Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
Vom Netzwerk:
anhören und erst einmal Urlaub machen.«
    Ross wollte etwas sagen, als er plötzlich ein entferntes Donnern hörte. Er sah sich erschrocken um, dann bemerkte er das silbern glänzende Objekt am Himmel, das einen weißen Kondenzstreifen hinter sich herzog. Die Größe des Flugkörpers ließ sich nicht abschätzen. Er vollführte einige waghalsige Wendemanöver, die kein Pilot aus Fleisch und Blut überlebt hätte, dann verlor er rasch an Geschwindigkeit und Höhe, drehte eine Runde über der Küste, um sofort wieder aufs Meer hinauszufliegen. Wieder erschrak Ross. Der Körper war einen Augenblick lang viel zu langsam gewesen, um noch fliegen zu können. Das Flimmern der erhitzten Luft unter dem silberfarbenen Körper gab ihm die Erklärung: vertikal angebrachte Triebwerke! Noch einmal führte die Maschine ein Wendemanöver über dem Wasser aus, als ob sie Ross ihre Fähigkeiten demonstrieren wollte. Dann landete sie keine hundert Meter entfernt, wobei ein kleiner Sandsturm ausgelöst wurde. Ross verfolgte fasziniert, wie sie aufsetzte. Ein Senkrechtstarter! Doch Ross hatte niemals 5B gegenüber von solchen Modellen gesprochen. Die Roboter mußten selbst auf den Gedanken gekommen sein, ihn zu entwickeln, vielleicht durch die Lektüre von Büchern …
    »Wir dachten, Sie würden gern eine Reise unternehmen, während Sie sich erholen«, erklärte die Schwester. »Der Roboter, den Sie sehen, ist in der Lage, menschliche Passagiere zu befördern.«
    »Dann nichts wie los!« rief Ross lachend und gab der Schwester einen Klaps auf den kalten, metallenen Rücken. Er stolperte zweimal auf dem Weg zur Maschine, doch es war für ihn etwas Herrliches, in den Sand zu stürzen und darin herumzutollen oder das frische Gras in seinen Händen zu fühlen. Als er in das Flugzeug – vielleicht handelte es sich sogar um ein kleines Raumschiff – stieg, war er überrascht von der Vielfalt an Einrichtungsgegenständen. Nichts fehlte. Es gab sanitäre Einrichtungen, Regale voller Bücher und Kontrollen, auf denen er die Funktionen der Maschine verfolgen konnte. Sein Platz war im Bug, wo er auf einem bequemen Sessel durch transparentes Material freie Sicht nach allen Seiten und nach unten hatte.
    »Ihr habt an alles gedacht«, lobte Ross ergriffen.
    »Danke, Sir«, sagte der Flugroboter. Die Stimme kam aus einem Lautsprecher hinter dem Sessel. »Ich bin Sucher A17/3, eines von fünf für Fernaufklärung und Koordination der Suchkommandos entwickelten Modellen. Wohin möchten Sie geflogen werden, Sir?«
     
    Aus Höhen zwischen einigen Dutzend Metern und fünfzehn Kilometern und bei Geschwindigkeiten bis zur achtfachen des Schalls betrachtete Ross seine Welt. Ja, es war seine grüne, wunderbare Welt, denn er hatte ihr das Leben zurückgebracht, und das alles durch einige winzige Grassamen, die er in den Umschlägen seiner Hose gefunden hatte. Ross war glücklich und aufgeregt, als er den grünen Teppich über Äquatorialafrika sah, ebenso wie im Amazonasbecken. Riesige, unüberschaubare Grasflächen überall. Erst etwa dreißig Kilometer vor dem arktischen Eis hatte es haltgemacht. Kein Baum und keine Büsche waren zu sehen.
    Am späten Nachmittag ließ Ross die Maschine auf einer der zahlreichen Karibikinseln landen, einem grünen, weiß umrandete Flecken im Blau des Ozeans. Ross stieg aus und stürzte sich in die anrollenden Wellen, die Warnungen der Schwester im Ohr, daß er sich nicht zu lange der Sonne aussetzen sollte, weil er an ihr Licht nicht mehr gewöhnt war und es auf der ganzen Welt keinen Tropfen Sonnenöl mehr gab.
    Nach dem Bad legte er sich ins Gras und ließ sich trocknen. Es war sehr heiß, obwohl es schon bald dunkel werden würde. Tiefe Zufriedenheit und Zuversicht erfüllten Ross. Aber er war zu müde, um sich jetzt schon Gedanken darüber zu machen, was er als nächstes zu tun hatte. Er streckte sich aus, bekam einen Grashalm zu fassen und steckte ihn zwischen die Zähne. Als er zu kauen begann, informierte 5B ihn darüber, daß diese Sorte Gras nicht zu den eßbaren gehörte, in kleinen Mengen genossen aber unschädlich sei.
    Ross lachte wie ein Kind. Eine Stunde später befand er sich in seiner Schlafkoje an Bord der Flugmaschine und aß sich erst einmal richtig satt. Die Vorratskammern des Roboters waren reichlich gefüllt.
    Er schlief ein und wachte erst am anderen Morgen wieder auf. Die Maschine befand sich in der Luft und wich gerade einem Hurrikan aus. Wenig später, westlich von Panama, sah er den

Weitere Kostenlose Bücher