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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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gekommen, um zu verhindern, daß es zum Schlimmsten kommt. Gerade wegen Judith.«
    Cædmon schnaubte verächtlich. »Wenn es nicht schon zu spät ist.« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Gott, wißt Ihr eigentlich, was Ihr England antut? Ihr wart der letzte angelsächsische Earl, dem William zu trauen bereit war. Obwohl Edwin und Morcar ihn betrogen haben, von Harold Godwinson ganz zu schweigen. Euch hat er eine Chance gegeben. Und wie dankt Ihr es ihm? Es ist wahrlich kein Wunder, daß er das englische Volk mit Füßen tritt, wenn der englische Adel so ein schlechtes Licht auf das Volk wirft!«
    Waltheof schien einen Augenblick versucht, mit Empörung zu reagieren und Cædmon daran zu erinnern, wen er vor sich hatte. Aber er konnte seinem Blick nicht standhalten. Seine Schultern sackten herab, und er nickte schuldbewußt. »Ihr sagt mit jedem Wort die Wahrheit. Reitet zu Lanfranc, Cædmon. Er wird es nicht bereitwilliger glauben als Ihr, aber Euer Bruder ist sein Vertrauter, und der Erzbischof hält große Stücke auf Euch und Eure Familie. Ihr müßt ihn überzeugen. Und er muß schnell handeln.«
    Cædmon nickte grimmig. »Ihr könnt wetten, daß er das tut. Und jetzt sagt mir genau, was sie vorhaben.«
    Waltheof schluckte. »Sie marschieren aus zwei Richtungen. Roger fitz Osbern kommt mit seinen Männern von Westen, Ralph zieht von hier aus los. Sobald sie sich vereinigt haben, wenden sie sich nach Süden.« Cædmon brummte verächtlich. »Wie können sie nur hoffen, erfolgreich zu sein? Wie viele Männer haben sie denn schon? Zweihundert? Dreihundert?« Er bekam keine Antwort und sah seinen kleinlauten Besucher argwöhnisch an. »Gibt es vielleicht noch etwas, das ich wissen sollte?«
    Waltheof riß sich zusammen und hob den Kopf. »Sie haben den König von Dänemark um Unterstützung gebeten. Prinz Knut rüstet eine Flotte aus.«
    Cædmon starrte ihn einen Augenblick sprachlos an. Dann sagte er leise: »Gott vergebe Euch, Waltheof.« Er wandte sich abrupt zur Tür, hielt sie auf und machte eine auffordernde Geste. »Nach Euch, Mylord«, sagte er sarkastisch.
    Waltheof trottete vor ihm her die Treppe hinab. Alfred wartete mit besorgt gerunzelter Stirn am Eingang zur Halle. Cædmon wollte ihn bitten, seine Männer zu wecken, als er erkannte, daß sie alle bereits am hastig aufgeschürten Feuer standen, Becher und Brotstücke in den Händen hielten und sich leise murmelnd unterhielten.
    Cædmon nickte Alfred dankbar zu und weihte ihn flüsternd ein.
    Alfred war sichtlich erschüttert. »Was … was ist zu tun?«
    »Ich muß sofort nach Canterbury.« Cædmon wandte sich kurz um. »Edric, geh und weck den Stallknecht und seinen Sohn. Sie sollen satteln, Widsith zuerst.«
    »Ja, Thane.«
    Cædmon sprach wieder zu Alfred: »Erkläre es meiner Mutter und Aliesa. Sei behutsam, Roger fitz Osbern ist Aliesas Schwager, es wird einfurchtbarer Schock für sie sein, aber ich muß einfach sofort aufbrechen.«
    Alfred nickte. »Sei unbesorgt. Ich bring’ es ihr schon bei.« Er ruckte den Kopf in Waltheofs Richtung. »Was wird mit ihm?«
    »Er kommt mit mir nach Canterbury, aber ich kann nicht auf ihn warten. Drei Mann sollen ihn hinbringen. Und sie dürfen ihn auf keinen Fall entwischen lassen, sonst sind wir in Schwierigkeiten.«
    »Ich werde unter keinen Umständen …«, begann Waltheof entrüstet, aber Cædmon schnitt ihm das Wort ab. »O ja, Ihr werdet. Ihr habt es vielleicht noch nicht gemerkt, aber Ihr seid mein Gefangener, Mylord. Alfred, binde ihm die Hände.«
    Alfred sah unsicher von einem zum anderen. »Ähm … Cædmon …« »Tu es!«
    »Na schön.« Alfred fischte eine Lederschnur aus seinem Beutel und fesselte dem Earl die Hände, ohne ihm in die Augen zu sehen. Er tat es so untypisch zögerlich, als rechne er damit, daß Siwards legendäre Hammerfaust jeden Moment aus dem Jenseits auf ihn niederkrachen werde.
    Cædmon nickte zufrieden. »Wulfstan soll in die Dörfer und zu den Gütern reiten. Alle sollen sich auf einen möglichen Däneneinfall einrichten. Wer sich Ralph de Gael anschließt, ist gut beraten, mir nie wieder unter die Augen zu treten. Und meine Söhne bleiben auf der Burg, bis diese ganze Sache vorbei ist.«
    »Ja, Thane.«
    »Schicke einen der Männer nach York. Wenn Erik dort ist, weiß er sicher längst, daß die Dänen kommen. Aber vielleicht ist er auf See. In dem Fall soll Hyld mit den Kindern hierherkommen.«
    Alfred nickte. »Mach dich auf den Weg, Cædmon. Ich kümmere mich um

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