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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wie Weiden, immergrüne und Seeeichen – doch alle von prächtigem Wuchse. Außer den Stellen, wo Leuchterbäume standen, zeigte die Gegend hier nirgends sumpfigen Boden. Dieser stieg vielmehr nach und nach an, was Jack aller Hoffnung beraubte, gelegentlich auf ein Volk von Wasservögeln zu stoßen. Er mußte sich also mit dem übrigens sehr zahlreichen Wild der Ebene und des Waldes begnügen.
    Wolston glaubte seinem jungen Begleiter in dieser Beziehung sogar noch folgendes ans Herz legen zu müssen:
    »Offenbar, mein lieber Jack, sagte er, brauchen wir uns doch nicht zu beklagen, nur auf Sultanhühner, Rebhühner, Wachteln, Trappen und Auerhähne verwiesen zu sein, von den Antilopen, Wasserschweinen und Agutis gar nicht zu reden; es erscheint mir aber richtiger, unseren Bedarf immer erst zu decken, wenn wir Halt machen, um unsere Jagdtasche nicht unnöthig zu belasten.
    – Ja, da haben Sie wohl recht, Herr Wolston, antwortete der eifrige Jäger. Leider ist es gar so schwierig, sich immer zu zügeln, und wenn gerade ein Stück Wild in bequemer Schußweite vorüberstreicht…«
    Jack befolgte übrigens die Empfehlung des Herrn Wolston. Es dauerte bis elf Uhr, ehe zwei Flintenschüsse anzeigten, daß der Bedarf für das erste Frühstück gedeckt worden sei. Wer am Fleische freilich einen etwas hervortretenden Wildgeschmack liebt, der wäre von den zwei Hähnen und den drei Waldschnepfen die Falb aus dem Unterholz apportirte, gerade nicht entzückt gewesen. Die Bewohner der Neuen Schweiz hatten es zu einer solchen Geschmacksverirrung aber noch nicht gebracht, und die drei Genossen ließen denn auch nichts von den Stücken übrig, die über einem Feuer aus dürrem Holze gebraten worden waren. Der Hund sättigte sich mit den zarten Geflügelknochen, die ihm fast in zu großer Menge zugeworfen wurden.
    Im Laufe des Nachmittags machten sich immerhin noch ein paar Flintenschüsse nöthig, als es sich darum handelte, minder gern gesehene und wegen ihrer großen Zahl sogar etwas gefährliche Thiere zu verscheuchen. Ja, es kamen sogar alle drei Gewehre in Thätigkeit zur Verjagung einer Herde wilder Katzen derselben Art, die man schon nahe den Grenzen des Gelobten Landes bemerkt hatte, als dem Grünthale der erste, sich weiter ausdehnende Besuch abgestattet wurde. Mit greulichem Geschrei, einem Mitteldinge zwischen Miauen und Heulen, flüchtete das Katzenvolk, von dem nicht wenige verwundet waren. Vielleicht erschien es doch rathsam, sich in der folgenden Nacht wegen eines Ueberfalles durch diese Thiere etwas sorgsamer vorzusehen.
    War das hiesige Gebiet, ohne von dem eigentlichen Federwilde zu reden, von Vögeln – wie von Papageien, leuchtend rothen Aras, von den kleinen Pfefferfressern mit grünen, mit Gold besetzten Flügeln, großen blauen Hähern von Virginien und hochgewachsenen Flamingos – stark bevölkert, so fehlte es ihm auch nicht an Antilopen, Elchhirschen, Quaggas, Onagres und Büffeln. Sobald diese Thiere aber die Anwesenheit von Menschen, selbst auf sehr große Entfernung hin, witterten, flüchteten alle so eilig, daß es ganz unmöglich gewesen wäre, an sie heranzukommen.

    Auf der ganzen, nach der Bergkette zu aufsteigenden Strecke zeigte das Land überall die gleiche Fruchtbarkeit, die sich mit der des nördlichen Inseltheiles recht wohl messen kannte. Bald sollten nun Wolston, Ernst und Jack aber eine stark bewaldete Gegend erreichen. Bei der Annäherung an den Fuß der Bergkette wurde ein weit hinausreichender, scheinbar sehr dichter Hochwald sichtbar. Für den nächsten Tag waren also beim weiteren Marsche jedenfalls größere Schwierigkeiten zu erwarten.
    Am heutigen Abende verzehrten die hungrig gewordenen Wanderer eine Anzahl Haselhühner, von denen jeder sein Theil aus einem Volke von solchen erlegt hatte, das Falb unterwegs aus dem hohen Grase aufgescheucht hatte. Als Lagerplatz wählte man dann eine Stelle am Rande eines Waldes von herrlichen Sagopalmen, die von einem kleinen Wasserlaufe durchschnitten wurde, welcher, infolge der Neigung des Erdbodens in einen Sturzbach verwandelt, nach Südwesten zu abströmte.
    Diesmal bestand Wolston darauf, für die Zeit des Nachtlagers eine sorgsame Bewachung anzuordnen und ein bis zum Morgenroth andauerndes Feuer zu unterhalten. Die Nacht über mußte man einander dazu also regelmäßig ablösen, denn vereinzeltes Geheul ließ sich schon jetzt aus größerer Nähe hören.
    Am nächsten Tage trat man die weitere Wanderung schon in den ersten Morgenstunden

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