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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Trotzdem sehnte Sarah sich
nach dem Ende der Gerichtsferien, damit sie sich wieder dem
Prozeß widmen konnte.
Laurie verbrachte einen großen Teil der Kreuzfahrt in der
Kabine mit Lesen. Sie hatte sich für Allan Grants Vorlesungen
über viktorianische Schriftstellerinnen eingeschrieben und
wollte sich darauf vorbereiten. Sie hatte die alte
Reiseschreibmaschine ihrer Mutter mitgebracht, angeblich um
sich Notizen zu machen, aber Sarah wußte, daß sie auch Briefe
darauf schrieb. Briefe, die sie immer dann, wenn Sarah die
Kabine betrat, aus der Maschine riß und zudeckte. Hatte Laurie
eine Bekanntschaft gemacht? Warum gab sie sich dann aber so
geheimnisvoll?
Sie ist einundzwanzig, sagte sie sich. Kümmere dich um
deine eigenen Sachen, Sarah.
27
    Am Weihnachtsabend hatte Professor Allan Grant eine
unangenehme Auseinandersetzung mit seiner Frau. Er hatte
vergessen, den Schlüssel zu seiner Schreibtischschublade zu
verstecken, und Karen hatte die Briefe gefunden. Jetzt wollte
sie wissen, warum er sie vor ihr verborgen gehalten und warum
er sie nicht der Universitätsverwaltung übergeben hatte, wenn
sie, wie er behauptete, nur lächerliche Fantasien einer
Verrückten waren.
    Zunächst hatte er ihr mit großer Geduld und später nicht
mehr so großer Geduld erklärt: »Karen, ich habe wirklich
keinen Anlaß gesehen, dich zu beunruhigen. Und was die
Universität angeht, so bin ich nicht einmal sicher, daß die
Briefe wirklich von einer Studentin kommen, obwohl ich das
vermute. Was könnte die Verwaltung also anderes tun, als was
du jetzt tust, nämlich sich fragen, wieviel Wahrheit wirklich
dahintersteckt?«
    In der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr kamen
keine Briefe. »Ein Beweis dafür, daß sie vermutlich von einer
Studentin kommen«, sagte er zu Karen. »Wenn jetzt einer
käme, würde uns vielleicht der Poststempel weiterbringen.«
    Karen wollte den Silvesterabend mit ihm in New York
verbringen, wo sie zu einer Party eingeladen waren.
»Du weißt, daß ich große Partys nicht mag«, wandte er ein.
»Außerdem haben uns die Larkins eingeladen.« Walter Larkin
war Dekan des Clinton College.
Am Silvesterabend schneite es heftig. Karen rief aus dem
Büro an. »Liebling, schalte das Radio ein. Die Busse und Züge
haben alle Verspätung. Was soll ich tun?«
Allan wußte, welche Antwort sie von ihm erwartete. »Sieh
bloß zu, daß du nicht in der Penn Station oder auf der Straße in
einem Bus steckenbleibst. Bleib doch in der Stadt.«
»Und es macht dir auch ganz sicher nichts aus?«
Es machte ihm nichts aus.
Allan Grant war mit dem festen Entschluß in die Ehe
gegangen, daß es sich um eine Übereinkunft auf Lebenszeit
handelte. Sein Vater hatte seine Mutter verlassen, als Allan
noch ein Baby war, und er hatte sich geschworen, nie einer
Frau dasselbe anzutun.
Karen fühlte sich mit ihrem Arrangement offenbar wohl: Ihr
gefiel es, die Woche über in New York zu leben und die
Wochenenden in seiner Gesellschaft zu verbringen. Anfänglich
hatte es auch recht gut funktioniert, weil Allan Grant gewohnt
war, allein zu leben, und das Alleinsein auch genoß. Aber jetzt
begann er unzufrieden zu werden. Karen war eine der
hübschesten Frauen, die ihm je begegnet waren, und sie
kleidete sich wie ein Fotomodell. Im Gegensatz zu ihm war sie
geschäftstüchtig und erledigte daher alle finanziellen
Angelegenheiten. In physischer Hinsicht hingegen war ihre
Anziehungskraft für ihn schon vor langer Zeit erloschen, und
ihr etwas hartnäckiger gesunder Menschenverstand begann ihn
zu langweilen.
Was haben wir eigentlich gemeinsam, fragte sich Allan nicht
zum erstenmal, während er sich für die Einladung beim Dekan
ankleidete, schob die bohrende Frage dann aber beiseite.
Heute würde er es einfach genießen, den Abend mit guten
Freunden zu verbringen. Schließlich kannte er alle Gäste, die
kommen würden, und es waren alles attraktive, interessante
Leute.
Ganz besonders Vera West, das neue Fakultätsmitglied.
28
    Anfang Januar war der Campus des Clinton College zu einem
Kristallpalast geworden. Es hatte heftig geschneit, was die
Studenten dazu inspirierte, fantasievolle Skulpturen aus Schnee
zu schaffen, die in den eisigen Temperaturen in ihrer ganzen
Schönheit erhalten blieben, bis dann, für die Jahreszeit
ungewöhnlich, warmer Regen einsetzte.
    Jetzt klebte der restliche Schnee an matschigbraunem Gras,
und die Überreste der Skulpturen wirkten in ihrem
dahinschmelzenden

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