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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Brauchst Du das erst zu fragen, mein Bester? rief Frau Zermatt. Auf Herrn Wolston können wir uns ja getrost verlassen. Er ist ein verständiger Mann und wird sich zu keiner Unbedachtsamkeit verleiten lassen; mit ihm als Führer laufen unsere Söhne gewiß keine Gefahr.
    – Ich hoffe, fuhr der ältere Zermatt fort, diese Ordnung der Angelegenheit wird auch Frau Wolston’s und Annahs Beifall finden.
    – Bis auf das eine, daß die letztere das Fernsein unseres Ernst bedauern dürfte, meinte Frau Zermatt.
    – So gut wie es Ernst bedauern wird, ohne sie fortzugehen, setzte ihr Gatte hinzu. Ja, die beiden guten Wesen fühlen sich zu einander hingezogen, und in der Kapelle, wozu er den Plan entworfen hat, wird ja Ernst eines Tages mit der, die er liebt, vereinigt werden.
    – Davon sprechen wir zu gelegener Zeit wieder, sagte Frau Zermatt, von diesem Ehebündnisse, das Herrn und Frau Wolston ebenso beglücken dürfte, wie uns.«
    Als der ältere Zermatt mit seinem Vorschlage hervortrat, fand er allseitige Zustimmung. Ernst und Annah mußten sich wohl oder übel den dafür sprechenden Gründen fügen. Der eine gab auch zu, daß sich Frauen nicht an einem Ausfluge dieser Art betheiligen dürften, da sie ihn verzögern oder gar seinen Erfolg in Frage stellen könnten, und die andere sah wohl ein, daß Ernst unbedingt daran theilnehmen müsse, um jenen in erwünschter Weise durchzuführen.
    Da die Vorfragen hiermit erledigt waren, wurde schon der 25. September als Tag der Abreise festgesetzt.
    Von diesem Tage an beschäftigten sich alle mit den nöthigen Vorbereitungen, die ja schnell erledigt werden mußten. Wolston und die beiden jungen Männer hatten sich verabredet, die Reise zu Fuß auszuführen. Das Land, das an den Fuß der Berge grenzte, konnte ja ebenso schwer zugänglich sein, wie das, das den schon bekannten Oberlauf des Montrose-Flusses durchschnitt.
    Es sollte also gewandert werden, gewandert mit dem Stock in der Hand und der Flinte auf dem Rücken und begleitet von den beiden Hunden. Daß Jack ein vorzüglicher Schütze war, unterlag keinem Zweifel, doch leisteten Wolston und Ernst in dieser Hinsicht auch nicht zu wenig, und die drei Jäger waren im voraus überzeugt, daß sie ihren Nahrungsbedarf unterwegs reichlich decken würden.
    Wegen der bevorstehenden Ueberführung der beiden Familien nach der Einsiedelei Eberfurt mußten aber auch der Wagen und das Büffelgespann zurecht gemacht werden. Wie erinnerlich, wollte der ältere Zermatt diese Gelegenheit gleichzeitig zu einem Besuche dieser an der Grenze des Gelobten Landes gelegenen Farm benutzen. Mit Befriedigung wurde auch der Gedanke aufgenommen, dabei Herrn Wolston, Jack und Ernst bis jenseit des Engpasses der Cluse zu begleiten. Vielleicht machte es sich nöthig. den Aufenthalt in Eberfurt auf vierundzwanzig oder gar achtundvierzig Stunden auszudehnen, wenn das Wohnhaus dort Ausbesserungen erforderte, bei denen alle Hände helfen mußten.
    Am frühen Morgen des 25. verließ der Wagen Felsenheim; Braun und Falb sprangen lustig daneben her. Alle Personen hatten auf jenem Platz gefunden. Das Ziel der Fahrt lag gute drei Lieues entfernt, die Büffel mußten es aber ohne Ueberanstrengung noch vor der Mittagsstunde erreichen können.
    Das Wetter war schön; Schäfchenwolken bedeckten den Himmel und milderten die heißen Sonnenstrahlen.
    Gegen elf Uhr und nach einer Fahrt schräg durch eine grüne und fruchtbare Landschaft, erreichte der Wagen die Einsiedelei Eberfurt.
    In dem kleinen, davor liegenden Gehölz bemerkte man etwa noch ein Dutzend Affen. Diesen mußte das Umhertreiben hier verleidet werden und sie flüchteten denn auch bei den ersten Gewehrschüssen.
    Als der Wagen Halt gemacht hatte, begaben sich alle sogleich in das Wohnhaus. Von den Bäumen ringsum gut geschützt, hatte dieses durch das frühere schlimme Wetter nur wenig gelitten. Während dann Frau Zermatt, Frau Wolston und Annah das Frühstück zurechtmachten, entfernten sich die Männer etwa auf Büchsenschußweite, um den Engpaß der Cluse, das Ausgangsthor nach dem Inselinnern, zu besichtigen.
    Hier bot sich ihnen freilich eine wichtige und schwere Arbeit, denn kräftige wilde Thiere hatten offenbar versucht, die Sperrung des Weges zu sprengen, und es erwies sich als nothwendig, diese noch weiter zu verstärken. Es sah fast so aus, als hätte sich ein Trupp Elephanten den Weg durch die Schlucht zu erzwingen gesucht, und im Fall, daß ihnen dies gelang, wären schwere Verwüstungen nicht

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