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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gelegt. Sie sah sich auch anderswo um und geriet nicht gleich
bei jedem Haus, das sie sah, in Verzückung. Und dann wies sie
auch nicht ständig auf Mängel hin. Sie stellte überlegte Fragen
bezüglich der Häuser, die ihr Interesse weckten. Da war
offensichtlich Geld vorhanden. Ein guter Immobilienmakler
lernte es, teure Kleidung richtig einzuschätzen. Kurz und gut,
Betsy Lyons hatte das Gefühl, daß ein gutes Geschäft in der
Luft lag.
    »Ein besonders hübscher Besitz«, sagte sie und deutete auf
das Foto eines im Ranchstil gehaltenen Ziegelbaus. »Neun
Zimmer, erst vier Jahre alt, hervorragend erhalten, allein in der
Gartenanlage steckt ein Vermögen.«
    Opal gab sich interessiert und las die Daten, die unter dem
Foto vermerkt waren. »Das wäre interessant«, sagte sie
langsam, »aber lassen Sie uns weitersehen. Oh, was ist das?«
Endlich hatte sie die Seite erreicht, auf der das Kenyon-Haus
abgebildet war.
    »O ja, wenn Sie ein wahrhaft schönes, geräumiges,
gepflegtes Haus haben wollen, ist das ein besonders günstiger
Kauf«, sagte Betsy Lyons begeistert. »Fast fünftausend
Quadratmeter Grund, Swimmingpool, vier große
Schlafzimmer, jedes mit eigenem Bad; Wohnzimmer,
Eßzimmer, Frühstückszimmer, Arbeitszimmer und Bibliothek
im Erdgeschoß. Achthundert Quadratmeter Wohnfläche,
Stuckdecken, Vertäfelung, Parkettboden, Speisekammer.«
    »Sehen wir uns doch heute diese beiden an«, schlug Opal
vor. »Mehr schaffe ich mit meinem Knöchel nicht.«
Bic hatte ihr das linke Fußgelenk verbunden. »Sag der
Maklerin, du hättest dir den Fuß verstaucht«, riet er ihr. »Wenn
du dann behauptest, du hättest in einem der Schlafzimmer
einen Handschuh verloren, wird es ihr nichts ausmachen, dich
in der Küche allein zu lassen.«
»Ich muß bei dem einen nachfragen«, sagte Lyons. »Sie
haben kleine Kinder und wollen, daß wir vorher anrufen. Das
Kenyon-Haus kann ich wochentags jederzeit ohne
Ankündigung herzeigen.«
Sie fuhren zuerst zu dem Haus im Ranchstil. Opal dachte
daran, all die richtigen Fragen zu stellen. Schließlich fuhren sie
weiter zum Haus der Kenyons. Sie ging noch einmal Bics
Instruktionen durch.
»Warum wird es denn verkauft?« Es wäre unnatürlich,
dachte Opal, die Frage nicht zu stellen. Sie haßte es, diese
Straße zu fahren, sie erinnerte sie an jene zwei Jahre. Sie
erinnerte sich daran, wie ihr Herz wie wild geschlagen hatte,
als sie an dem rosa Haus an der Ecke eingebogen waren. Jetzt
war das Haus weiß getüncht.
Betsy Lyons wußte, daß es keinen Sinn hatte, mit der
Wahrheit hinter dem Berg zu halten. Das Problem war nur, daß
manche Leute mit Häusern, in denen das Unglück wohnte,
nichts zu tun haben wollten. Besser, es gleich zu sagen, als sie
herumschnüffeln und es selbst herausfinden zu lassen, war ihr
Motto. »Jetzt leben hier nur zwei Schwestern«, sagte sie. »Die
Eltern sind letzten September bei einem Autounfall ums Leben
gekommen. Ein Bus hat sie auf der Achtundsiebzig gerammt.«
Damit versuchte sie geschickt, Opal auf die Tatsache zu
lenken, daß der Unfall auf der Route 78 und nicht im Haus
passiert war.
Jetzt bogen sie in die Einfahrt. Bic hatte Opal eingeschärft,
sich nichts entgehen zu lassen. Er wollte alles über das Haus
wissen, in dem Lee wohnte. Sie stiegen aus, und Betsy Lyons
suchte nach dem Schlüssel.
»Das hier ist das Foyer«, sagte sie, als sie die Tür öffnete.
»Verstehen Sie jetzt, was ich gemeint habe, als ich sagte, das
Haus sei gepflegt? Ist es nicht wunderschön?«
Das Wohnzimmer lag zur Linken. Eine Bogentür. Große
Fenster. Überwiegend blaue Polsterung. Dunkel polierter
Parkettboden mit einem großen Orientteppich und einem
kontrastierenden kleinen Läufer vor dem offenen Kamin. Opal
hätte am liebsten laut aufgelacht. Aus diesem Palast hatten sie
Lee auf ihre armselige Farm verschleppt. Ein Wunder, daß sie
nicht sofort daran zerbrochen war.
In der Bibliothek hingen Porträts an den Wänden. »Das sind
die Kenyons«, erklärte Betsy Lyons. »Ein gutaussehendes Paar,
nicht wahr? Und das sind Aquarelle von den Mädchen, als sie
noch klein waren. Sarah hat Laurie praktisch von Anfang an
richtig bemuttert. Ich weiß nicht, ob Sie davon gehört haben,
aber…«
Als Opal die Geschichte vom Verschwinden der kleinen
Laurie vor siebzehn Jahren hörte, schlug ihr Herz wie rasend.
Auf dem Couchtisch stand ein Bild von Lee mit einem älteren
Mädchen. Lee trug den rosa Badeanzug, den sie

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