Das zweite Imperium der Menschheit
negativen Seite. Schlimm, aber nicht zu ändern.
Dein nächstes Kind wird wahrscheinlich gesund werden, hoffe ich. Die nächsten
Geburten werden es zeigen.«
»Britt?«, fragte er tonlos.
»Sie hat es noch nicht gesehen. Ich werde dies verhindern. Es wäre
ein furchtbarer Schock für sie. Du musst ihr die Angst nehmen. Erzähl
ihr, dass das Kind an Herzschwäche gestorben ist. Wir werden es sofort
begraben.«
»Kann ich es sehen?«
David bewies, dass er sich beherrschen konnte. Er riss sich gewaltsam zusammen,
um seine maßlose Enttäuschung nicht hinausschreien zu müssen.
So folgte er stumm der Ärztin. Sie schlug eine Decke zurück. Dave
sah hin, blickte verstört an Tonie hoch und schüttelte dann stumm
den Kopf. Er blickte auf seine ohnmächtige Frau und ließ dann die
Handlungen der Ärzte an sich vorbeigehen, als sähe er einen schlechten
Film.
»Versprichst du mir, Dave, dass du dein Wort hältst?«, fragte
die Ärztin.
»Ja, Tonie. Stimmt das, was du vorhin sagtest?«
Tonie lächelte matt, aber sie nickte ihm zu.
»Ich glaube selbst daran. Die Wahrscheinlichkeit spricht in jedem Fall
dagegen.«
Hiorakonpolis hatte sein erstes Grab. Der Chronist verschlüsselte den Bericht
der Ärztin so, dass ihn niemand lesen konnte außer ihm und einer
Dechiffrieranlage auf Terra Center. Es war wichtig, jede Panik von der Siedlung
fernzuhalten. Sie hatten Arbeit und Aufgaben genug. Aber es blieb der einzige
Bericht dieser Art.
Die neugeborenen Kinder waren gesund, sodass die Eltern nichts zu befürchten
hatte. Sie schrien so laut, wie nur gesunde Babys schreien konnten.
Die Ernte reifte auf den Feldern. Die Regenzeit, die vier Wochen fast ununterbrochen
Regen gebracht hatte, war vorüber. Der Fluss hatte seine Ufer übertreten,
das Bad überschwemmt und dürre Äste und tote Tiere darin gelassen.
Die Männer reinigten das Bassin, nachdem sich der Wasserspiegel wieder
gesenkt hatte. Dann brach die Sonne durch; die schweren Wolken verschwanden.
Der Wald begann dampfend zu wuchern.
Die Bauern bekamen mehr Arbeit. Einzelne Abteilungen zogen hinaus, um ihnen
zu helfen. Sie mussten dafür sorgen, dass der Wald ihnen nicht die Felder
auffraß. Die nächste Ernte würde einen Rekord darstellen; auch
Pflanzen waren mutiert. Die Halme standen fast zwei Meter hoch; nur an den Stellen,
an denen Keimlinge mutierter Samenkörner aufgegangen waren. Die Siedler
sammelten diese Ähren und machten, da sie einen schädigenden Einfluss
auf den menschlichen Organismus befürchteten, einen Test.
Es gelangte zur nächsten Aussaat nur Weizen dieser Art. Das Korn, das nicht
verbraucht wurde, schleppte man nach dem Trocknen und Dreschen in einen großen
Kornspeicher, nach dem Prinzip alter terranischer Speicher aus Ziegeln gebaut.
Wochen vergingen, die Sonne verlor wieder an Kraft. Die Arbeit, die während
der Regenzeit geruht hatte, bekam neue Impulse.
Es ging ihnen allen recht gut. Alles, was sie jetzt schufen, überschritt
bereits die karge Notwendigkeit und wurde zum Luxus.
Suchtrupps unter starker Bewaffnung und in Begleitung erfahrener Jäger
mit vergifteten Pfeilen suchten in der Umgebung. Sie hatten beschlossen, eine
Glashütte zu gründen. Die vier ausgebildeten Glasarbeiter sollten
ihre Fähigkeiten beweisen. Es waren aber längst nicht mehr nur sechzig
Menschen in der Siedlung, sondern fast achtzig. Die Trupps fanden Gruben und
Erdlöcher, in denen die gesuchten Mineralien zutage traten.
Kalkstein, Natrium und Sand waren bald in ausreichenden Mengen gefördert.
Die Glashütte hatte ihr Debüt, als das Versammlungshaus mit Glasfenstern
versehen wurde. Sie waren zwar weder riesengroß noch Meisterwerke, aber
sie übertrafen die Erwartungen. Jedes Haus bekam in den nächsten Monaten
Fenster und Glasziegel in das Mauerwerk. Für später plante man die
Herstellung von Gläsern und Schüsseln, Krügen und Kochgefäßen.
Die Glasarbeiter zeichneten in der Freizeit schon die Formen und suchten sich
aus, welche Farben sie den Schöpfungen geben würden. Wieder zogen
Monate über die Siedlung hinweg.
Da die grobe Arbeit größtenteils getan war, konnten sie sich den
feineren Dingen widmen: der Glasbläserei, dem Bau einer Mühle, der
Planung eines Elektrizitätswerks, der Suche nach Eisenerz und dem Bau einer
Mauer um besonders gefährdete Teile der Siedlung Hiorakonpolis. Die Frauen
begannen Tücher zu weben; stickten
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