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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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unentschlossen.Dann sah er zu Cædmon. »Würdest du mir einen Gefallen tun, Junge? Wenn du dorthin läufst, wo einmal unsere Kirche stand, findest du rechts ein verkohltes Haus mit einer doppelstämmigen Eiche vor der Tür. Der Baum ist wie durch ein Wunder unversehrt. In dem Haus wohnt eine alte Frau, ihr Name ist Berit. Bring sie her.«
    Cædmon nickte, zog seinen Stock aus dem Sattelgurt und machte sich hinkend auf den Weg.
    Hengest sah ihm einen Moment nach. »Ach ja. Ich erinnere mich wieder. Sie haben auf Eure Söhne geschossen, Thane.«
    Ælfric ließ ihn nicht aus den Augen. »Ja.«
    »Wird er wieder gesund?«
    »Er ist gesund.«
    Der Müller verzog schmerzlich das Gesicht. »Ihr habt natürlich recht. Netter Junge.«
    Ælfric wechselte das Thema. »Saatgut und Viehfutter, Hengest. Ich kann euch nicht alle beköstigen, aber wenn nicht reicht, was ihr aus dem Fluß holt, kann ich euch zumindest unter die Arme greifen.«
    »Wartet, bis Berit kommt.«
    »Ich werde nicht stundenlang mit einem alten Weib feilschen. Ich mache euch ein Angebot, und ihr könnt es euch in Ruhe überlegen. Zum Vollmond komme ich wieder, um mir eure Antwort zu holen.« Hengest tat, als habe er ihn nicht gehört. Er wies dem Thane einen Platz auf der Bank vor der abgebrannten Mühle. »Ihr müßt mir verzeihen, daß ich Euch kein Bier einschenke, es ist alles dahin. Ein Becher Flußwasser ist alles, was ich zu bieten habe.«
    Ælfric hob abwehrend die Hand, trat zu seinem Pferd, holte einen Lederschlauch aus der Satteltasche und setzte sich damit neben den Müller. »Hier, trink. Ich bin nicht durstig.«
    Hengest nahm einen tiefen Zug aus dem Schlauch. Er enthielt starkes, würziges Bier. »Hm. Gott, das tut gut. Danke, Thane.« Er gab Ælfric den Schlauch zurück. »Saatgut und Futter, sagt Ihr. Und was noch?« »Vier dänische Sklaven. Keiner älter als fünfundzwanzig. Kräftig und kerngesund. Sie werden euch das Dorf im Handumdrehen wieder aufbauen, notfalls könnt ihr sie auch vor den Pflug spannen.«
    »Sie würden uns das Dorf vielleicht wieder aufbauen, wenn wir Holz hätten.«
    »Schön. Meinetwegen bekommt ihr auch Holz. Dafür bekomme ich von jedem Mann und jeder Frau einen Tag Arbeit während der Erntezeit.«Hengest antwortete nicht direkt. »Vier dänische Sklaven, sagt Ihr? Ich dachte, es waren fünf?«
    Ælfric nickte. »Einen behalte ich selbst. Als Wergeld für das Bein meines Sohnes.«
    Der Müller blinzelte in die fahle Märzsonne. »Ja. Ich schätze, das ist recht. Also, Thane: Ihr bietet uns Bauholz gegen Arbeit. Und Ihr bietet uns Saatgut und Futter gegen …?«
    »Euer Land. Jeder Bauer von Metcombe überschreibt mir sein Land. Sie können ihre Häuser wieder aufbauen und ihre Felder weiter bewirtschaften, nichts wird sich wirklich ändern, bis auf die Tatsache, daß sie mir Pacht schulden.«
    Hengest machte ein finsteres Gesicht. »Ihr verlangt, daß die Bauern Euch ihr Land überlassen, das Erbe ihrer Söhne, für ein paar Körner Saatgut?«
    Ælfric nickte ungerührt. »Und meinen Schutz, ja.«
    Ehe der Müller seiner Erbitterung Luft machen konnte, kam Cædmon in Begleitung einer alten Frau zurück. Berit war die Dorfälteste; niemand wußte, wie alt genau sie war, jedenfalls war sie die einzige, die sich noch an die Zeiten erinnerte, da der glücklose König Æthelred die Geschicke Englands in seinen unfähigen Händen gehalten hatte, jeden Mann aus Metcombe zum Kriegsdienst holte und von den Frauen Geld forderte, damit er den Dänen Tribut zahlen konnte.
    Vor Hengest und Ælfric blieb sie stehen. Sie hatten sich höflich erhoben, als sie nähertrat. Erst sah sie dem Thane in die Augen, dann dem Müller, setzte sich auf die frei gewordene Bank und stützte die Hände auf die Oberschenkel.
    »Es ist gut von Euch, uns zu besuchen, Thane. Und ich nehme an, Ihr wollt uns Euren Schutz anbieten.«
    Hengest wiederholte, was Ælfric vorgeschlagen hatte. Er sprach bedächtig und ohne die Stimme zu erheben, aber seinem Gesicht war anzusehen, was er von dem Angebot hielt.
    Berit äußerte sich nicht gleich. Sie sah nachdenklich auf ihre runzligen Hände hinab, die auf ihrem Rock aus rauher, bräunlicher Wolle lagen, verschränkte schließlich die Finger ineinander und sah zu Ælfric auf. »Ich denke, die meisten werden auf Euer Angebot eingehen, Thane.« »Gut.« Er reichte ihr den Bierschlauch, und sie nahm einen tiefen Zug. »Aber Berit …«, begann der Müller.
    Sie hob abwehrend die Linke. »Die Zeiten ändern

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