Das zitternde Herz
entfernte sich einen Schritt von Marjorie, aber Marjorie winkte sie zurück.
»Sitz, Banny«, sagte Marjorie. Der Hund brachte sein Hinterteil in eine sitzende Position. Banny sah Marjorie an, als erwarte sie weitere Befehle oder einen Hinweis darauf, was als nächstes geschehen werde. Marjorie hob ihre Flinte, tat etwas, was Kate als Entsi-chern deutete, und richtete sie auf den sitzenden Hund. Kate rang nach Luft, Entsetzen überkam sie.
Marjorie sah von dem Hund weg und zu Kate, aber als der Hund sich wieder hinlegen wollte, sagte Marjorie: »Sitz, Banny.« Banny machte Sitz. »Nein«, fuhr Marjorie fort, »ich werde Sie nicht umbringen und im Gefängnis verrotten. Mein anderer kleiner Plan ist nicht ganz geglückt, nicht wahr? Dorothy hat mir erzählt, Sie mögen dieses kleine Vieh. Gut. Dann schauen Sie zu, wie ich es mit dieser Schrotflinte in Stücke schieße. Und rühren Sie sich nicht. Es macht mir überhaupt nichts aus, Ihnen ins Bein zu schießen, obwohl Schrotflinten bekanntermaßen alles andere als zielgenau sind. Zum Zielen braucht man eine Büchse.«
Marjorie kniete sich hin, um die Flinte besser ruhighalten zu können, und zielte sorgsam. In diesem Moment raste Kate das kurze Stück zu Marjorie hinüber und stürzte sich auf sie. Die Flinte ging los und verfehlte Banny, die laut bellte. Kate versuchte, der Frau das Gewehr zu entwinden. Kate war größer, und sie hatte den Überra-schungseffekt auf ihrer Seite, aber jetzt begann Marjorie zu kämpfen, sie schleuderte das Gewehr zur Seite und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht auf Kate. Sie war bei weitem die Stärkere, und Kate war bald, trotz aller Gegenwehr, fest zu Boden gepreßt. Kate versuchte sie abzuschütteln, aber sie schien unfähig, auch nur ihre eigenen Glieder zu bewegen. Marjories Hände legten sich um ihren Hals, und Kate fühlte, wie die Hände sich spannten. Widerstand schien den Druck des Griffs nur zu verstärken.
»Marjorie?« Kate hörte die Stimme des Mädchens vom Zwinger
– oder war es die Stimme von jemand anderem? Sie hörte Banny bellen, und dann hörte sie überhaupt nichts mehr.
Als Kate wieder zu Bewußtsein kam, nahm sie den Kampf erneut auf und schlug um sich. Sie wurde noch immer zu Boden gedrückt.
»Kate, Kate, hör auf zu kämpfen. Ich bin es, Reed. Du bist im Krankenhaus. Es ist alles in Ordnung, Kate.«
»Banny?«
»Banny ist auch in Ordnung. Allen geht es gut. Aber Herrgott noch mal, man hätte dich umbringen können. Kannst du nicht wenigstens ab und zu daran denken, wie schwer du mir das Leben machst? Kommst du nie auf die Idee, jemandem zu sagen, wo du hingehst? Ich habe mir entsetzliche Sorgen gemacht. «
»Oh. Das Walroß sprach: Du dauerst mich.« Es gelang Kate zu lächeln, aber selbst durch diese kleine Bewegung und das Sprechen schmerzte ihre Kehle, und sie zuckte zusammen.
»Außerdem hast du ein blaues Auge und eine böse Wunde am Kopf. Ich hoffe, du bist zufrieden. Und keine weiteren Zitate. Ruh dich jetzt aus. Wenn hier geredet werden muß, dann tue ich das.«
»Hast du mich gerettet?« flüsterte Kate.
»Ich wünschte, es wäre so. Nein, meine Liebe. Du wurdest von einer wundervollen jungen Frau namens Judith gerettet, die für Marjorie arbeitet. Sie hat die Lage offenbar erkannt und gehandelt, ohne herumzustehen und Fragen zu stellen, wie du es zweifellos gemacht hättest. Soweit ich es verstanden habe, hat sie die Schrotflinte am Lauf genommen und sie so heftig wie möglich geschwungen. Sie hat Marjorie am Kopf getroffen, und Marjorie hat jetzt einen wunder-schönen Bluterguß. Scheint, daß das Mädchen in ihrer Freizeit Golf spielt. «
»Marj – « Kate krächzte.
»Nicht sprechen. Ich weiß, ich könnte genausogut einer Robbe sagen, sie soll nicht schwimmen, aber versuch es. Nachdem sie den Golfschlag plaziert hatte, rief die reaktionsschnelle Judith einen Krankenwagen, und hier seid ihr nun beide, in demselben Kleinstadt-Krankenhaus, aber in weit von einander entfernten Zimmern. Wenn du dich erholt hast, wird man dich fragen, ob du Anklage erheben willst. Marjorie wird sich natürlich im Zweifel entschließen, dich wegen Hausfriedensbruchs und versuchten Diebstahls eines Bernhardiners zu belangen, aber glücklicherweise haben wir in der guten, niemals-hoch-genug-zu-lobenden Judith eine Zeugin. Die sich im übrigen um die Hunde kümmert, bis Marjorie wieder auf den Beinen ist.«
»Marjorie stirbt nicht wie Toni?«
»Nein. Keine Sorge. Es war erstaunlicherweise kein derartig
Weitere Kostenlose Bücher