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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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damit! Was fällt dir ein?«
    »Entschuldige«, brummte Dunstan unwirsch.
    Ælfric bedachte ihn mit einem Kopfschütteln. »Wo sind die Pferde?Wozu, glaubst du, hab ich dich vorausgeschickt? Um jetzt hier in der Kälte zu stehen und zu warten?«
    Dunstan wollte sich rechtfertigen, er war sehr erfindungsreich im Ersinnen von Ausreden, aber Ælfric winkte ab.
    »Ich weiß genau, wo du dich rumgetrieben hast.« Mit einem ungehaltenen Seufzer trat er in den Stall, zog gewohnheitsgemäß den Kopf ein, um durch die niedrige Tür des verwitterten Holzgebäudes zu passen, und fand im dämmrigen Innern einen vielleicht achtjährigen Jungen, der auf Zehenspitzen neben dem großen Wallach stand und versuchte, diesem den Sattel aufzulegen.
    »Guten Morgen, Ine. Wo ist dein Vater?« Ælfric nahm dem kleinen Kerl den schweren hölzernen Sattel aus den Händen und legte ihn seinem Pferd auf den Rücken.
    Ine lächelte scheu. »Krank, Thane.« Dankbar ließ er sich auch die Trense abnehmen und machte sich statt dessen daran, den Sattelgurt festzuschnallen, eine Aufgabe, die seiner Körpergröße eher entsprach. »Dunstan, Cædmon«, rief der Thane über die Schulter. »Kommt rein und sattelt selbst, wenn das nicht zuviel verlangt ist!« Dann wandte er sich wieder an den kleinen Jungen. »Was fehlt ihm denn?«
    Ine senkte den Blick und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Er hat Fieber. Er brennt, sagt Mutter.«
    Ælfric klopfte seinem Pferd den Hals und wandte sich zu der steilen, wackeligen Stiege, die zum Heuboden hinaufführte, wo der Stallknecht mit Frau und Kindern lebte. Oben angekommen, mußte er nicht nur den Kopf einziehen, sondern sich vornüberbeugen, um stehen zu können, selbst unmittelbar unter dem First.
    Der Dachboden über dem Stall bildete eine kleine Kammer, die fast zur Hälfte mit Heu und Hafersäcken gefüllt war. Der verbleibende Raum dahinter war nicht viel größer als eine Pferdebox. Auch ohne Feuer wurde es hier oben nie wirklich eisig, weil die Körperwärme der Pferde aufstieg und die Kammer einigermaßen warmhielt, aber der scharfe Märzwind pfiff durch die Ritzen zwischen den Holzlatten der Wände, und es war sehr feucht.
    Der winzige Raum war unmöbliert bis auf ein paar Strohlager am Boden. Der Stallknecht und seine Familie nahmen ihre Mahlzeiten genau wie alle anderen Angehörigen des Guts in der Halle ein und schliefen nur deswegen auf dem Heuboden, weil es Ælfric lieber war, wenn auch nachts jemand bei den Pferden blieb. Für gewöhnlichhielt sich tagsüber niemand hier oben auf, Ine und sein Vater kümmerten sich um die Reittiere, während seine Mutter und die beiden Schwestern mit anderen zusammen die Kühe versorgten, molken und Butter und Käse herstellten. Die beiden Mädchen waren auch heute zur Arbeit gegangen, doch als Ælfric nähertrat, entdeckte er eine rundliche Frau, die sich über eine reglose Gestalt auf einer der Strohmatratzen beugte.
    »Mildred«, sagte er leise.
    Die Frau fuhr erschrocken zusammen und kam eilig auf die Füße. »Thane …«
    »Was ist mit ihm?«
    Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich mit dem Ärmel über ihr reizloses, gerötetes Gesicht. »Ich weiß nicht … Ich glaube, er stirbt.« Ihre Stimme drohte zu kippen.
    Ælfric sah auf den Kranken hinab, der bedenklich reglos auf seinem Strohbett lag. Im Dämmerlicht konnte man das Gesicht nicht deutlich erkennen, aber es schien ihm wächsern und tatsächlich todesbleich. »Warum habt ihr nicht nach meiner Frau geschickt?« fragte er, gedämpft, aber ärgerlich.
    Mildred schüttelte stumm den Kopf und preßte eine Hand auf den Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken.
    »Aber das haben wir doch«, protestierte Ine.
    »Still, Junge«, fuhr seine Mutter ihn an.
    Ælfric wandte sich zu dem kleinen Kerl um. »Was soll das heißen, ihr habt nach ihr geschickt?«
    Ine überlegte einen Augenblick, was das kleinere Übel war, seiner Mutter oder dem Thane nicht zu gehorchen. Noch ehe er eine Entscheidung getroffen hatte, regte sein Vater sich plötzlich, stöhnte heiser und krümmte sich zusammen wie im Krampf. Mildred hockte sich neben ihn, nahm einen Lappen aus einem Ledereimer und versuchte, ihm die Stirn abzutupfen.
    »Ich warte, Junge«, sagte Ælfric.
    Ine biß sich auf die Unterlippe und hob dann den Kopf. »Mutter hat mich gestern abend zur Halle rübergeschickt, ich solle die Lady Marie holen. Und ich hab’s ausgerichtet.«
    »Wem?«
    Ine verließ der Mut. »Ich … ich weiß nicht mehr, Thane.« Er sah mit

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