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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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sie zutrifft, dann werden wir nicht
länger ungestört arbeiten können.«
    Sie brachen auf.
    Rim war entschlossen, umzukehren, falls ihnen noch ein derart unglaublicher
Fund begegnen sollte. An diesem Tag geschah jedoch nichts Außergewöhnliches
mehr. Sie schossen gegen Abend ein Wildtier. Rim nahm es aus und briet es; Fleisch
für die nächsten Tag. Bei der Jagd hatte Duff ein Bachbett entdeckt,
das in den Fluss mündete, aber ausgetrocknet war. Es hatte schon seit Jahren
keinen Bach mehr gegeben. Das bewies der Pflanzenwuchs. Die Unruhe der Jäger
war gestiegen. Sie richteten sich auf einer Wiese über den Einschnitten
der Täler zur Nacht ein.
    Sie schnallten ihre Hängematten ab, entspannten zwei Bögen und legten
sich hin. Über ihnen begannen sich die fremden Sterne zu zeigen. Marisa
hatte die erste Wache übernommen.
     
    Marisa war nicht älter als zweiundzwanzig, aber die Schulung für die
Siedleraufgabe hatte sie sichtlich reifer gemacht. Doch sie hatte Angst, lähmende
Angst. Irgendetwas lag wie drohendes Gewitter in der Luft. Es war nichts konkret
Fassbares; nur eine Vorahnung von Unheil. Bei jedem Geräusch schreckte
sie auf und hätte am liebsten Rim wach geschüttelt und sich an seine
Schulter gelehnt.
    Sie sah hinauf zum Himmel, in das herrliche, halb spiralige Sternpanorama. Ihre
Uhr, die auf den zwanzigstündigen Tag Hiorakons eingestellt war, zeigte
elf Uhr nachts. Ein Meteor zog eine gleißende Bahn in die Schwärze.
Er zerspaltete das Firmament in zwei Teile und verglühte. Ein zweiter,
größerer! Seine Bahn begann bei Sonnenuntergang und zog sich schräg
über das Firmament. Er wurde größer.
    Marisa musste einen Schrei gewaltsam unterdrücken. Sie bemerkte die Feuerkugel,
die unerträgliches Weiß ausstrahlte. Sie kam näher und senkte
sich hinter die Wipfel des Waldes. Sekunden später erschütterte ein
schwerer Stoß die Erde. Eine dumpfe Erschütterung rollte hinterher.
Dann brach ein gewaltiges Krachen herauf. Rim und Duff standen sofort neben
ihren Matten. Ihr erster Reflex war, die Bögen zu spannen.
    »Ein Meteorit! Er muss direkt dort hinter dem Wald eingeschlagen haben.
Was kann das bedeuten?«, schrie der Jäger erschrocken.
    »Ich weiß es nicht, Duff«, beruhigte der große Terraner
den Mann von Coma. »Morgen werden wir es sehen.«
    Sie versuchten, wieder einzuschlafen, jedoch ohne Erfolg. So kam es, dass sie
lange auch das Rauschen und brodelnde Zischen nicht überhörten, das
sich mit Naturgewalt durch die Finsternis näher bewegte.
    Kaum hatten ihre Ohren die Geräusche registriert, als auch schon der Lärm
anfing. Die Vögel, Baumbewohner, Kleintiere, die beim Erdstoß nur
kurz aufgeschreckt waren, gaben Laut. Auch Fowk drängte sich zitternd an
Duffs Beine. Sie vernahmen das Trappeln vieler Füße: Als ob ein Rudel
Elefanten durch das Bachbett stapfte. Rim ließ seinen Bogen stehen und
verschwand im Gebüsch. Die Sterne gaben schwaches Licht, aber die helleren
Steine des Bachbetts erlaubten es, wenigstens Schatten zu sehen.
    Rim klammerte sich an einen überhängenden Baumstamm und sah hinunter.
Gleichzeitig erhöhten sich die Funktionen der Sinnesorgane, die nicht mitarbeiten
konnten. Er hörte schärfer. In seine Nase kroch der Geruch zerstäubenden
Wassers.
    Dann sah er die Flutwelle. Seit dem Erdstoß waren zwanzig Minuten vergangen.
Gischtend und brodelnd wälzte sich eine ungeheure Wasserwoge mit großer
Geschwindigkeit durch das Bett. Sie wollte dem Fluss entgegen und überrollte
alles, was sich ihr entgegenstellte oder nicht schneller war als sie.
    Drei Kolosse stapften in panischer, kopfloser Flucht vor ihr her. Es waren Tiere,
tatsächlich größer als irdische Elefanten. Sie trugen Fell –
das konnte Rim in der Dunkelheit wahrnehmen –, aber sie hatten mit nichts
Ähnlichkeit, das er kannte.
    Ihre großen Sohlen trampelten durch Kiesel und über vermorschte Holzteile,
rissen Büsche nieder. Ein Tier glitt aus und fiel. Die anderen rannten
weiter. Ein markerschütternder Schrei, röchelnd und trompetend gleichzeitig,
fuhr ihnen nach. Dann hatte die Welle den Koloss erreicht und gischtete an ihm
hoch, wälzte Felsen heran und ließ sie mit dumpfem Geräusch
aufprallen. Wieder schrie das Tier laut. Das Wasser erstickte die Laute und
schloss sich gurgelnd um die dunklen Riesenformen. Dann schoss die Welle hinaus
in den Fluss. Rasch sank das Wasser.
    Rim ging zu

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