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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Fuchshöhle
überraschen zu wollen, Iron?«, fragte Carid laut. Iron steckte den
Laser ein und ging auf den Projektor zu. Carid bemühte sich, seine Koffer
aus dem Bodenteil des Würfels herauszuholen. Dann ergriff er die Hand des
Schotten und schüttelte sie lange.
    »Ich bin froh, dass nichts dazwischengekommen ist«, sagte Iron fühlbar
erleichtert. »Ich hoffe nur, dass bei den anderen auch alles so geht, wie
es geplant wurde.«
    Iron fuhr plötzlich herum.
    »Jetzt!«, flüsterte er. Der Blitz zeigte ihnen zwei Silhouetten
in der Kammer, umgeben von Gepäckstücken. Ihre Atome wurden in dem
kurzen Intervall aus der gestrahlten Schablone gerissen und fügten sich
in dem Moment der Materialisation wieder zusammen. Das Ergebnis: Jean und Jorge
Andreatta. Jean half ihrem Vater auf den Laufsteg. Carid steckte seine Waffe
weg und brachte nach der stürmischen Begrüßung das Gepäck
in Sicherheit.
    »Iron – du ewiger Planer! Lass dich umarmen!«, rief Jorge und
ging auf seinen Freund zu. Sie trafen sich nach acht Jahren der Trennung. Beide
waren alt. Was sie verband, waren unzählige gemeinsame Erlebnisse. Roboter
brachten das Gepäck weg. Auch den Andreattas wurden Räume zur Verfügung
gestellt. Dann warteten sie auf den Rest der Verschwörer. Sie kamen hintereinander,
in derselben Reihenfolge, in der sie verschwunden waren. Rapin Viper zuerst,
der Jean stumm umarmte, dann Vater und Sohn Capelt. Später zog Iron ein
Schaltpult aus einer Wand, in der niemand es vermutet hätte, und nahm Einstellungen
vor. Von den Rändern der Plattform schob sich ein durchsichtiger Schein
hoch, verdichtete sich und wurde schließlich zu einer Energiekuppel. Maschinen
heulten versteckt im Gestein, Lampen glühten auf. Plötzlich wurde
es von der Decke her hell.
    Das Licht des Planeten und eine Luft, die aus Gift und Schwefel bestand, krochen
durch die Kuppel herein. Der Berg öffnete sich an der Spitze, um ein Raumschiff
einzulassen. Louis Baricad, Britt Gordon und noch andere Männer und Frauen
stießen zu der Gruppe. Das Schiff senkte sich. Als es in der windgeschützten
Röhre des Felsens schwebte, griffen die Landestrahlen an. Sie ließen
den Kugelkörper der CHEPHREN wie eine Feder auf den Stahlplatten aufsetzen.
Dann wurden die Maschinen abgeschaltet. Der Felsen schloss sich wieder. Der
Berg der Verlassenheit barg nun neunundzwanzig Verschwörer. Verräter
oder Helden? Die Zukunft würde es beweisen müssen.
     
    Als Rapin vor Müdigkeit die Augen zufielen, sah er Vixa, der sein Schlafzimmer
betrat. Jean war eben gegangen – auch sie hatte fast nicht mehr sprechen
können. Die junge Frau und der Former hatten sich seit drei Jahren nicht
mehr gesehen. Sie liebten sich – das respektierte jeder im Felsen.
    »Ich möchte nur noch eines wissen, Vixa. Kannst du ... ?«
    Der Roboter blieb unbeweglich stehen.
    »Sicher, Herr. Du möchtest wissen, wer deine Flucht verraten hat,
nicht wahr?«
    »Ja, wer war es?«, fragte Rapin schläfrig.
    »Einer der Schüler von Khorsabad Antica«, drang die Stimme Vixas
in den Halbschlaf. »Er errechnete die Wahrscheinlichkeit einer imperialen
Krise, schloss von daher auf die Elite, die Wissenschaftler, und dann auf den
ihm am nächsten stehenden Faktor. Das warst du. Dann erwog er die Möglichkeiten,
machte sich mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung vertraut und rechnete aus, dass
du in dieser Woche fliehen würdest. Der Computer errechnete die betreffende
Nacht – das ist alles.«
    »Wer war der Mann?«, fragte fast unhörbar der Former.
    »Das ist unwichtig«, antwortete die unheimliche Stimme Vixas. »Es
war ein junger Logiker. Er lebt nicht mehr. Er ist – verunglückt.
Gute Nacht, Herr!«
     
    Am nächsten Morgen hielt Iron eine Versammlung ab. Die Roboter hatten den
Frühstückstisch abgeräumt. Alle neunundzwanzig Menschen saßen
entspannt da.
    »Meine Freunde«, begann der Eiserne, »wir sind zusammengetroffen,
um das Imperium anzugreifen. Das war es, was man euch sagte, als ihr zu uns
kommen wolltet. Indes: Wir wollen nicht nur das Imperium angreifen. Wir greifen
auch jenes Volk an, das höchst unzutreffend von uns die ›Barbaren‹
genannt wird. Die Barbaren – es sind keine Wilden, die das Imperium überfallen
wollen. Es sind Planetenvölker, genauso wertvoll, wie sich das Imperium
einbildet, zu sein. Und da sie mit uns auch die Mentalität teilen, werden
sie ebenso schwer von der

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