Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zen des glücklichen Arbeitens - mehr Sinn und Zufriedenheit in Job und Alltag

Das Zen des glücklichen Arbeitens - mehr Sinn und Zufriedenheit in Job und Alltag

Titel: Das Zen des glücklichen Arbeitens - mehr Sinn und Zufriedenheit in Job und Alltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theseus Verlag
Vom Netzwerk:
eine Schwierigkeit also weniger als Ärgernis, obwohl wir uns natürlich auch immer wieder mal ärgern, sondern eher als eine Gelegenheit, mehr zu verstehen, um damit wieder üben zu können.
    Jede Schwierigkeit ist eine besonders geeignete Situation, unser Zen anzuwenden, und ohne diese Schwierigkeit, die sich uns nun bietet, würde uns diese wertvolle Möglichkeit entgehen. Deshalb ist unser Arbeitsplatz auch ein so gutes Zen-Übungsgebiet – weil sich hier immer besonders viele, manchmal sich geradezu auftürmende Schwierigkeiten ergeben. Tagein, tagaus haben wir uns mit Problemen herumzuschlagen. Was für eine Gelegenheit für uns zu üben, unsere Reaktionen zu beobachten und sie nach und nach zu verbessern!
    Können wir klarer reagieren? Haben wir Zusammenhänge besser erkannt? Können wir warten, bis die Zeit reif ist für eine Lösung? Haben wir klüger entschieden? Konnten wir unsere Gelassenheit bewahren?
    Unsere Reaktionen sagen alles über uns, und entsprechend können wir sie als wichtigen Forschungsgegenstand in eigener Sache nutzen. In unseren unzähligen kleinen Reaktionen und täglichen Entscheidungen liegt ein weitaus größeres Potenzial als in den wenigen großen Ereignissen, auf die wir in unserem Leben in der Regel blicken. Mit jeder kleinen, klügeren Reaktion können wir die Weichen ein wenig mehr in diese oder in jene Richtung stellen. Und morgen wieder. Und übermorgen erneut. Und daraus ergibt sich die wirkliche und dauerhafte Veränderung.
    Die beste Möglichkeit herauszufinden, wer wir jenseits unserer so hartnäckig aufrecht erhaltenen Fassade eigentlich wirklich sind, besteht also darin zu beobachten, in welcher Art und Weise wir jeden Tag mit den Umständen unseres Lebens umgehen. Und Schwierigkeiten stellen da einfach eine besondere Gelegenheit dar. Denn solange alles gut läuft, sind wir immer obenauf; erst wenn es schwierig wird, zeigt sich, was tatsächlich in uns steckt.
    Manchmal wirft uns etwas aus der Bahn, damit wir wieder ein wenig bewusster werden. Manchmal müssen wir tief sinken, um in den Niederungen unsere wahre Stärke zu finden. Es ist sehr verständlich, dass wir das nicht so haben wollen, aber manchmal ist das Leben klüger als wir und wirft uns etwas zu, damit wir uns beweisen können. Erst mit größerem Abstand können wir dem dann einen Sinn abgewinnen.
    Dazu passt ein Gedanke des tibetischen Meditationsmeisters Yongey Minyur Rinpoche, der dieses Thema klug in einem Satz zusammenfasst: „Wenn wir uns die Zeit nehmen, unsere Sichtweise auf die Dinge anzuschauen, verändert sich unsere Sichtweise auf die Dinge.“
    Das ist der ganze Trick: Wir beobachten einfach genauer. Wir nehmen exakter wahr. Manchmal müssen wir nicht einmal mehr tun, als einfach abzuwarten, bis der nächste Impuls sich ergibt. Indem wir eine Sache genauer anschauen, erkennen wir sie anders, und dadurch verändert sie sich.
    Manchmal haben wir für ein Problem unmittelbar eine Lösung – manchmal ist es die beste, manchmal auch nicht. Manchmal meinen wir nur, dass es die beste sei, weil sie unserer Gewohnheit entspringt. Wenn wir aber lernen, die Dinge auf eine spezielle Art zu betrachten, ohne dass wir uns einmischen, ohne dass wir sofort urteilen und bewerten, und auch ohne dass wir eigentlich nach einer Lösung suchen – dann taucht sie erstaunlicherweise meist auf.
    Das ist Zazen in Aktion. Es geht um dieselbe geistige Haltung wie beim Sitzen: Es geht mehr um das richtige Zulassen als um das falsche Erzwingen. Wir warten ab, schauen es uns an, und irgendwoher kommt dann ein Impuls. Wir wissen, dass innere Unruhe immer der schlechteste aller Ratgeber ist. Sobald unsere innere Unruhe überhandnimmt, geben wir das Steuer aus der Hand. Sobald wir uns zu übereilten, musterhaften Reaktionen hinreißen lassen, verschwinden die wirklichen Gelegenheiten.
    Nur durch eine ruhige Geisteshaltung können wir die jeweils vielversprechendste Lösung finden.
    Auch die legendären japanischen Samurai waren sich dieser Tatsache bewusst. Sie übten sich so sehr in Geistesruhe, dass sie auch im schwierigsten Moment des Kampfes, wenn es um Leben und Tod ging, gelassen bleiben konnten. Denn sie wussten: Derjenige, der zuerst seine Ruhe verliert, ist verloren. Wer die Ruhe verliert, wird erkennbar. Er wird berechenbar. Denn Unruhe hat immer eine Tendenz zum Ungleichgewicht. Durch sie

Weitere Kostenlose Bücher