Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
Sinnlosigkeit einer bewaffneten Auseinandersetzung
zu überzeugen sein wie die Herren des Imperiums.
    Wir müssen drohen, und wenn das nichts nützt, zuschlagen. Für
diesen Fall brauchen wir Waffen, die alles übertreffen, was zurzeit erfunden
wird! Es soll nicht heißen, dass unsere Mittel gewaltiger sein sollen,
sie brauchen nur anders zu sein. Sie müssen aus einer Sicht zu begreifen
sein, die außerhalb der Erfahrungen liegt.
    Um diese Waffen zu schaffen, sind wir hier. Der Kampf um die Grenzwelten hat
begonnen – versuchen wir, ihn rasch zu beenden. Ich, als Initiator dieser
Idee und als geistiger Chef der ›Höhle‹ weiß auch, dass
wir dazu Zeit brauchen, viel Zeit. Und ebenso viel Glück. Aber da wir hier
in einer Atmosphäre ungestörter Ruhe arbeiten können, sehe ich
nichts, was uns hindern sollte, auch Erfolg zu haben. Und nun an die Arbeit!«
    Innerhalb einer Woche – an terranischem Rhythmus gemessen – waren
die Aufgabengebiete verteilt. Hilfskräfte wurden eingesetzt. Vierhundertdrei
gammonische Wundermaschinen begannen, ihre Kenntnisse zu zeigen. Dann liefen
einzelne Forschungsarten an. Männer und Frauen konzipierten ihre Ideen
und legten sie dem Gremium vor, das aus Iron, Andreatta und Ryan Capelt bestand
– und der Relaisstation, die sie mit dem gesamten Wissen aller Maschinen
auf Gammon verband.
    Wieder erfüllten Licht, Wärme und Betriebsamkeit die Höhle im
Berg der Verlassenheit. Alle Gedanken verbanden sich zu einer Macht, die von
Tag zu Tag immer gewaltiger wurde, bis schließlich eines Tages die ersten
Steine der Lawine in Bewegung gesetzt wurden.
     
    Konkrete Dinge entwickelten sich in arbeitserfüllten Monaten und zeigten
nach zwölf Monaten ihr wahres Gesicht. Nach einem Jahr sahen die Wissenschaftler
zum ersten Male das, was sie geschaffen hatten. Es schien in den Formen zu liegen
und sie mit lidlosen Augen ironisch anzugrinsen – es hockte auf dem Boden
eines hauchdünnen Kulturenschälchens und kicherte, füllte in
Schreck bringender Wirkung Seiten und Seiten – und war hässlich. Und
man erfand Waffen gegen die Waffen ... Verschiedene Forschungen liefen parallel,
so zum Beispiel die Zucht der Androiden mit der Herstellung einer Unzahl von
Viren. Und wieder verging ein Jahr ...
     
    Vandar erwachte jäh und erfasste den Charakter seiner Umgebung im Bruchteil
einer Sekunde, denn er brauchte nur das in ihm enthaltene Wissen zu koordinieren.
Dann wusste er, wo er sich befand, welcher Prozess diesem Erwachen vorangegangen
war, er kannte seine meisterhaften Schöpfer und die Gedanken die sie bewogen
hatten, ihn zu erschaffen. Er wusste alles. Alles?
    Vandar blickte kritisch an sich herunter. Das heraufgeklappte Oberteil des Kastens
warf sein Spiegelbild zurück; er war mit sich zufrieden. Vandar war der
erste Androide, der den Ansprüchen Vipers genügt hatte. Die Vorgänger,
die nicht seine Qualitäten gehabt hatten, waren zerstört worden. Auch
das wusste Vandar.
    Der Androide besaß menschenähnliche Gestalt. Die Haut war an allen
Teilen des Körpers hellbraun, wie von der Sonne verbrannt, und geschmeidig.
Graue Augen und der zarte Flaum eines goldenen Haarwuchses, ein asketisch anmutendes
Gesicht und ein harter Mund; das waren die Merkmale, die ihm Rapin Viper mitgegeben
hatte; ein Humanoide von nahezu kriegerischer Würde. Aber alles andere
war nichtmenschlich. Jederzeit konnte Vandar sich vollständig auflösen.
    Jede einzelne Zelle konnte automatisch als ein vollwertiges Ganzes wirken, sie
konnte sich ausdehnen, um dabei wieder die geschilderte Gestalt anzunehmen,
sie konnte sich aber wieder mit den Millionen anderen zu einem kompletten Ganzen
zusammenfügen.
    Der Androide sah sich einem leeren Labor gegenüber. Die anderen neunzehn
Androiden in ihren zugeklappten Formen waren noch nicht erwacht. Zugleich mit
dem Wissen war Vandar auch all das Gedankengut der körperlichen Erfahrung
mitgegeben worden. Er verließ die Form und stellte sich auf den glatten
Boden. Dann verschwand er spurlos.
    Jorge Andreatta und Rapin Viper stießen sich mit den Ellenbogen an. Sie
saßen außerhalb des Labors und beobachteten die Vorgänge durch
Linsen in der Wand.
    »Also stimmt meine Rechnung!«, sagte Jorge.
    »Ich hätte es dir niemals geglaubt, weil diese Möglichkeit so
außerordentlich absurd war, dass sie einfach unglaublich erschien.«
    Rapin, der diesen Androiden als eine eigene

Weitere Kostenlose Bücher