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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Dann schlage ich vor, daß, wer nicht für mich ist,
gegen mich ist und aus diesem erlesenen Gremium
zurücktreten sollte. Die Sitzung ist beendet.«
Er verließ den Konferenzraum und schritt hoheitsvoll den
Korridor hinunter zu seinem Privatbüro, wo Opal die Post
sortierte, die für den ›Kelch der Wunder‹ eingegangen war. Sie
pflegte dabei die Briefe zu überfliegen und solche, die
irgendwie vom Üblichen abwichen, für Bic beiseite zu legen,
damit er sie möglicherweise in der Sendung laut verlesen
konnte. Anschließend wanderten die Briefe auf eine Seite, wo
sie aufgestapelt wurden, um in den Kelch gelegt zu werden,
während die Spenden einen zweiten Stapel bildeten, damit Bic
sie ordnen konnte.
Opal hatte Angst, ihm den einen Brief zu zeigen, den sie
beiseite gelegt hatte.
»Langsam kommt ihnen die Erkenntnis, Carla«, verkündete
er ihr. »Sie beginnen zu begreifen, daß mein Weg der Weg des
Herrn ist.«
»Bic«, sagte sie vorsichtig.
Er runzelte die Stirn. »In diesem Büro darfst du nie…«
»Ich weiß. Es tut mir leid. Es ist nur… Da, lies.« Sie hielt
ihm Thomasina Perkins’ wortreichen Brief hin.
54
    Der Begräbnisgottesdienst für Professor Allan Grant wurde am
Samstag morgen in der St. Luke’s Episkopalkirche in der Nähe
des Campus von Clinton abgehalten. Angehörige der Fakultät,
Studenten und Studentinnen drängten sich in den Saal, um dem
beliebten Lehrer die letzte Ehre zu erweisen. Der Rektor hob in
seiner Rede Allans Intellekt, seine menschliche Wärme und
seine Großzügigkeit hervor. »Er war ein Erzieher von
besonderem Format… Sein Lächeln hellte auch den finstersten
Tag auf… Er hatte die Gabe, Menschen dazu zu bringen, sich
mit sich selbst wohl zu fühlen… Er spürte es, wenn es
jemandem schlecht ging, und fand immer irgendeine
Möglichkeit zu helfen.«
    Brendon Moody nahm an der Feier als Beobachter teil. Ganz
besonders aufmerksam studierte er Allan Grants Witwe, die ein
täuschend einfaches schwarzes Kostüm mit einer Perlenkette
trug. Sie weinte, als sie hinter dem Sarg die Kirche verließ.
    Nach dem Begräbnis fuhren Karen und die Angehörigen der
Fakultät in das Haus des Collegepräsidenten, wo ein
Mittagsbüfett aufgebaut war. Dekan Larkin sagte Karen, er
könne sich nicht verzeihen, daß er die Krankheit Laurie
Kenyons nicht erkannt habe. »Dr. Iovino, der Leiter unsrer
psychologischen Beratungsstelle, empfindet ebenso.«
    »Was geschehen ist, ist eine Tragödie, und es nützt jetzt
nichts, uns oder anderen die Schuld zu geben«, erwiderte
Karen ruhig. »Ich hätte Allan dazu überreden müssen, diese
Briefe der Verwaltung zu zeigen, schon ehe er sicher war, daß
Laurie die Verfasserin war. Allan selbst hätte das
Schlafzimmerfenster nicht offenstehen lassen dürfen. Ich sollte
dieses Mädchen hassen, muß aber die ganze Zeit daran denken,
wie Allan sie bedauert hat.«
    Walter Larkin hatte Karen immer für eiskalt gehalten und
fragte sich jetzt, ob dieses Urteil nicht unfair gewesen war. Die
Tränen in ihren Augen und das Zittern ihrer Lippen waren
sicherlich nicht gespielt.
    Am nächsten Morgen machte er seiner Frau Louise
gegenüber eine entsprechende Bemerkung. »Mach dir da bloß
nichts vor, Walter«, meinte sie. »Karen haben das Leben auf
dem Campus und unsere Teeabende zu Tode gelangweilt.
Wenn Allan ihr gegenüber nicht so großzügig gewesen wäre,
hätte sie ihn schon lange verlassen. Weißt du, was ich glaube?
Allan hatte endlich angefangen zu begreifen, was das für eine
Frau war, die er geheiratet hatte. Ich wette, er hätte das nicht
mehr lange mitgemacht. Diese arme Laurie Kenyon hat Karen
eine einfache Fahrkarte erster Klasse nach New York
ausgestellt.«
55
    Opal traf pünktlich um zehn Uhr am Montagvormittag in Betsy
Lyons’ Büro ein, wo diese schon auf sie wartete. »Mrs.
Hawkins«, sagte sie, »ich muß Ihnen leider sagen, daß ich Sie
nur noch dieses eine Mal durch das Haus führen kann, machen
Sie sich also bitte Notizen über alles, was Sie sich ansehen oder
wonach Sie sich erkundigen wollen.«
    Das paßte Opal hervorragend in den Kram, denn Bic hatte
sie aufgefordert, aus der Maklerin möglichst viele
Informationen über die Familie und den Fall herauszuholen.
    »Diese Familie hat so viel Tragisches durchgemacht«,
seufzte sie. »Wie geht es dem armen Mädchen?«
Betsy Lyons war erleichtert, daß Carla Hawkins allem
Anschein nach keine Verbindung zwischen dem Haus selbst
und den

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