Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
wirkenden
    Mahagonibücherschränken, den Familienbildern, den
Gemälden, dem blauen Orientteppich und den mit
handschuhweichem Leder bezogenen Sesseln und Sofas von
derselben prickelnden Atmosphäre erfüllt wie ihr
vollgestopftes winziges Büro in der Staatsanwaltschaft. Der
antike englische Schreibtisch ihres Vaters verwandelte sich in
das zerkratzte schäbige Relikt, an dem sie fast fünf Jahre
gearbeitet hatte. »Es gibt da einen ganz aktuellen Fall, in dem
ein Angeklagter für schuldig befunden wurde, ein
zwölfjähriges Mädchen vergewaltigt zu haben«, begann Sarah.
»Das juristische Problem liegt darin, daß das Opfer
chronologisch gesehen siebenundzwanzig Jahre alt war. Sie litt
unter Persönlichkeitsspaltung und konnte ein
Geschworenengericht überzeugen, daß sie in ihrer Person als
Zwölfjährige mißbraucht wurde und daher juristisch formuliert
außerstande war, aufgeklärt zuzustimmen. Der Täter wurde
daher der Vergewaltigung einer geistig nicht voll
zurechnungsfähigen Person in nicht einwilligungsfähigem
Alter für schuldig befunden. Der Schuldspruch wurde in der
Berufungsinstanz zurückgewiesen. Worauf ich aber hinauswill,
ist, daß ein Geschworenengericht der Aussage einer Frau mit
Persönlichkeitsspaltung glaubte.«
    Moody beugte sich vor. Die Bewegung war die eines
Jagdhundes, der die erste Witterung der Beute aufnimmt. »Sie
haben vor, es umzudrehen.«
    »Ja. Allan Grant hat sich besonders um Laurie bemüht. Als
sie beim Begräbnisgottesdienst in der Kirche ohnmächtig
wurde, rannte er sofort zu ihr und erbot sich, sie nach Hause zu
bringen und bei ihr zu bleiben. Wenn ich jetzt darüber
nachdenke, frage ich mich, ob das nicht ein ungewöhnliches
Maß an Besorgnis war.« Sie seufzte. »Zumindest ist es ein
Angriffspunkt. Viel mehr haben wir nicht.«
    »Sogar ein guter Angriffspunkt«, sagte Moody entschieden.
»Ich muß noch ein paar Dinge erledigen und werde dann nach
Clinton fahren und anfangen zu recherchieren.«
    Sophie klopfte an die Tür und trat ein. »Es tut mir leid, wenn
ich störe, Sarah, aber diese Maklerin ist wieder am Telefon,
und sie sagt, es sei sehr wichtig.«
    Sarah ging an den Apparat, begrüßte Betsy Lyons und hörte
dann zu. Schließlich sagte sie langsam: »Ich nehme an, ich bin
Ihnen das schuldig, Mrs. Lyons, aber lassen Sie mich eines
ganz klar sagen: Diese Frau kann sich nicht andauernd das
Haus ansehen. Montag morgen sind wir außer Haus, da können
Sie sie zwischen zehn und eins herbringen. Aber dann muß
Schluß sein.«
    Als Sarah aufgelegt hatte, erklärte sie Brendon Moody: »Es
gibt da eine Kaufinteressentin, die sich zunächst nicht so recht
für dieses Haus entscheiden konnte. Offenbar hat sie sich jetzt
durchgerungen und ist auch bereit, den vollen Preis zu zahlen.
Sie möchte das Haus noch einmal besichtigen und hat
angedeutet, sie wäre bereit, mit dem Einzug zu warten, bis es
frei ist. Sie wird am Montag herkommen.«
53
    Der zwölfköpfige Beirat der ›Welle Gottes‹ traf sich am ersten
Samstag jeden Monats. Die Neuerungen, die Reverend Bobby
Hawkins hastig eingeführt hatte, hatten keineswegs den Beifall
aller Ratsmitglieder gefunden, insbesondere nicht die Idee des
›Kelchs der Wunder‹.

Man lud die Zuschauer ein, Briefe zu schreiben, in denen sie
erklärten, warum sie ein Wunder benötigten. Die Briefe
wurden in den Kelch gelegt, und dann streckte Reverend
Hawkins vor dem letzten Choral die Hände über dem Kelch
aus und betete darum, daß die Wünsche erfüllt werden mögen.
Manchmal forderte er ein Mitglied der Studiokongregation, das
um ein Wunder flehte, auf, für einen besonderen Segen vor die
Kamera zu treten.
    »Rutland Garrison muß sich im Grab umdrehen«, meinte ein
Beiratsmitglied.
Bic musterte ihn kühl. »Haben die Spenden etwa nicht
deutlich zugenommen?«
»Ja, aber…«
»Aber was? Mehr Geld für das Krankenhaus und das
Altersheim, mehr für die Waisenhäuser in Südamerika, für die
ich mich persönlich immer eingesetzt habe, und mehr
Gläubige, die dem Herrn ihre Bedürfnisse darlegen.«
Er ließ seinen Blick um den Konferenztisch kreisen. »Als ich
dieses Amt annahm, habe ich angekündigt, daß ich es in
offenere Gewässer steuern werde. Ich habe die
Aufzeichnungen studiert. In den letzten paar Jahren sind die
Spenden beständig zurückgegangen. Ist das richtig oder
falsch?«
Keine Antwort.
»Ist das nicht richtig?« donnerte er.
Betretenes Kopfnicken.
»Nun gut.

Weitere Kostenlose Bücher