Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
zum Fuße jener Berge zu durchstreifen und selbst die Anhöhen zu ersteigen. Dieser Plan konnte freilich nur nach Wiedereintritt der schönen Jahreszeit ausgeführt werden.
    Die bisher besuchten Theile der Insel hatte Ernst natürlich schon möglichst genau gemessen und auf einer Karte eingetragen. Das nördliche Ufer hatte danach zwölf Lieues Länge; im östlichen Theile bildete es eine ziemlich regelmäßige Linie vom Cap im Osten bis zum Eingange zur Rettungsbucht; weiterhin dehnte sich die genannte Bucht in Gestalt eines Schlauches aus, mit dem sie die felsige Küste zwischen dem Strande bei Falkenhorst und dem Cap der Getäuschten Hoffnung berührte; von diesem Punkte und nach Westen hin breitete sich die Nautilusbucht aus, die, mit dem Cap Camus endigend, den Ostfluß aufnahm; darauf folgte endlich, einen weiten Bogen beschreibend, die große Perlenbucht zwischen dem sogenannten Bogengewölbe und dem ihm gegenüber aufragenden Vorgebirge, und von diesem, im Südwesten vier Lieues entfernt, der Rauchende Berg. Ueber das auf der einen Seite vom Meere, auf der anderen von der Nautilusbucht begrenzte Gebiet des Gelobten Landes, das auf der Rückseite von einer langen Umwallung vom engen Eingange der Rettungsbucht bis zur Nautilusbucht umschlossen wurde, konnte man also auf anderem Wege als durch den Paß der Cluse nicht hinausdringen. Dieser gegen vier Quadratlieues messende Landstrich umfaßte den Schakalbach, den Rio von Falkenhorst, den Schwanensee, die Wohnstätten Falkenhorst und Felsenheim, die Meiereien von Waldegg und Zuckertop, sowie die Einsiedelei. Eberfurt.
    Die Ausflügler folgten immer nur dem Ufer des Wasserlaufes, von dem sich der ältere Zermatt auf keinen Fall entfernen wollte. Ernst kam das übrigens sehr gelegen.
    »Nach unserer Rückkehr, sagte er zu seinem Vater, werde ich den Lauf eines Theiles dieses Flusses und somit auch das von ihm bewässerte Thal aufzeichnen können. Bei der überraschenden Fruchtbarkeit dieses uns neuen Landstriches ist es ganz unzweifelhaft, daß unsere Insel hinreichen würde, mehrere tausend Colonisten zu ernähren.
    – Oho, gleich so viele! rief Jack, der seine Unzufriedenheit, daß »sein zweites Vaterland« einmal so stark bevölkert sein könnte, gar nicht zu verhehlen sachte.
    – Ich möchte auch voraussagen, fuhr Ernst fort, daß zukünftige Colonisten – da eine Stadt großen Vortheil von der Lage an einer Flußmündung hat – sich jedenfalls werden im Hintergrunde dieser Bucht ansiedeln wollen…
    – Was wir ihnen auch nicht verwehren würden, fiel der ältere Zermatt ein, denn niemals würde sich einer von uns entschließen, das Gelobte Land zu verlassen.
    – Und besonders auch, weil Frau Zermatt dem nicht zustimmen würde, wie sie ja ausdrücklich erklärt hat, bemerkte dazu Wolston.
    – Die Mutter hat recht, rief Jack. Und dann fragt nur noch unsere wackeren behaarten und gefiederten Diener, fragt Sturm, Brummer, Rasch und Blaß, fragt Brüll, Pfeil, Flink und Knipp den Zweiten, sowie Leichtfuß, Brausewind, auch Türk, Braun und Falb, die mit hier sind, ob sie wohl auswandern wollten. Man verleihe ihnen nur Stimmrecht, veranstalte eine Abstimmung über diese Frage, und ich weiß, da sie die Majorität bilden, welche Entscheidung aus der Urne hervorgehen würde!
    – Na, beruhige Dich nur, Jack, meinte der ältere Zermatt, wir werden nicht in die Lage kommen, unsere Thiere darum befragen zu müssen…
    – Thiere, die aber nicht so dumm sind, wie dieser Name glauben lassen könnte!« erwiderte Jack, der durch seine Worte und Bewegungen die beiden jungen Hunde zum lustigen Umherspringen veranlaßte.
    Gegen sechs Uhr waren Zermatt und seine Begleiter wieder am Lagerplatze eingetroffen, nachdem sie noch längs der Küste auf deren Strande mit einem Hintergrunde harziger Bäume hingegangen waren. Die Mahlzeit wurde auf dem Grase eingenommen und die Theilnehmer daran labten sich an gebackenen Gründlingen, die sich im süßen Wasser des Flusses an den Angelschnüren gefangen hatten, welche Ernst für Annah zurecht gemacht hatte. Der Fluß schien sehr fischreich zu sein, und in den vielen Rios, die weiter oben in diesen mündeten, wimmelte es von Krebsen, von denen man sich noch einige Dutzend vor der Abfahrt einzufangen versprach.
    Nach dem Essen hatte offenbar niemand Eile, an Bord der Pinasse zurückzukehren, und nur wegen Mangels an einem Zelte mußte man dem Wunsche, gleich auf dem Strande zu schlafen, schließlich doch entsagen. Es war aber auch

Weitere Kostenlose Bücher