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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bewohner von Felsenheim gedauert. Sie hätte sich noch weit länger ausdehnen dürfen, ohne daß die Hausthiere deshalb zu leiden gehabt hätten, denn ihre Ställe waren mit Futtervorräthen für einen langen Zeitraum versorgt worden. Gelegentlich dieses Ausfluges hätte Wolston Zeit genug gehabt. seine Besichtigung der Insel bis zum Fuße der Bergkette fortzusetzen. von der er bei der Barre. im Flusse ja nicht mehr weit entfernt gewesen war. Höchstwahrscheinlich hätte er dem älteren Zermatt auch vorgeschlagen, noch drei bis vier Tage am Ankerplatze im Montrose-Flusse zu verweilen, wenn das Canot nicht auf das Hinderniß gestoßen wäre. das jede weitere Fahrt stromaufwärts unmöglich machte.
    Der Ausflug war immerhin nicht ergebnißlos gewesen. Man hatte dabei die östliche Küste vom Cap im Osten an gegen zehn Lieues weit kennen gelernt. Nimmt man hierzu die gleichlange Strecke im Norden bis zur Perlenbucht hin, so war das alles, was man von dem Küstengebiete der Insel kannte. Was ihren Umfang im Westen und im Süden anging, welches Aussehen sie ebenda hatte, ob sie weitere öde oder fruchtbare Gegenden enthielt, darüber konnten die beiden Familien erst Aufklärung erhalten, wenn sie die ganze Insel umschiffen, wenigstens wenn nicht eine Besteigung der Berge einen Ueberblick über die gesammte Neue Schweiz vermittelte.
    Freilich lag die Wahrscheinlichkeit vor, daß die »Licorne«, als sie wieder in See stach, schon deren Größenverhältnisse und deren Gestalt aufgenommen hätte. Führte der von Wolston vorgeschlagene Zug also zu keinem vollständigen Erfolge, so blieb nichts übrig, als die Rückkehr der Corvette abzuwarten, um von ihr in dieser Hinsicht Aufklärung zu erhalten.
    Vorläufig sollten, sechs bis sieben Wochen lang, die Heu-und Kornernte, die Weinlese und die Einbringung der Feldfrüchte jede Stunde in Anspruch nehmen. Zermatt und seine Gefährten durften keinen Tag feiern, wenn sie die Meiereien in gutem Zustande vor der Jahreszeit haben wollten, die, den Winter bildend, unter dieser Breite der südlichen Erdhälfte so vielfach durch schlechte Witterung gestört wird.
    Jedermann ging also ans Werk, und in erster Linie begaben sich die beiden Familien von Felsenheim nach Falkenhorst, wo sie sich mehr in der Nähe von Waldegg, von Zuckertop und vom Prospect-Hill befanden. In der Sommerwohnung fehlte es weder an Raum noch an Bequemlichkeit, da hier zwischen den mächtigen Wurzeln des Mangobaumes weitere Stuben eingerichtet waren, ohne von der Wohnung in der Luft zu reden, die eine so angenehme Lage inmitten des dichten Laubwerkes hatte. Am Fuße des Baumes lag ferner ein geräumiger Hof für die Thiere, der mit Ställen und Schuppen ausgestattet und von einer undurchdringlichen Pfahlwand aus Bambus und stacheligem Gesträuch eingeschlossen war.
    Es bedarf wohl kaum der Aufzählung der einzelnen Arbeiten, die in den nächsten zwei Monaten vorgenommen und gut ausgeführt wurden. Die Ansiedler mußten dabei von einer Meierei zur anderen gehen, die Körner-und Futterernte geschützt unterbringen, das vollreife Obst einsammeln und alles in stand setzen, um das Federvieh nicht von der Unbill der schlechten Jahreszeit leiden zu lassen.
    Hervorzuheben ist jedoch, daß der Ertrag von den Feldern, dank der Bewässerung aus dem, durch den Canal reichlich gespeisten Schwanensee, ein merklich größerer geworden war. Das Gebiet des Gelobten Landes hätte jetzt wohl schon hundert Colonisten ernähren können, und es liegt auf der Hand, daß seine Bewohner Arbeit übergenug hatten, wenn sie nichts von dessen Ertrage einbüßen wollten.
    Im Hinblick auf die gewöhnlich acht bis neun Wochen anhaltenden atmosphärischen Störungen war es erforderlich, bei den Meiereien alle durch Regen und Wind verursachten Beschädigungen sorgsam auszubessern. Die Stangen der Einfriedigungen waren theilweise neu zu befestigen, Fenster und Thüren wurden gut geschlossen, gedichtet und mit Gegenstützen versehen und die Dächer belastete man mit schweren Steinen, um sie gegen Sturmwinde widerstandsfähiger zu machen. Dieselben Vorsichtsmaßregeln wurden bezüglich der offenen und geschlossenen Schuppen und der Hühner-und Viehställe getroffen, deren zwei-und vierfüßige Bewohner zu zahlreich waren, als daß sie in den Wirthschaftsgebäuden bei Felsenheim hätten untergebracht werden können.
    Selbstverständlich wurden auch die Bauanlagen auf der Walfisch-und der Haifischinsel so in stand gesetzt, daß sie den Windstößen, die

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