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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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brauchte man nur dessen linkem Ufer zu folgen.
    Weder Fritz noch Franz kannte diesen Wasserlauf, da ihre Ausflüge sie früher noch nie bis zum mittleren Theil der Insel geführt hatten. Sie ahnten natürlich auch nicht, daß dieser bereits einen Namen erhalten hatte, daß er der Montrose-Fluß hieß, und ebensowenig kannten sie den neuen Namen des Pic Zermatt, auf dem die britische Flagge wehte. Wie erfreut mußte erst Jenny sein, wenn sie erfuhr, daß dieser Wasserlauf, einer der bedeutendsten der Neuen Schweiz, den Namen ihrer Familie trug!
    Nach einer Stunde Weges verließen die Wanderer den ziemlich schroff nach Osten abbiegenden Montrose, und zwei Stunden später betraten die wie gewöhnlich vorauseilenden Fritz und Franz zuerst wieder eine ihnen schon bekannte Gegend.
    »Das Grünthal!« riefen sie und begleiteten ihren Ruf mit freudigem Hurrah.
    Thatsächlich lag das Grünthal vor ihnen und sie brauchten darin nur bis zu der Palissadenwand, die das Gelobte Land abschloß, vorzudringen, um an den Engpaß der Cluse zu gelangen.
    Jetzt hätte keine Rücksicht, nicht Hunger und nicht Erschöpfung, weder die einen noch die anderen aufzuhalten vermocht. Alle folgten trotz des holperigen Weges Fritz und Franz mit schnellen Schritten. Es war als würden sie mächtig vorwärts getrieben angesichts des Zieles, das sie kaum je noch zu erreichen gehofft hatten.
    O, wenn jetzt durch besonders glücklichen Zufall die Herren Zermatt und Wolston in der Einsiedelei von Eberfurt wären, wenn deren Familien sie, wie in der schönen Jahreszeit so häufig, dahin begleitet hätten…
    Doch das wäre, wie man zu sagen pflegt, »des Glückes allzuviel« gewesen, und selbst John Block wollte darauf nicht hoffen.
    Jetzt zeigte sich das nordwestliche Ende des Grünthals zwischen seinen Felsenwänden, und Fritz drang nach dem Hohlweg vor.
    Die Pfähle an dessen Eingange standen noch fest in den Spalten des steinigen Bodens, fest genug, auch den kräftigsten Vierfüßlern zu widerstehen.
    »Da… unser Thor! rief Fritz.
    – Ja, sagte Jenny, das Thor unseres Gelobten Landes, wo alle die weilen, die wir lieben!«
    Jetzt galt es nur, einen der breiten Pfähle auszuheben, was in wenigen Minuten geschehen war.
    Endlich betrat man den Engpaß, und jeder hatte das Gefühl, als ob er »nach Hause« zurückkehrte, in die Heimat, von der man sich noch vor drei Tagen um viele hundert Lieues entfernt glaubte.
    Fritz, Franz und John Block setzten den Pfahl wieder in seine Vertiefung ein, um Raubthieren und Dickhäutern keinen Eingang frei zu lassen.
    Gegen halb acht Uhr brach mit der den Tropenzonen eigenen Schnelligkeit die Nacht herein, als Fritz und die übrigen gerade bei der Einsiedelei von Ebenfurt eintrafen.
    In der Meierei befand sich niemand, und wenn man das bedauerte, so war es doch nicht zu verwundern.
    Das Häuschen hier zeigte sich gut erhalten. Nachdem Thür und Fenster geöffnet worden waren, richtete man sich zu einer letzten Rast ein, die nur etwa zehn Stunden dauern sollte.
    Die Wohnung befand sich – der ältere Zermatt hielt stets darauf – in dem Zustande, die beiden Familien bei ihren mehrfachen Besuchen in jedem Jahre bequem aufnehmen zu können. Jenny, Doll, Suzan, der kleine Bob und der Kapitän Gould erhielten die vorhandenen Lagerstätten angewiesen, der mit trockenem Grase bedeckte Erdboden des Schuppens genügte den anderen für die letzte Nacht, die ihrer Rückkehr noch vorausging.
    Eberfurt war übrigens stets mit Mundvorrath für eine Woche versorgt.
    Jenny brauchte also nur die großen Weidenkörbe zu öffnen, die Conserven verschiedener Art, Sago, Cassavebrod oder Maniokmehl und eingesalzenes Fleisch und geräucherte Fische enthielten. Um sich Obst, wie Feigen, Mandeln, Bananen, Birnen oder Aepfel, zu beschaffen, bedurfte es nur weniger Schritte, solches von den Bäumen zu pflücken, und ebenso bequem war Gemüse aus dem Küchengarten zu holen.
    Selbstverständlich waren Küche und Speisezimmer mit allem nothwendigen Geräth ausgestattet. Bald loderte ein tüchtiges Feuer auf dem Herde auf und stand der Kochtopf auf dem Dreifuße darüber. Das nöthige Wasser wurde einer Ableitung des Ostflusses entnommen, die den Behälter der Meierei speiste. Zur großen Befriedigung gereichte es endlich allen, sich an einigen Glas Palmwein aus den im Keller lagernden Fäßchen erquicken zu können.
    »Sapperlot, rief der Obersteuermann jubelnd, wir sind auch lange genug auf schmale Wassercur gesetzt gewesen!
    – Wir werden

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