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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Glucksen und munteren Treiben belebte, mußten versauedene, in der schlechten Jahreszeit entstandene Beschädigungen ausgebessert werden Daneben galt es noch, die Mündung der kleinen frischen Quelle zu reinigen, die nahe dem Gipfel des Hügels entsprang.
    Bei den Anpflanzungen, vorzüglich denen der Kapern-und der Theesträuche, beschränkte sich die Arbeit auf die Wiederaufrichtung derer, die durch die Gewalt des Windes niedergebogen worden waren, während ihre Wurzeln noch im Boden hafteten.
    Bei dem Aufenthalte hier lustwandelten die Besucher mehrmals nach dem Ende des Caps der Getäuschten Hoffnung hinaus. Von diesem Punkte aus umfaßte der Blick eine weite Strecke des Meeres im Osten und einen Theil der Nautilusbucht im Westen. O, wie oft hatten die Schiffbrüchigen seit so vielen Jahren von hier aus vergeblich hinausgelugt, ob ein Schiff draußen auf dem Meere erschiene!
    Als sich Zermatt nebst seinen zwei Begleitern nun heute eben dahin begab, veranlaßte das Jack zu folgender Bemerkung:
    »Vor zwölf Jahren, als wir uns voll Schmerz überzeugt hatten, keinen unserer Gefährten vom »Landlord« wiederfinden zu können, verdiente das Cap zwar den Namen der Getäuschten Hoffnung; sollten wir es aber heute, wenn etwa die »Licorne« von der hohen See her auftauchte, nicht lieber das »Cap Willkommen« nennen?
    – Gewiß, lieber Jack, antwortete Wolston, dieser Fall ist nur leider sehr unwahrscheinlich. Die »Licorne« schwimmt noch mitten im Atlantischen Oceane, und es müssen fast noch zwei Monate vergehen, ehe sie die Gewässer der Neuen Schweiz erreichen kann.
    – Ja, wer weiß… wer weiß, Herr Wolston, wiederholte Jack. Und wenn nicht die »Licorne«, warum könnte nicht ein anderes Schiff die Insel finden und von ihr Besitz nehmen wollen? Dessen Kapitän hätte freilich Anlaß, sie die Insel der Geläuschten Hoffnung zu nennen, da sie bereits in Besitz genommen ist.«
    Uebrigens wurde auch heute kein Schiff auf dem hohen Meere gesehen, es lag also kein Grund vor, den ihm früher gegebenen Namen des Caps zu ändern.
    Am 21. September waren alle Arbeiten am und beim Landhause des Prospect-Hill beendigt und der ältere Zermatt setzte die Abfahrt auf die ersten Stunden des folgenden Tages an.
    An diesem Abende konnten die Gäste des Prospect-die auf der kleinen Terrasse vor dem Hause beisammensaßen, einen prächtigen Sonnenuntergang bewundern, dessen Reinheit durch keine Dunstschicht am Horizonte beeinträchtigt wurde. Dabei lag, gegen vier Lieues von hier, das Cap im Osten in tiefem Schatten, der nur durch die im Widerscheine funkelnde Brandung an dessen Felsengrunde unterbrochen wurde. Vollkommen ruhig zeigte sich das Meer bis hinauf zur Rettungsbucht. Unterhalb des Hügels verschmolz der grüne Teppich der von einzelnen Bäumen beschatteten Wiesen mit dem gelblichem Farbentone des Strandes. Rückwärts, nach Süden zu und gegen acht Lieues entfernt, zeigten sich die Umrisse der die Insel durchschneidenden Bergkette, an der Wolston’s Blicke unverwandt hingen, und deren Kamm die letzten Sonnenstrahlen mit goldigem Scheine schmückten.
    Am folgenden Morgen rollte der Wagen erst den abschüssigen Weg vom Prospect-Hill hinab und dann so rasch weiter, daß er gegen zwei Uhr vor der Einfriedigung von Felsenheim ankam. Hier empfing man dessen Insassen, die nicht weniger als zwei volle Wochen abwesend gewesen waren, mit herzlichster Freude. Zwei Wochen sind ja keine allzulange Zeit, der Schmerz einer Trennung ist aber nicht immer nur nach deren Dauer zu bemessen.
     

    Während dann ein Antilopenviertel, von Jack sorgsam überwacht, röstete… (S. 208.)
     
    Selbstverständlich hatten auch Frau Zermatt, Frau Wolston und Annah in diesen vierzehn Tagen ihre Zeit nicht vergeudet. Die große Wäsche war bereits ziemlich beendet, und es war wirklich eine Freude, das Bettzeug, die Tischtücher und die Servietten, alle sorgsam ausgebessert und in ihrer Weiße sich leuchtend von dem Grün des Küchengartens abhebend, auf den von Baum zu Baum ausgespannten Leinen hin und her wedeln zu sehen.
    Auch Ernst hatte inzwischen nicht gefeiert. Wenn die Frauen seiner Hilfe nicht bedurften, hatte er sich in die Bibliothek zurückgezogen, ohne zu sagen, womit er sich da beschäftige. Vielleicht mochte er aber wenigstens Annah in sein Geheimniß eingeweiht haben.
    Kurz, als die beiden Familien am Abend zum erstenmale wieder im gemeinschaftlichen Zimmer beisammen waren, berichtete der ältere Zermatt erst über die Fahrt nach den

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