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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Motorbooten befahren, und
alles wird technisiert. Und eines Tages werden wir einen Raumhafen bekommen
und, viel später, selbst Raumschiffe bauen. Dazu brauchst du Schreiben
und Lesen.«
    Michael zupfte verächtlich an einem Knoten der Schleppnetzanlage.
    »Das wird einmal sein; aber was war vor zwanzig Jahren?«
    Rim setzte sich auf. Plötzlich fielen ihm die Dinge ein und die Schwierigkeiten,
die sie damals mit der Entschlüsselung dieser Fragen hatten.
    »Es ist die Sonne, Mike! Sie verändert in einem gewissen Abstand ihre
Strahlung. Die Folge ist, dass es ein Jahr lang sehr heiß wird. Gleichzeitig
bombardiert die Sonne diesen Planeten – hat man dich die Gesetze der Keplerschen
Himmelsmechanik gelehrt?«
    »Längst vergessen. Unwichtig.«
    Rim musste lachen. Er wusste, dass Mike alles wieder wissen würde, wenn
er es brauchte.
    »Sie bombardiert Hiorakon mit Gammapartikeln. Die Folgen sind, dass Mutationen
entstehen, weil die Gene geschädigt werden. Man weiß nie, welche
Formen entstehen werden, aber man weiß, dass sie ansteigen. Irgendwoher
kommen diese Tiere und stehen plötzlich vor dir im Wald. Aber meist sind
sie nur beschränkt lebenstüchtig und sterben bald. Die Strahlung ist
nicht so hart, dass alle Tiere geschädigt werden, sondern nur ein Teil.
So ist es zu erklären, dass immer wieder die ›normalen‹ Formen
überwiegen.«
    »Stimmt es, dass der Rhythmus zehn Jahre dauert?«
    »Ja, ein Jahr verstärkte Strahlung und neun Jahre normale Situation.
Bis die Strahlung wiederkehrt, sind die Fehlformen ausgestorben. Deshalb liegen
auch in allen Teilen des Planeten Riesengerippe herum, werden tote Riesenfische
angeschwemmt, und es geschehen Dinge wie damals beim Tod von Aldo. Ihn erwürgte
eine halbintelligente Blaulilie. Aldo war einer der feinsten Kerle, die wir
hatten. Er arbeitete unermüdlich und war nie schlecht gelaunt. Wir bedauern
sehr, dass er starb.«
    »Jetzt befinden wir uns in einem Zwischenstadium?«, fragte der Junge
mäßig interessiert.
    »Ja, Mike. Noch fünf Jahre, dann kommt wieder die Strahlung. Aber
das soll nicht heißen, dass es jetzt generell ungefährlich ist. Überall
lauern Gefahren!«
    Boss öffnete verschlafen die Augen, sah Rim an und knurrte. »Still,
Bestie!«
    Mike packte das Tier im Genick und schüttelte es. Boss leckte die Hand
und legte seinen schweren Schädel in den Schoß des Jungen.
    »Hauptsächlich Pflanzen?« Mike beobachtete mit dem scharfen Blick
des geübten Jägers die Umgebung.
    »Ja. Die Mutationsformen der verschiedensten Pflanzen halten sich wesentlich
länger. Sie füllen in einzelnen Fällen sogar die neun Jahre des
Zwischenraums aus. Sie sind besonders gefährlich, weil man sie leicht übersehen
kann. Warst du schon einmal in der Umklammerung eines Liliengewächses?«
    »Nein, noch nie.«
    Michael rechnete anscheinend damit, bald mit einer Lilie in eine tödliche
Auseinandersetzung zu geraten. Er wusste, dass nur wenige Dinge imstande waren,
die Gier einer nachtblühenden Blaulilie nach Blut aufzuhalten. Dicke Mauern
gehörten zu diesen Dingen, oder Feuer.
    »Wer kann mir darüber Genaues sagen?«
    Rim betrachtete voller Stolz seinen Sohn. Er erkannte in diesen Minuten, dass
nichts von dem, was Michael sich in den Kopf setzte, unerreichbar blieb. Er
bekam, was er wollte, und er wusste, wo er es herholen musste.
    »Duff wird es dir erzählen, wenn du ihn fragst. Er ist Botaniker und
hat sich, so glaube ich, auf gefährliche Gewächse von Hiorakon spezialisiert.«
    »Gut, werde ich tun. Danke, Paps.«
    Rim nickte beifällig. »Und was würdest du tun, wenn du plötzlich
merkst, dass sich eine Lilie an dir hochtastet?«
    »Pass auf, da!«
    Michaels Hand flog durch die Luft. Blitzschnell riss er den langen Lauf des
Feuerrohrs aus den Schlaufen des Gurtes. Der Gurt lief quer über die Brust
des Jungen. Sofort peitschte ein weiß glühender Strahl brennenden
Öles über das Wasser und traf dort auf, wohin die andere Hand Michaels
deutete. Es stank nach dem Öl. Alles hatte nicht länger als
eine Sekunde gedauert. Mike ließ das Feuerrohr in seiner Hand herumwirbeln,
um den Rauch wegzublasen, steckte eine neue Patrone hinein und spannte den Hahn.
Er grinste den Vater an.
    »So schnell geht es, wenn man lange genug geübt hat. Ich denke,
ich habe trainiert. Mich wird kaum eine Lilie überraschen können.«
    Rim schloss seinen Mund. Er wusste jetzt, aus welchem Holz

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