Das zweite Imperium der Menschheit

schnell. Er trat ins Freie. Das Innere des Transmitters hatte außer
einigen Wandmalereien nichts zu bieten, was er noch fotografieren konnte. Hunderte
von Filmen und einige tausend Meter laufendes Material lagerten in der Steuerkabine
der SEARCHER. Jetzt vervollständigte er seine Sammlung, indem er die Insel
dokumentierte.
    Aidon verstaute seine Kamera und ging hinüber zu den Bauten. Eine Allee
von steinernen Fischen, bizarren Rätseltieren mit Stacheln und aufgerissenen
Mäulern begleitete seinen Weg. Die erste Unterkunft war offenbar die Schreiberei
gewesen. Aidon suchte sich einige Bücher aus, ein Dutzend Karten und Bildwerke,
die in mühseliger Handarbeit entstanden waren. Er fand alles in gutem Zustand
und legte es auf einem Haufen zurecht. Dann stöberte er in der nächsten
Hütte herum. Er entdeckte interessante Gebrauchsgegenstände, Baupläne
für einen Transmitter am Festland, den sie anscheinend kurz vor der Katastrophe
geplant hatten und nicht mehr ausführen konnten.
    Selbst bei gutem Verständnis der fremden Sprache musste er sich auf seinen
Instinkt verlassen, der ihn hoffentlich nicht nach dem Falschen greifen ließ.
Er verließ die Unterkunft und ging weiter.
    Nach einigen Stunden hatte er einen Berg Material zusammen, und er ging daran,
ihn in den Transmitter zu schaffen. Er stapelte alles auf der Plattform und
projizierte sich zurück nach Dorian.
    Er machte sich etwas zu essen. Danach kletterte er die Treppen wieder hinauf.
Tief unter ihm begann ein Generator zu arbeiten, als er das Funkgerät einschaltete.
Er wählte die Wasserstoffwelle und übermittelte dem Polizeisatelliten
neue Informationen. Jetzt, wo er die Gewissheit hatte, dass sie alle sterben
mussten, bedeuteten diese Nachrichten für das Imperium sehr viel. Jedenfalls
würde er damit etwas erreichen, was er nie geschafft hätte:
    Sein Name – Guy Andrea Aidon – würde künftigen Forschern
nicht mehr unbekannt sein. Schließlich hatte er in jeder Beziehung das
Erbe des großen Viper angetreten.
    »... Aidon von Planet Dorian des Systems Axarnea. Ich sende den achten
Bericht. Heute besuchten wir folgende Planeten: Glove, Belt und Tibet. Ich bemühte
mich, wie immer, zunächst das Material in Sicherheit zu bringen, das wissenschaftlich
wertvoll sein könnte. Ergänzend zu meinen Entdeckungen und Filmen
des heutigen Tages möchte ich folgendes bemerken: Glove unterscheidet sich
von den übrigen Planeten dadurch, dass ...
    ... Amakron ist tot. Er starb an Herzschwäche, hervorgerufen durch Infektion
mit einem unbekannten Virus. Wir werden ihn morgen begraben, falls es möglich
ist, Flamsteed versucht in einem planetaren Labor, das Virus zu bestimmen und
seine Formel niederzuschreiben. Ich melde mich morgen wieder um die gleiche
Zeit. Ende ...«

 
     
     
11.
     
    Aidon erschrak, als er die Tür des Labors öffnete. In Phiolen brodelten
verschiedenfarbige Flüssigkeiten über winzigen Flammen, stinkende
Dämpfe stiegen aus Stahltiegeln auf, und das Mikroskop projizierte Schirmbilder
auf ein weißes Viereck an der Stirnseite des Raumes. Inmitten dieses Hexenkessels
sprang Flamsteed hin und her, schrieb Zahlen auf eine Tafel, raste zurück
an seinen Tisch und beobachtete gleichzeitig den Schirm. Er arbeitete im Euphorausch.
Unverkennbar schwebte über allem der durchdringende Duft des Kräuterdestillats.
    Der Physiker entpuppte sich als ein Mann, der offensichtlich mit allen wissenschaftlichen
Dingen zurechtkam, jedenfalls schaffte er hier wahre Wunderdinge. Aidon ging
wieder hinaus, um sich für einige Stunden niederzulegen. Bevor er sich
zur Ruhe begab, schaffte er noch den starren Körper Amakrons aus seinem
Zimmer und fuhr ihn auf einem Rollwagen in den Lift. Die Kabine mit dem Toten
surrte nach unten. Gedanken wirbelten in Aidons Kopf; er versuchte, Ordnung
zu schaffen.
    Obwohl das Fenster offen war und der Mond sich gerade hinter einer breiten Wolkenbank
verbergen wollte, konnte man noch einen Schatten bemerken, der die runde, weiße
Scheibe durchschnitt und sich daraufhin in einen silbern schimmernden, kurzen
Blitz verwandelte. Aber keiner der jagenden Wölfe sah hinauf – sie
schliefen. Sonst hätten sie in der Jagd Halt gemacht; neue Gefahren bedingen
andere Spielregeln.
    Noch bevor die Sonne ihre Kraft voll entwickeln konnte, war Brandon auf den
Beinen. Er bemerkte, als er sich wusch und rasierte, den Archäologen nicht.