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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wollte, werden wir einfach noch durch Ihre schöne Allee bis Felsenheim zu wandern haben. Der Verzug von einer Stunde… das ist alles… und was bedeutet das nach einer so langen Abwesenheit?«
    Alle schritten schneller dahin. Sehr bald zeigte sich der Waldesrand und dann der riesige Mangobaum inmitten des Hofes mit seiner Palissade. um die sich noch eine lebende Hecke hinzog.
    Fritz und Franz stürmten nach der in der Hecke angebrachten Thür.
    Diese Thür stand offen, und man erkannte sogar, daß sie halb aus ihren Angeln gerissen war.
    Die beiden Brüder drangen in den Hof ein und blieben an dem Wasserbassin in der Mitte stehen.
    Die Wohnung war verlassen.
    Aus dem Geflügelhofe und den der Palissade anliegenden Ställen ertönte kein Laut, obgleich diese in der Sommerzeit gewöhnlich von Kühen, Schafen und verschiedenen Hühnerarten belebt waren. In den Schuppen lagen allerlei Gegenstände, Kasten, Körbe und Ackergeräthe in einer Unordnung umher, die mit der peinlichen Sorgsamkeit der Frau Zermatt und der Frau Wolston nebst ihrer Tochter bestimmt nicht zu vereinigen war.
    Franz eilte nach den Stallungen.
    Sie enthielten nichts als einige Bündel Heu in den Trögen und Krippen.
    Sollten nun die Thiere wohl die Pforte der Einfriedigung gesprengt haben?… Irrten sie draußen auf dem Lande umher?… Nein, in der Umgebung von Falkenhorst war wenigstens nichts zu sehen gewesen. Nun konnten sie zwar aus dem oder jenem Grunde in den anderen Farmen mit untergebracht worden sein, doch das erklärte die hier herrschende Unordnung auch noch nicht.
    Die Meierei Falkenhorst enthielt bekanntlich zwei Wohnungen, die eine zwischen den Aesten des Mangobaumes und die andere zwischen den mächtigen Wurzeln am Fuße des Stammes. Darüber lag, hergestellt aus Bambusstämmen, die das mit getheertem Moose bedeckte Dach bildeten, eine Art Terrasse mit Geländer. Diese Terrasse bedeckte wieder mehrere Einzelräume, die durch Scheidewände auf den Wurzeln getrennt und geräumig genug waren, den beiden Familien Unterkunft zu gewähren.
    In dieser ersten Wohnung war es ebenso still, wie auf dem Hofe.
    »Kommt mit hinein!« rief Fritz mit bebender Stimme.

    Alle folgten ihm, stießen aber sofort einen Schrei aus… einen Schrei, da sie kein Wort hervorzubringen vermochten.
    Das Mobiliar war hier durcheinander geschoben, Tische und Stühle umgestürzt, Kisten und Kasten erbrochen, der Inhalt an Wäsche lag auf der Erde und die Werkzeuge waren in alle Winkel geschleudert. Man hätte sagen können, daß hier nur aus Lust am Plündern geplündert worden wäre. Von den Vorräthen an Nahrungsmitteln, die gewöhnlich in Falkenhorst gehalten wurden, war nichts mehr übrig, auf dem Futterboden kein Heu mehr, im Keller die Wein-, Bier-und Liqueurfäßchen leer. Nirgends eine Waffe, mit einziger Ausnahme einer geladenen Pistole, die der Obersteuermann aufhob und in seinen Gürtel steckte. Gewöhnlich waren doch für die Dauer der Jagdzeit Karabiner und Flinten immer in Falkenhorst zurückgelassen worden.
    Fritz, Franz, Jenny und alle übrigen standen sprachlos vor diesem unerwarteten Anblick und fragten sich, ob es in Felsenheim, in Waldegg, Zuckertop und auf dem Prospect-Hill wohl ebenso traurig aussehen möge. Sollte von den verschiedenen Meiereien die der Einsiedelei von Eberfurt allein von den Plünderern verschont geblieben sein, und wer waren denn eigentlich diese Raubgesellen?
    »Liebe Freunde, begann endlich der Kapitän Gould, hier hat sich ein Unglück ereignet, und doch ist es, vielleicht nicht so groß, wie Ihr es zu fürchten scheint.«
    Niemand gab eine Antwort, und was hätte Fritz, Franz oder Jenny gegenüber dieser traurigen Verwüstung sagen sollen? Nachdem sie nun freudigen Herzens den Fuß auf das Gelobte Land gesetzt hatten, was fanden sie da in Falkenhorst?… Nichts als eine Ruine und die Verlassenheit!
    Was mochte denn vorgefallen sein? War die Neue Schweiz etwa überfallen worden von einer Rotte jener frechen Seeräuber, die damals so zahlreich im Indischen Ocean hausten, wo die Andamaneninseln und die Nicobarengruppe ihnen sicheres Versteck boten? Hatten die Familien zur Zeit Felsenheim verlassen, sich nach einem anderen Theil des Gebietes zurückziehen oder gar von der Insel flüchten müssen? Waren sie jenen Piraten in die Hände gefallen oder bei dem Versuche, sich zu vertheidigen, gar umgekommen?
    Daneben fragte es sich doch auch noch, ob die Vorgänge hier einige Monate, einige Wochen oder nur einige Tage

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