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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gemacht hatte. Lee hatte in ihrem
rosa Badeanzug fröstelnd vor dem großen Baum gestanden,
geweint und die Arme an sich gepreßt.
Bic hatte Lees Kopf aus dem Bild geschnitten und ihn mit
einer Heftklammer unten befestigt. Jetzt zeigte das Bild Lees
Gesicht mit vom Weinen geschwollenen Augen und
zerzaustem Haar, wie es zu ihrem kopflosen Körper
hinaufstarrte.
»Es steht wirklich völlig abseits von den anderen Häusern,
und man ist ganz für sich«, bemerkte Opal, als Betsy Lyons
erklärte, das Zimmer sei vier mal sechs Meter groß, was für ein
Schlafzimmer wirklich wunderbar sei.
56
    Justin Donnelly hatte seine Termine so eingeteilt, daß er Laurie
von Montag bis Freitag jeweils um zehn Uhr empfangen
konnte, und hatte außerdem dafür gesorgt, daß sie Tagebuch-
und Kunsttherapeuten konsultierte. Am Freitag hatte er ihr ein
halbes Dutzend Bücher über Persönlichkeitsstörungen gegeben.
    »Laurie«, hatte er gesagt, »ich möchte, daß Sie diese Bücher
lesen und begreifen, daß die meisten Patienten, die ähnliche
Probleme wie Sie haben, Frauen sind, die als Kind mißbraucht
worden sind und das, was ihnen widerfahren ist, ebenso
verdrängt haben, wie Sie es verdrängen. Ich glaube, daß die
Persönlichkeiten, die Ihnen in jenen zwei Jahren geholfen
haben, mit Ihrem Los fertig zu werden, so lange verborgen
geblieben sind, bis Sie Ihre Eltern verloren haben. Jetzt sind sie
mit aller Macht zurückgekehrt. Mit Hilfe dieser Bücher werden
Sie erkennen, daß solche anderen Persönlichkeiten oft nur
bemüht sind, Ihnen zu helfen, und nicht, Ihnen weh zu tun.
Deshalb hoffe ich auch, daß Sie Ihr Bestes tun werden, um es
mir zu ermöglichen, gezielt mit Ihnen zu sprechen.«
    Am Montag morgen hatte Justin in seiner Praxis eine
Videokamera aufstellen lassen. Falls Sarah beschloß, vor
Gericht irgendwelche Aufnahmen vorzuführen, so mußte er
jeden Anschein vermeiden, als würde er Laurie Aussagen in
den Mund legen.
    Als Sarah und Laurie eintrafen, zeigte er ihnen die Kamera,
erklärte ihnen, daß er die Sitzungen aufzeichnen würde, und
sagte zu Laurie: »Ich werde sie Ihnen nach einer Weile
vorspielen.« Dann hypnotisierte er sie zum erstenmal. Laurie
klammerte sich an Sarahs Hand und wandte ihm gehorsam ihre
ganze Aufmerksamkeit zu, lauschte seiner Stimme, als er sie
drängte, sich zu entspannen, schloß die Augen, ließ sich
zurücksinken und ließ ihre Hand der ihrer Schwester
entgleiten.
    »Wie fühlen Sie sich, Laurie?«
»Traurig.«
»Warum sind Sie traurig, Laurie?«
»Ich bin immer traurig.« Ihre Stimme klang jetzt höher,
zögernd, mit der Andeutung eines Lispelns.
    Sarah beobachtete, wie Laurie das Haar in die Stirn fiel, wie
sich ihre Gesichtszüge aufweichten, sich veränderten, bis sie
einen kindlichen Ausdruck annahmen. Sie hörte, wie Justin
Donnelly sagte: »Ich glaube, ich spreche jetzt mit Debbie.
Stimmt’s?«
    Ein scheues Nicken belohnte ihn.
»Warum bist du traurig, Debbie?«
»Ich bin manchmal böse.«
»Wie denn, Debbie?«
»Lassen Sie das Kind in Frieden! Sie weiß gar nicht wovon
    sie redet.«
Sarah biß sich auf die Lippe. Die zornige Stimme, die sie am
Freitag gehört hatte. Doch Justin Donnelly schien überhaupt
nicht beunruhigt. »Kate, sind Sie das?«
»Das wissen Sie ganz genau.«
»Kate, ich will weder Laurie noch Debbie weh tun. Denen
hat man schon genug weh getan. Wenn Sie ihnen helfen
wollen, warum vertrauen Sie mir dann nicht?«
Ein zorniges, bitteres Lachen und dann ein Wortschwall, der
es Sarah kalt über den Rücken laufen ließ: »Wir dürfen keinem
Mann vertrauen. Sehen Sie sich doch Allan Grant an. Er hat
sich Laurie gegenüber so nett gegeben, und nun sehen Sie, in
was für einen Schlamassel er sie gebracht hat. Um den ist’s
nicht schade, denke ich.«
»Sie meinen doch nicht, Sie sind froh, daß er tot ist?«
»Ich wünschte, er wäre nie geboren worden.«
»Wollen Sie darüber reden, Kate?«
»Nein, das will ich nicht.«
»Würden Sie darüber etwas in Ihr Tagebuch schreiben?«
»Ich wollte heute morgen schreiben, aber da hatte diese
dumme Göre das Buch. Die hat ja keine Ahnung von
Rechtschreibung.«
»Erinnern Sie sich noch, worüber Sie schreiben wollten?«
Ein spöttisches Lachen. »Sie würde ja viel mehr
interessieren, worüber ich nicht schreiben will.«
    Als Laurie wieder im Wagen saß und nach Hause fuhr, war sie
sichtlich erschöpft. Sophie hatte das Mittagessen fertig; Laurie
stocherte lustlos darin herum und beschloß

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