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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dann, sich
hinzulegen.
    Sarah setzte sich an ihren Schreibtisch und blätterte in den
Zetteln, auf denen Sophie die eingegangenen Telefongespräche
notiert hatte. Die Anklagejury würde sich am Montag, dem 17.,
mit der Anklage gegen Laurie befassen. Bis dahin waren es nur
noch zwei Wochen. Wenn die Staatsanwaltschaft die Jury so
schnell einberief, mußte sie überzeugt sein, bereits jetzt über
triftiges Beweismaterial zu verfügen. Und das war auch der
Fall.
    Auf ihrem Schreibtisch hatte sich ein Stapel Post
angesammelt. Sie blätterte die Umschläge durch, ohne sich die
Mühe zu machen, sie zu öffnen, bis sie auf einen stieß, der an
der linken oberen Ecke sorgfältig in Druckbuchstaben den
Absender Thomasina Perkins trug. Das war die Kassiererin, die
Laurie vor so langer Zeit in dem Restaurant entdeckt hatte.
Sarah erinnerte sich noch gut an die tiefe Dankbarkeit, die ihr
Vater dieser Frau gegenüber empfunden hatte, die dann freilich
im Laufe der Zeit in Unwillen umgeschlagen war, als immer
wieder Briefe von ihr kamen und die Erinnerung an jenes
schreckliche Ereignis immer aufs neue wachriefen. Aber daß
Thomasina Perkins ihnen wohlgesonnen war, stand außer
Zweifel, und sie hatte ihnen auch im September einen sehr
freundlichen Brief geschrieben. Dies war vermutlich wieder
eine Beileidsbezeugung. Sarah schlitzte den Umschlag auf und
las das eine Blatt, das er enthielt und auf dem Thomasina
Perkins auch ihre Telefonnummer angegeben hatte.
    Thomasina meldete sich beim ersten Klingeln; als Sarah sich
zu erkennen gab, war sie entzückt. »Oh, ich habe große
Neuigkeiten«, sprudelte sie hervor. »Reverend Bobby Hawkins
hat mich persönlich angerufen. Er hält nichts von Hypnose und
hat mich eingeladen, am nächsten Sonntag in seiner Sendung
aufzutreten. Er wird mir die Hand auflegen und darum beten,
daß Gott mir den Namen jenes schrecklichen Mannes ins Ohr
flüstert, der Laurie entführt hat.«
57
    Reverend Bobby Hawkins verwandelte das Problem
Thomasina Perkins geschickt in einen potentiellen Vorteil. Ein
vertrauter Mitarbeiter wurde sofort nach Harrisburg entsandt,
um festzustellen, ob nicht etwa ein neugieriger Reporter sie
dazu veranlaßt hatte, den Brief zu schreiben. Außerdem wollte
Bic Näheres über Thomasinas Gesundheitszustand, ganz
besonders ihr Hör- und Sehvermögen, in Erfahrung bringen.
    Das Ergebnis der Ermittlung war befriedigend: Thomasina
trug Dreistärkengläser und hatte sich vor einiger Zeit einer
Staroperation unterzogen. Ihre Beschreibung der beiden Leute,
die sie mit Laurie gesehen hatte, war von Anfang an ziemlich
vage gewesen.
    »Sie erkennt uns ganz offensichtlich auf dem Bildschirm
nicht und wird uns daher auch von Angesicht zu Angesicht
nicht wiedererkennen«, erklärte Bic Opal.
    Am folgenden Montag blickte Thomasina, die Hände zum
Gebet gefaltet, entzückt zu Bic auf. Er legte ihr die Hände auf
die Schultern. »Vor Jahren hat diese brave Frau ein Wunder
herbeigeführt, als der Herr sie zu der Erkenntnis befähigte, daß
ein Kind der Hilfe bedurfte. Aber der Herr hat Thomasina nicht
die Fähigkeit gewährt, sich an den Namen des Schurken zu
erinnern, der Laurie Kenyon begleitete. Jetzt ist Lee wieder in
Not. Thomasina, ich befehle dir, zu lauschen und dich an den
Namen zu erinnern, der all die Jahre in deinem
Unterbewußtsein schlummerte.«
    Thomasina konnte kaum ihre Fassung bewahren. Da stand
sie wie eine Prominente vor der Fernsehkamera, es war einfach
ihre Pflicht, dem Befehl von Reverend Bobby zu gehorchen.
Sie spitzte die Ohren und hörte von irgendwo, die weichen
Klänge der Orgel übertönend, ein Flüstern: »Jim… Jim…
Jim…«
Thomasina richtete sich auf, streckte beide Arme aus und
schrie: »Der Name, den ich gesucht habe, ist Jim!«
     
58
    Sarah hatte Justin Donnelly von Thomasina Perkins erzählt und
ihm auch erklärt, weshalb sie in der ›Welle Gottes‹ auftreten
wollte. Am Sonntag morgen um zehn Uhr schaltete Donnelly
den Fernseher ein und beschloß im letzten Augenblick, die
Sendung aufzuzeichnen.
    Thomasina trat erst auf, als die Stunde schon fast zu Ende
war. Und dann wurde ein ungläubiger Donnelly Zeuge von
Reverend Bobbys Schauspielkunst und der Enthüllung
Thomasina Perkins’, daß der Name des Entführers ›Jim‹ war.
Dieser Bursche behauptet, er könne Wunder vollbringen, dabei
war er nicht einmal fähig, sich Lauries Namen richtig zu
merken, dachte Donnelly angewidert, als er den

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