Das zweite Imperium der Menschheit
Lasers.
»Komm mit«, befahl er. Sie verließen das Zimmer, schritten durch
den leeren Gang und überquerten eine Halle, von der Türen abzweigten.
Guy öffnete eine von ihnen.
»Hier hast du ein komplettes Labor, in dem du arbeiten kannst. Mikroskope
und Geräte sind für uns brauchbar. Und noch etwas ...«
in seine Stimme kam der eisige Ton, der Flamsteed stets eingeschüchtert
hatte, »... solltest du die Absicht haben, eine Panik unter den Männer
hervorrufen zu wollen, so wirst du vermutlich nicht weit kommen.«
»Bin ich ein Selbstmörder?«, fragte Flamsteed nervös.
»Ja und nein. Wir werden noch drei Tage zu leben haben, mit mehr oder weniger
langen persönlichen Verzögerungen. Ich werde einer der letzten sein.
Wir werden übrigens den Planeten nicht mit dem Schiff verlassen, dafür
sorge ich selbst.«
Flamsteeds Stimme zitterte. Er hantierte an den Stellschrauben eines riesigen
Mikroskops, das zu summen begann. Aidon trat vor, glühte eine scharfe Klinge
an einer Alkoholflamme aus und nahm eine Reagenzschale. Durch Spülen unter
einer aseptischen Lösung sterilisierte er sie und öffnete sich dann
mit einem kurzen Schnitt eine Ader an der Daumenwurzel. Tropfen dunklen Blutes
quollen aus der Wunde in die durchsichtige Schale. Aidon klebte einen Streifen
Plastikverband auf den Daumen und brachte dem Physiker das Schälchen.
»Hier hast du genügend Blut, um Vergrößerungen vorzunehmen.
Du wirst das Virus herausfinden können. Versuche bitte, in unser aller
Interesse, dein Bestes – ich gehe jetzt. Wichtige Dinge sind zu erledigen.«
Hinter Aidon zischte die schwere Labortür in die Halterungen. Er dachte
angestrengt nach. Dorian hatte er durchsucht, Kingsley ebenfalls, Belt und Tibet
II fielen aus, weil sie schon von Cassian und Amakron besucht worden waren.
Eine Ahnung sagte ihm, dass sich wertvolle Aufzeichnungen in der Nähe der
letzten Überlebenden befinden mussten. Diese waren unter den Priestern
zu suchen. Die Wohnstätten dieser Leute befanden sich neben den Tempeln,
in unmittelbarer Nähe der Transmitteranlagen. Kranyan war von Brandon und
dem Zauberer geplündert worden – also blieben noch Thunderstorm und
Glove übrig.
Die schweigende Halle war leer und unbeleuchtet. Guy schaltete Lampen an und
befand sich wenige Sekunden später vor der Schaltsäule. Die Daten
für den Sprung wurden eingetippt und die Verzögerungsdauer eingestellt.
Aidon griff nach seiner Waffe. Der Transmitter-Blitz ihn peitschte ihn nach
Glove.
Die Gerippe der Priester und anderer Wesen waren hier zu weißen Häufchen
zusammengebrannt worden. Glove war der innerste der acht Planeten und zugleich
der heißeste. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur betrug
fünfundzwanzig Grad. Es war heller Tag um die Gegend des Transmitters.
Der Grovetransmitter stand auf einer Insel. Sie wartete anscheinend nur noch
auf das letzte Seebeben oder einen Hurrikan, um zu versinken oder überspült
zu werden. Mächtige Hafenanlagen mussten sich einst hier befunden haben
– jedenfalls nahmen die Augen des Archäologen unter dem blauen Wasserspiegel
die ausgewaschenen Reste starker Mauern wahr. Der Transmitter bildete eine Art
Leuchtturm in der Mitte der Anlage, von einer schimmernden Kugel gekrönt.
Aidon hatte die Sicherungen gefunden, ein unterirdisches Kraftwerk in Tätigkeit
gesetzt und war mit einem großen Lift hochgefahren. Er blickte ungehindert
über die Insel hinweg. Sie war nicht groß – etwa sechs Kilometer
im Durchmesser. Ein Riesenatoll, bedeckt mit kleinen, runden Wäldern, Sandflächen,
abbröckelnden Mauern und viereckigen, bunkerartigen Bauten, die offensichtlich
die Wohnungen der Priester gewesen waren. Der große Tempel aber fehlte.
Er war Stürmen, Orkanen oder Tsunamis zum Opfer gefallen, der ein Stück
des äußersten Inselrandes abgebrochen hatte. Die Lage des monumentalen
Bauwerks musste einmalig gewesen sein. Jetzt waren nur noch die Steinplatte
des Sockels und eingestürzte Mauern sichtbar. Aidon merkte sich die Lage
der Anlagen und fuhr hinunter. Er fühlte deutlich, wie in seinen Adern
ein heftiger Kampf tobte.
Die weißen Blutkörperchen versuchten, das Virus, den Eindringling,
unschädlich zu machen und entwickelten Eiweißstoffe, die es töten
sollten. Irgendwann würden es zu viele Stoffe sein, sie würden das
Blut, statt es zu reinigen, vergiften. Wenigstens, dachte der Mann, ging es
dann
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