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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sich, Hengest. Diesist das dritte Mal, daß Metcombe zu meinen Lebzeiten verwüstet wurde. Ich wäre dankbar, wenn es sich als das letzte Mal erweisen sollte. Die Dänen werden wiederkommen. Sie werden keine Ruhe geben, bis wieder einer von ihnen auf Englands Thron sitzt. Es wird stürmisch, und wir brauchen Schutz. Wenn du mir nicht glaubst, frage deine Schwester, ich bin sicher, sie wird mir recht geben.«
    Hengest wandte den Kopf ab, aber nicht schnell genug, um den Schmerz in seinem Gesicht vor dem Besucher zu verbergen.
    »Aber wir können doch nicht einfach so unser Land aufgeben«, wandte er flehentlich ein.
    »Davon ist ja auch keine Rede«, sagte Ælfric ruhig. »Niemand soll sein Land aufgeben. Jeder soll genau da bleiben, wo er ist, wo seine Vorfahren vor ihm waren, seine Nachkommen nach ihm sein werden. Nur das Eigentum geht auf mich über.«
    Berit verzog den Mund zu einem kleinen, freudlosen Lächeln. »Wie glattzüngig Ihr seid, Thane. Genau wie Euer Großvater. Aber seid Ihr auch ein ebenso großer Krieger wie er? Das wüßte ich gern. Ist Euer Schutz wirklich unser Land wert?«
    Ælfric erwiderte das Lächeln mit demselben Mangel an Frohsinn, dafür einem deutlichen Anflug von Hohn. »Ich glaube wirklich nicht, daß ich dem Vergleich mit Ælfric Eisenfaust standhalte, Berit …«
    »Gott, wie das verfluchte Wikingerpack sich vor ihm gefürchtet hat«, murmelte sie wehmütig.
    »Wie dem auch sei. Er und seinesgleichen sind aus der Welt verschwunden. Mein Schutz ist das beste, was ihr kriegen könnt. Und ich werde tun, was ich kann. Darauf habt ihr mein Wort.«
    »Und das ist genug«, erwiderte sie unerwartet. »Wie ich sagte. Ich werde den Leuten raten, Euer Angebot anzunehmen. Wenn Ihr zum Vollmond wiederkommt, gehört Metcombe Euch.«
    Er verneigte sich knapp.
    »Dann laß uns die Einzelheiten besprechen.«
    Cædmon hörte aufmerksam zu, während sein Vater, die alte Frau und der Müller über Saatgut, Viehfutter und Bauholz redeten. Berit verhandelte hart und geschickt, es schien, als holte sie mehr aus seinem Vater heraus, als dieser bereit gewesen war zu geben. Doch schließlich wurden sie handelseinig. Ælfric verabschiedete sich höflich und gab ihr ein paar Pennies, die sie dort verteilen sollte, wo die Not am größten war. Cædmon hatte schon auf dem Weg zu Berits Haus alles verschenkt, waser in seinem Brotbeutel trug. Er nickte dem Müller und der Alten zu, folgte dem Beispiel seines Vaters und saß auf.
    Berit trat zu ihm und half ihm, den gefühllosen linken Fuß in den Steigbügel zu führen.
    Cædmon wünschte, sie würde ihn in Ruhe lassen, und sah verlegen auf den Widerrist seines Pferdes.
    Berit strich ihm leicht übers Knie. »Ich sehe, du trägst es mit Fassung, mein Junge.«
    Er rieb sich unbehaglich das Kinn an der Schulter. »Es ist nichts. Es vergeht schon wieder.«
    Sie runzelte die Stirn, sah kurz zu Ælfric und trat dann zurück. »Ja. Natürlich. Gott schütze dich, Junge.«
    »Und dich auch, Berit.« Er hob die Hand und folgte seinem Vater über die niedergetrampelte Wiese zum Ufer des Flusses.
     
    Guthric und Hyld erwarteten sie am Tor und folgten ihnen zum Pferdestall.
    Ælfric saß ab und wandte sich an seine Tochter. »Was ist mit Edgar?« Sie hob die Schultern. »Mutter sagt, mit Gottes Hilfe kriegt sie ihn durch.« Sie verschwieg, daß Marie auch gesagt hatte, Edgars Chancen hätten besser gestanden, wenn sie ihn schon am Vortag hätte behandeln können. Hylds Loyalität gehörte in Zweifelsfällen immer Dunstan. Sie war ein hübsches Mädchen von zwölf Jahren, und glich sie auch ansonsten mehr ihrem Vater, hatte sie zumindest die Anmut ihrer zierlichen, normannischen Mutter geerbt. Ein langer blonder Zopf fiel ihr über den Rücken, sie hatte große Hände, die gerne zupackten, und ein ebenmäßiges, beinah herzförmiges Gesicht mit ebenso bestürzend blauen Augen wie Cædmons.
    »Es ist eine Blutvergiftung«, fuhr sie fort. »Er ist in einen rostigen Nagel getreten. Der Fuß hat sich entzündet, und rote Streifen liefen sein Bein hinauf. Mutter hat ihn in die Halle bringen lassen und den Fuß dort aufgeschnitten.« Bei der Erinnerung verzog sie das Gesicht und schauderte. »Dann hat sie einen Umschlag aus Birkenrinde darumgelegt, gegen das Fieber. Aber er brennt immer noch.« Sie senkte den Kopf.
    Ælfric fuhr ihr über den Scheitel. »Sei nicht so niedergeschlagen, Hyld. Wir sind alle in Gottes Hand.«
    Sie nickte, ohne aufzusehen. »Ich weiß. Aber es war so

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