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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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sich brachte, strich um seinen heißen
Kopf. Dor musste versuchen, den Transmitter zu erreichen, um zu seinen Kameraden
nach Dorian zurückzukehren. Er wusste jetzt alles. Er kam an den
anderen Götzen vorbei. Unter einer verzierten Galerie standen die sieben
Götzen, still und ohne den Glanz ihrer Augen. Als er die Schwelle des Portals
passierte, begann das Auge Axars wieder zu leuchten.
    Der Babylonier hatte sein Leben danach ausgerichtet, was morgen geschehen würde.
Sein gesamtes Denken war darauf abgestimmt; Babylonier konnten auf ihre Weise
in die Zukunft sehen. Aber noch nie war einem von ihnen die Wahrheit so brutal
genau übermittelt worden, wie Amakron jetzt.
    Er prüfte sich. Er würde es schaffen! Mit dem letzten Rest seiner
Kraft würde er den Transmitter erreichen. Wenn einer der Männer es
wert war, die Wahrheit zu erfahren, dann Aidon. Er war der Leitwolf, aber seine
Beute war nicht Gold, sondern Wissen. Er sollte es erfahren. Auch, wenn ihn
die Erkenntnis umbrachte, so wie Dor. Mit jedem Schritt wuchs seine Kraft. Er
überquerte den Sand des Haines, die Gänge zwischen den Blasen des
Sumpfes und den Korridor, den sein Laser durch das Riesengras geschnitten hatte.
Dann kam er durch das duftende Wäldchen, querte den eingetrockneten Teich
und schlug sich durch das Gebüsch, das sich federnd hinter ihm schloss.
    Langsam drängte er sich durch den Dschungel. Stunde um Stunde verging –
die grausame Sonne schickte ihre sengenden Strahlen auf den Mann, der gegen
den Zeitpunkt seines Todes lief und den Kampf zu gewinnen schien. Dor Amakron,
der blauhäutige Babylonier, ging seinen letzten Weg. Er taumelte und fing
sich; er wusste, dass er nicht wieder aufstehen würde, fiele er noch einmal
hin. So stützte er sich an den Stämmen, riss seine lederne Haut an
Dornen auf und achtete weder auf die Hitze noch auf die Millionen bösartiger
Fliegen, die sich um ihn versammelten. Hinter ihm preschten aufgescheuchte Tiere
durch die Büsche. Schweiß lief ihm in Bächen herunter; er ging
weiter, Schritt für Schritt, wie eine seelenlose Maschine.
    Hier also hatte die Rasse ihre Götzen versammelt, hierher waren sie gerettet
worden! Jemand musste zwischen der Expedition Garry Vipers und den Wölfen
hier gewesen sein. Oder gab es Wesen, die überlebt hatten? Keine der Fragen
würde geklärt werden – aber vielleicht stand die Lösung
in einem der Bücher, die Aidon auf das Schiff gebracht hatte? Dor stolperte
weiter. Endlich nahm die Schrägfläche der gewundenen Rampe ihn auf.
Er taumelte hinab in die stille Kühle der Höhlung, die vom Transmitter
eingenommen wurde. In den letzten Stunden war ihm die Angst vor seinem Ende
genommen worden – er war schon so alt, dass er das Ende nicht als eine
Faust ansah, die ihn aus dem Leben riss. Es fiel ihm leicht, abzutreten. Unablässig
hämmerten Fragen auf ihn ein – Gedanken, die er schon vor Antritt
der Fahrt gehabt und aus Vorfreude auf die Entdeckungen verdrängt hatte.
Jetzt wusste er auch, woran Garry Viper gescheitert war.
    Ein krachender Blitz schmetterte ihn mitten auf die Steinfläche des Doriantransmitters.
Er schloss die Augen und bemühte sich, aufrecht stehen zu bleiben. Niemand
war da, der ihn begrüßte. Noch hatte er einige hundert Meter zu laufen;
er fühlte, wie die Kraft ihn verließ. Unsagbare Mühen verwandte
er darauf, sich von dem Sockel zu lösen und die Halle zu durchqueren. Ein
Lift nahm ihn auf. Er fiel aus der Kabine und Aidon in die Arme.
    Guy sah mit einem Blick, was geschehen war. Er griff nach Dor, stemmte ihn auf
die Arme und trug ihn in sein Zimmer. Dort war es hell und kühl. Wie im
Traum nahm es der Babylonier wahr.
    »Ich danke dir, Aidon. Ich habe ...«, stammelte er mühsam. Aidon
holte Tücher, tauchte sie in kaltes Wasser und legte sie auf die heiße
Stirn des Freundes. Dann öffnete er eine Flasche. Dor brachte einen tiefen
Schluck in seine ausgetrocknete Kehle. Er stammelte:
    »Ich habe dir etwas zu sagen, mein Wissen ist ungeheuer wichtig.«
    »Nicht jetzt, wir haben Zeit. Ruh dich erst einmal aus.«
    »Ich kann nicht. Ich habe nur noch wenige Stunden zu leben.«
    Aidon prallte zurück.
    »Wie? Einige Stunden?«, fragte er ungläubig. Dor flüsterte:
»Ich war auf Belt. Dort, im großen Tempel, sind alle acht Götzenstatuen
versammelt. Jemand muss sie in der Zeit zwischen Garry Viper und uns dorthin
transportiert haben.

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