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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ein so großes Bedürfniß, wieder einige Hoffnung zu schöpfen, daß sie alles andere vergaßen, ebenso die Verlassenheit hier um Falkenhorst, wie die Plünderung des Hofes, das Fehlen der Hausthiere, die Leere der Stallungen und die Verwüstung der Zimmer am Fuße des Mangobaumes. Wenigstens der Kapitän Gould und John Block gewannen jedoch bald die nüchterne Ueberlegung wieder. Offenbar – der Rauch lieferte dafür den Beweis – war Felsenheim augenblicklich bewohnt… doch ob nicht von den Räubern? Wer konnte das entscheiden? Jedenfalls war bei einer Annäherung die größte Vorsicht geboten. Vielleicht war es deshalb besser, nicht der nach dem Schakalbache führenden Allee zu folgen. Ging man über die Felder und so viel wie möglich von einem Gehölze zum anderen, so durfte man hoffen, ungesehen bis nach der Drehbrücke zu gelangen.
    Schon bereiteten sich alle, die Wohnung in der Höhe zu verlassen, als Jenny das Fernrohr senkte, durch das sie die Küste der Bucht besichtigt hatte, und in den Ruf ausbrach:
    »Den Beweis, daß unsere Angehörigen noch da sind, daß sie ihre Insel nicht verlassen haben, liefert der Umstand, daß die Flagge noch auf der Haifischinsel weht!«
    Das war wohl richtig, es hatte bisher nur noch niemand auf die weiß und rothe Schweizer Flagge geachtet, die über dem Batterieschuppen flatterte. Doch gab das die Gewißheit, daß die Herren Zermatt und Wolston, ihre Frauen und ihre Kinder die Insel wirklich nicht geräumt hatten? Die Flagge wehte ja doch Tag für Tag an dieser Stelle.
    Hierüber wollte sich aber niemand den Kopf zerbrechen. In Felsenheim müßte sich, noch vor Ablauf einer Stunde, ja alles aufklären.
    »Vorwärts!… Nur vorwärts! wiederholte Franz, sich nach der Treppe wendend.
    – Halt!… Halt!« gebot da plötzlich der Steuermann mit gedämpfter Stimme.
    Der alte Seemann kroch mehr als er ging, auf den Balcon nach der Seite der Rettungsbucht zu hinaus. Hier schob er die Blätter etwas auseinander steckte den Kopf hindurch, zog ihn aber schleunigst wieder zurück.
    »Was ist denn da draußen zu sehen? fragte Fritz.
    – Eine Rotte von Wilden!« antwortete John Block.
Neunundzwanzigstes Capitel.
Verschiedene Vermuthungen. – Was war zu beginnen? – Ein Kanonenschuß. – Die Haifischinsel. – Eine Recognoscirung bis zum Strande. – Ein verlassenes Canot. – Einschiffung. – »Schießt nicht!«
    Es war jetzt halb drei Uhr Nachmittag. Der Mangobaum hatte ein so dichtes Blattwerk, daß es die fast senkrechten Sonnenstrahlen nicht zu durchdringen vermochten. Fritz und die anderen liefen also keine Gefahr, in der hochgelegenen Wohnstätte von Falkenhorst, die den an der Insel gelandeten Wilden jedenfalls noch unbekannt war, so leicht aufgespürt zu werden.
    Fünf halbnackte Männer mit schwarzer Haut, gleich den Eingeborenen des westlichen Australiens, schritten, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, die Allee daher. Daß sie gesehen worden wären, und daß das Gelobte Land jetzt auch noch andere Insassen berge, als die Bewohner Felsenheims, konnten sie natürlich gar nicht ahnen. Doch was war aus dem älteren Zermatt und den Seinigen geworden? Hatten sie sich noch flüchten können, oder waren sie in einem ungleichen Kampfe umgekommen?
    Es ließ sich doch, wie John Block bemerkte, kaum annehmen, daß sich die Zahl der auf der Insel eingedrungenen Eingeborenen auf dieses halbe Dutzend Männer beschränkte. Bei einer solchen Minderheit hätten sie den älteren Zermatt, dessen beide Söhne und Herrn Wolston, selbst bei einer Ueberrumpelung, wohl nicht überwältigen können. Jedenfalls war es eine ganze Bande auf einer Flottille von Piroguen, die die Neue Schweiz überfallen hatte. Die Flottille lag jetzt vermuthlich in der kleinen Bucht mit der Schaluppe und der Pinasse. Von der Höhe von Falkenhorst aus war das freilich nicht zu sehen, da die Spitze der Rettungsbucht nach dieser Seite hin die Aussicht beschränkte.
    Doch wo befanden sich die Familien Zermatt und Wolston? Ließ sich aus dem Umstande, daß man sie weder in Falkenhorst noch in dessen Umgebung getroffen hatte, der Schluß ziehen, daß sie als Gefangene in Felsenheim wären, daß sie weder Zeit noch Gelegenheit gefunden hätten, nach einer der anderen Meiereien zu flüchten… oder daß sie gar niedergemetzelt wären?
    Damit hätte sich freilich alles erklärt: die Verwüstung in Falkenhorst, die Verlassenheit in dem Theile des Gelobten Landes zwischen dem Canal des Schwanensees und dem Küstenlande. Fritz,

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