Das zweite Imperium der Menschheit
Aidon schaufelte ein Grab für Amakron und versenkte den Leichnam unter
den Sand. Nur ein viereckiger Stein kennzeichnete die Lage; Guy brannte mit
dem Laser den babylonischen Schriftzug für Amakron hinein. Als er in den
Felsen zurückkehrte, traf er auf Brandon. Der Terraner hatte eine dicke
Pelzjacke mit Kapuze über dem Arm und ein Nylonnetz über den Schultern.
»Du kannst offensichtlich auch keine Ruhe finden, Chef?«, sagte er
halblaut. Guys Gesicht verzog sich für einen Moment zu einem Lächeln.
Er schüttelte Brandon die Hand. »Flamsteed macht Untersuchungen an
Fundskeletten. Wohin gehst du? Vielleicht schließe ich mich dir an«,
sagte er.
»Ich werde versuchen, nach Thunderstorm zu springen. Komm mit. Zwei Mann
sind besser. Die anderen fühlen sich nicht gut.«
»In Ordnung«, antwortete Aidon, »ich komme. Ich hole nur noch
eine Jacke und meine Waffe.«
Als sie auf den Steinen des Thunderstorm-Transmitters standen, stützte
Guy den Terraner, der beim Heruntersteigen beinahe gefallen wäre.
»Was ist los? Fühlst du dich nicht gut?«, fragte der Leitwolf.
»Danke. Es geht schon wieder. Etwas überanstrengt.«
Sie zogen Jacken und Handschuhe an. Thunderstorm war der drittäußerste
Planet, seine Temperatur war dementsprechend niedrig. Aber sie war erträglich
im Vergleich zu den Kältegraden von Tibet II. Sie gingen durch die leere
Halle und bemerkten, dass die Pelztierchen – die Hobsies, wie sie von ihnen
genannt wurden – eine spezielle Art entwickelt hatten. Dicke weiße
Pelze ließen sie hier überleben. Aidon nestelte an seiner Kleidung,
bückte sich und zog die Kamera hervor. Er machte einige Aufnahmen. Dann
öffneten sie die Außentür.
Eiskalter Wind zerrte an ihren Haaren. Der Transmitter war auf der Kuppe eines
Berges erbaut worden. Aidon und Brandon traten hinaus an eine Brüstung
und sahen eine riesige Treppe, die zur Stadt hinunterführte. Neben dem
Transmitter stand der Tempel – ein viereckiges Bauwerk, das den anderen
sieben glich wie eine Reproduktion. Das Haus neben dem Tempel war etwas Neues
in der Anlage der heiligen Haine. Die Männer verständigten sich kurz
und wandten sich um. Nach hundert Metern Marsch über sturmgeschliffene
Steine hatten sie den Eingang erreicht. Die schweren Bronzeflügel schwangen
auf, als Brandon drückte.
»Es ist anscheinend kein Kultbau, sonst würden wir die entsprechenden
Wandbilder sehen«, sagte Aidon, mehr zu sich selbst als zu Steve. Brandon
sah sich nach den Gegenständen um, die er brauchen konnte.
»Wahrscheinlich«, stimmte er zu.
Ihre Schritte hallten auf dem Steinboden. Die erste Halle tat sich vor ihnen
auf. Auf Tischen standen Modelle. Sie zeigten die acht verschiedenen Anlagen
um die Transmitter.
»Diese Maschinen müssen das Rückgrat der Wirtschaft dieses Systems
gewesen sein. Offensichtlich wickelten sie sämtlichen Handel über
die Transmitter ab.«
»Natürlich«, sagte Aidon. »Diese Einrichtung erspart es,
Raumschiffe zu entwickeln und Raumfahrt zu betreiben. Es ist ein Museum; oder
das, was die Axarneaner darunter verstanden. Ich werde die Kamera brauchen«,
meinte er dann unruhig.
»Sag mir, warum du nur Bücher und solchen Kram suchst, der keinerlei
Wert besitzt? Oder sind sie wertvoll?«, fragte Brandon.
Aidon sah Brandon von der Seite an, während sie weiter in das Gebäude
eindrangen. Das brutale Kinn, die kalten Augen und der zusammengepresste Mund
sagten aus, dass dieser härteste der Wölfe tatsächlich nur nach
Gold jagte.
»Jedes dieser Bücher ist mehr wert als dein Anteil unserer Goldbeute.
Du musst wissen, dass jedes Volk im Kosmos nur jenes Wissen den Büchern
anvertraut, das wert ist, überliefert zu werden. So kann der Forscher aus
Büchern, Fundstücken und seinem Wissen jede Kultur enträtseln,
wenn er die Schrift kennt und genügend Bücher hat. Ist das klar?«,
fragte er.
»Natürlich! Aber verkaufst du die Bücher?«
»Wenn ich sie gelesen habe und noch dazu komme – ja«, sagte Guy.
»Wer kauft sie dir ab?«
»Das Zweite Imperium, Terra Central. Sie haben Millionen, die sie für
diesen Zweck ausgeben können.«
»Gut, das sehe ich ein«, schloss Brandon.
Das Museum wirkte nicht weniger alltäglich aus als jede andere Erinnerungsstätte
auf jedem Planeten. Die Räume waren groß und gut ausgestattet –
Tiere und Menschen, vermischt mit Geräten, standen zur Schau. Es wimmelte
von Eisbestien,
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