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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Carpenter und Sarah. Dr. Carpenter stellte fest,
daß Laurie immer unkooperativer werde. »Sie verstellt sich«,
erklärte er Justin. »An der Oberfläche stimmt sie mir zu, daß
sie sich nicht für den Tod ihrer Eltern verantwortlich fühlen
sollte, aber das glaube ich ihr nicht. Wenn sie über die Eltern
spricht, dann nur in liebevoller Erinnerung, aber wenn sie
emotional wird, dann weint und redet sie wie ein kleines Kind.
Sie weigert sich nach wie vor strikt, Rorschach- oder andere
Persönlichkeitstests zu machen.«
Sarah berichtete, daß sie keine Hinweise auf Depressionen
mit Selbstmordgedanken erkennen könne. »Laurie hat eine
große Abneigung davor, samstags zu Dr. Carpenter zu gehen«,
erklärte sie Justin. »Sie sagt, das sei Geldverschwendung, und
schließlich sei es doch völlig normal, daß man traurig ist, wenn
die Eltern gestorben sind. Wenn wir in den Club gehen,
muntert sie das auf. Sie hat in ein paar Fächern ziemlich
schlechte Noten bekommen und mich deshalb gebeten, sie
gegen acht Uhr anzurufen, wenn ich abends mit ihr reden
möchte. Nach acht möchte sie beim Studieren nicht gestört
werden. Ich glaube, sie will nur nicht, daß ich sie kontrolliere.«
Dr. Justin Donnelly verschwieg Sarah, daß er und Dr.
Carpenter das Gefühl hatten, daß Lauries Zustand wie die Ruhe
vor dem Sturm war. Er schärfte ihr ein, Laurie weiterhin fest
im Auge zu behalten. Und jedesmal, wenn er den Hörer
auflegte, war ihm bewußt, daß er sich auf höchst
unprofessionelle Weise auf Sarahs Anrufe freute.
26
    Bei dem Mord, den Sarah bei der Staatsanwaltschaft
bearbeitete, handelte es sich um einen besonders brutalen Fall:
Ein neunzehnjähriger junger Mann hatte sich auf einem
Bahnhofsparkplatz gewaltsam Zugang zum Wagen der
siebenundzwanzigjährigen Maureen Mays verschafft und sie
erwürgt.
    Für Sarah war es eine willkommene Abwechslung, sich jetzt,
wo der Verhandlungstermin näherrückte, in die letzten
Vorbereitungen zu stürzen. Sie nahm mit größter
Konzentration die Aussagen der Zeugen in sich auf, die den
Beschuldigten auf dem Parkplatz hatten herumlungern sehen.
Wenn sie nur irgend etwas unternommen hätten, dachte Sarah,
nachdem sie doch alle das Gefühl gehabt hatten, daß er nichts
Gutes im Schilde führte. Das Opfer hatte sich verzweifelt
gegen den Angreifer gewehrt; dafür gab es genügend physische
Beweise. Sarah wußte, daß diese ihren Eindruck auf die
Geschworenen nicht verfehlen würden.
    Die Verhandlung begann am 2. September. Es stellte sich
bald heraus, daß die Chancen keineswegs so eindeutig auf
Seiten der Anklagevertretung lagen, denn ein äußerst
sympathischer Verteidiger, Conner Marcus, versuchte Sarahs
Argumentation in Stücke zu reißen. Er führte die Befragung
der Zeugen sehr geschickt durch und arbeitete heraus, daß es
auf dem Parkplatz dunkel gewesen sei, daß die Zeugen nicht
wußten, ob der Angeklagte die Wagentür geöffnet hatte oder
ob das Opfer selbst geöffnet und ihn eingelassen hatte.
    Aber als Sarah dann ins Kreuzverhör eintrat, erklärten alle
Zeugen mit Bestimmtheit, daß Maureen Mays auf dem
Parkplatz James Parkers Annäherungsversuche eindeutig
abgewiesen hatte.
    Nicht zuletzt wegen Marcus’ schauspielerischer Talente
bemächtigten sich die Medien scharenweise des Falles. Die
Zuschauerbänke füllten sich, und die regelmäßigen
Gerichtssaalbesucher schlossen Wetten auf das Ergebnis ab.
    Sarah bewegte sich in einem Rhythmus, der ihr in den
letzten fünf Jahren zur zweiten Natur geworden war. Die Sache
›Staat von New Jersey gegen James Parken‹ beschäftigte sie
Tag und Nacht, beim Essen, Trinken und Schlafen. Laurie fuhr
an den Samstagen nach ihren Besuchen bei Dr. Carpenter jetzt
wieder regelmäßig aufs College zurück. »Du bist beschäftigt,
und für mich ist es auch gut, wenn ich mich mehr um mein
Studium kümmere«, erklärte sie Sarah.
»Wie läuft’s denn mit Dr. Carpenter?«
    »Ich fange an, dem Busfahrer die Schuld an dem Unfall zu
geben.«
»Das ist eine gute Nachricht.« Bei ihrem nächsten Telefonat
mit Dr. Donnelly sagte Sarah: »Ich wünschte nur, ich könnte
ihr glauben.«
Das Thanksgiving-Fest verbrachten sie mit Verwandten in
Connecticut. Weihnachten flogen sie und Laurie nach Florida
und machten eine fünftägige Karibik-Kreuzfahrt. Wenn sie auf
dem Lidodeck im Pool schwammen, hätte man glauben
können, Weihnachten mit all den Erinnerungen, die es
erweckte, läge in weiter Ferne.

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