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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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erschütternden Schlagzeilen über Laurie Kenyons
Verhaftung herstellte, und erwies sich dafür erkenntlich, indem
sie etwas weniger zurückhaltend als sonst war. »Sie können
sich ja vorstellen, daß es in der ganzen Stadt keinen anderen
Gesprächsstoff mehr gibt. Alle bedauern sie schrecklich. Mein
Mann ist Anwalt und meint, daß wohl auf verringerte
Zurechnungsfähigkeit plädiert werden wird, aber das wird nicht
einfach sein. Laurie Kenyon hat sich in all den Jahren nie
irgendwie seltsam oder gar geistesgestört verhalten. Doch wir
sollten jetzt fahren.«
Auf der Fahrt zum Haus war Opal still. Was, wenn Lee sich
plötzlich erinnerte? Aber dann würde sie sich sofort wieder an
Bics Drohung erinnern.
An jenem Tag war Bic wirklich zum Fürchten gewesen. Er
hatte Lee dazu gebracht, dieses alberne Huhn in ihr Herz zu
schließen, und ihr sonst so trauriges Gesicht hatte sich jedesmal
aufgehellt, wenn sie in den Garten ging. Sie rannte dann auf
das Hühnchen zu und drückte es liebevoll an sich. Bic hatte das
Schlachtermesser aus der Küchenschublade geholt und Opal
zugezwinkert. »Jetzt paß auf«, hatte er gesagt.
Er war nach draußen gegangen und hatte mit dem Messer
vor Lee herumgefuchtelt, die das Hühnchen erschreckt an sich
gepreßt hielt. Dann hatte er es ihr weggenommen und es am
Hals gepackt. Es hatte zu kreischen angefangen, und Lee, die
sonst nie besonders couragiert war, hatte versucht, es Bic
wegzureißen. Er hatte ihr eine so heftige Ohrfeige versetzt, daß
sie umgefallen war. Als sie sich wieder hochgerappelt hatte,
hatte er weit ausgeholt und dem Huhn mit einem einzigen
Schnitt den Kopf abgetrennt.
Opal war selbst das Blut gestockt, als er Lee den
Hühnerkadaver vor die Füße warf, wo er herumgeflattert war
und sie mit Blut bespritzt hatte. Dann hatte Bic den Kopf der
toten Kreatur hochgehalten und Lee die Messerspitze an den
Hals gedrückt. Mit schrecklich anzuhörender Stimme und
furchterregend funkelnden Augen hatte er geschworen, das
würde auch ihr widerfahren, wenn sie je über ihn und Opal
redete. Bic hatte recht. An jenen Tag erinnert zu werden, würde
Lee entweder zum Schweigen bringen oder sie vollends in den
Wahnsinn treiben.
Betsy Lyons war das Schweigen ihres Fahrgastes
keineswegs unangenehm. Sie hatte die Erfahrung gemacht, daß
Leute, die im Begriff waren, sich für einen Kauf zu
entscheiden, ernst und nachdenklich wurden. Nur daß Carla
Hawkins ihren Mann nicht wenigstens einmal zur Besichtigung
mitgebracht hatte, verwunderte sie, und deshalb erkundigte sie
sich danach, während sie über die Einfahrt zum Anwesen der
Kenyons rollten.
»Mein Mann überläßt die Entscheidung ganz mir«, sagte
Opal ruhig. »Er vertraut auf mein Urteil, weil ich genau weiß,
was ihn glücklich macht.«
»Das ist ein großes Kompliment für Sie«, beeilte sich Betsy
ihr zu versichern.
Sie wollte gerade den Schlüssel ins Schloß stecken, als die
Tür sich öffnete. Opal war es gar nicht recht, die untersetzte
Gestalt in dunklem Rock und Strickjacke zu sehen, die man ihr
als die Haushälterin Sophie Perosky vorstellte. Wenn die Frau
mit ihnen durch das Haus ging, würde sie vielleicht das Foto
nicht loswerden.
Aber Sophie blieb in der Küche, und so war es viel
einfacher, das Foto zu plazieren, als Opal erwartet hatte. Sie
stellte sich in jedem Zimmer ans Fenster, um den Ausblick zu
studieren. »Mein Mann hat gesagt, ich solle darauf achten, daß
wir nicht zu nahe an anderen Häusern sind«, erklärte sie. In
Lees Zimmer entdeckte sie auf dem Schreibtisch einen
Spiralblock. Der Deckel hatte sich etwas verschoben, und man
konnte darunter einen Kugelschreiber hervorlugen sehen. »Wie
sind die genauen Maße dieses Zimmers?« fragte sie, während
sie sich über den Schreibtisch beugte, um zum Fenster
hinauszusehen.
Betsy Lyons beugte sich, ganz wie Opal das erwartet hatte,
über ihre Aktentasche, um den Plan herauszuholen, und den
Augenblick nutzte Opal, um den Spiralblock aufzuschlagen.
Nur die ersten drei oder vier Seiten waren beschrieben. Die
Worte ›Dr. Donnelly möchte, daß ich…‹ sprangen sie an.
Offenbar führte Lee ein Tagebuch, und Opal hätte nur zu gern
die Eintragungen gelesen.
Sie brauchte nur einen Augenblick, um das Bild aus der
Tasche zu holen und es etwa zwanzig Seiten weiter in den
Block zu schieben. Es handelte sich um das Foto, das Bic an
jenem ersten Tag, gleich nachdem sie auf der Farm
eingetroffen waren, von Lee

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