer Drink ist, den Sie mir da serviert haben. Ich …« Er rutschte von dem Stuhl und fiel mit einem Aufschrei zu Boden.
    »Und wenn das nicht hilft«, sagte Bjornson ungerührt, »sollten wir dich vielleicht in tausend kleine Stücke zerschneiden.«
    »Du verdammter …«, stöhnte Hudman und streckte sich auf dem Boden lang aus.
    »Tut mir leid, Hud.«
    Hudman lag eine Weile nur bei halbem Bewußtsein mit geschlossenen Augen auf dem Boden der Kajüte. Das war alles, was er noch wahrnehmen konnte, die kühlen Planken in Bjornsons Kajüte …
    … das warme Gras. Um Petes willen!
    Er öffnete die Augen und setzte sich hin.
    Neben ihm erhoben sich sanfte Hügel. In geringer Entfernung erhoben sich die Gebäude einer Stadt, die bis zum fernen Horizont reichte. Die Häuser glitzerten in spiegelndem Glas und goldenen Farben. Dazwischen waren Millionen leuchtender Punkte in silbernem und purpurrotem Glanz. Es war eine Stadt, wie sie Hudman noch nie auf seinen ungezählten Reisen gesehen hatte.
    Triumphierend erkannte er die Wahrheit.
    »Das Zeitpendel!« sagte er laut auf englisch. (Friesisch schien ihm plötzlich weit weg und völlig unwichtig.) »Es hat wieder ausgeschlagen!«
    Begeistert sprang er auf. Ein klarer Gedanke sagte ihm, wohin ihn das Zeitpendel diesmal verschlagen hatte. Die farbenprächtige Stadt – irgendwie wußte er das mit Sicherheit – war das uralte und weit entfernte Uxtagooganaza bevor es in die Tiefen versank, die in einer fernen Zukunft der Pazifische Ozean mit seinem Wasser füllen würde.
    Im zwanzigsten Jahrhundert war er wahrscheinlich tot – vergiftet und in tausend Stücke zerschnitten. Aber der gute, alte Lluuan und seine Gulits mußten das Pendel noch so stabilisiert haben, daß es ihn über Millionen Jahre hinweg in eine andere Zeit versetzte.
    Wie lange würde es diesmal bis zum nächsten Ausschlag des Zeitpendels dauern? Die Sorge um diese Frage war ihm so unwichtig, wie es ihm sein Friesisch plötzlich geworden war.
    Als er langsam den Hügel hinabschritt, fühlte er sich wie ein Einwanderer in einem fremden Land, beschwingt, freudig erregt und in der Gewißheit, daß er seine Vergangenheit, sein übertriebenes Rassenbewußtsein endgültig abgelegt hatte.
    Es war ein großartiger Augenblick, als er sich mit Leib und Seele dieser neuen Welt hingab.
     

 
Grab, Tiffy, grab!
     
    Als der Wagen auf der Spitze des letzten Hügels anhielt, fühlte Peter Tasker die freundliche Ausstrahlung der Farm, die ihn wie mit einem warmen Mantel einhüllte. Er blickte auf Evana, die neben ihm saß, und hoffte, daß sie das gleiche empfand.
    »Wie sieht sie nach zwei Jahren

Weitere Kostenlose Bücher