Dass du ewig denkst an mich
die
Konkurrenz härter. Kann ich Ihnen eine Reise verkaufen?«
Die Frau versteht ihr Geschäft, dachte Brendon, und aus der
Nähe gesehen ist sie genauso attraktiv wie auf dem Friedhof.
Karen Grant trug ein türkisfarbenes Leinenkostüm mit
dazupassender Bluse. Die blaugrüne Farbe betonte ihre grünen
Augen. »Heute nicht«, sagte er. »Wenn Sie erlauben, würde ich
Ihnen gern ein paar Fragen über Ihren verstorbenen Mann
stellen.«
Ihr Lächeln schwand. »Es fällt mir sehr schwer, über Allan
zu sprechen«, sagte sie. »Louise Larkin hat mir von Ihnen
erzählt; ich weiß, daß Sie für die Verteidigung von Laurie
Kenyon tätig sind. Mr. Moody, mir tut Laurie schrecklich leid,
aber sie hat meinem Mann das Leben genommen und das
meine bedroht.«
»Sie kann sich an nichts davon erinnern. Sie ist ein sehr
krankes junges Mädchen«, sagte Brendon ruhig. »Meine
Aufgabe besteht darin, der Jury behilflich zu sein, das zu
verstehen. Ich habe mir Kopien der Briefe angesehen, die sie
oder irgend jemand anders an Professor Grant geschrieben hat.
Seit wann war Ihnen bekannt, daß er diese Briefe erhielt?«
»Anfangs hat Allan sie mir nicht gezeigt. Wahrscheinlich
weil er dachte, sie könnten mich beunruhigen.«
»Beunruhigen?«
»Nun, sie waren ja ganz offensichtlich absurd. Ich meine,
einige ihrer Reminiszenzen betrafen Nächte, in denen Allan
und ich zusammen waren. Es war offenkundig, daß alles nur
Fantasiegebilde waren. Trotzdem waren sie unangenehm. Ich
bin zufällig in seiner Schreibtischschublade auf diese Briefe
gestoßen und habe ihn danach gefragt.«
»Wie gut haben Sie Laurie gekannt?«
»Nicht sehr gut. Sie ist eine ausgezeichnete Golferin, und ich
hatte in den Zeitungen Berichte über sie gelesen und war ihren
Eltern gelegentlich bei College-Veranstaltungen begegnet.
Nach dem Tod ihrer Eltern hat sie mir schrecklich leid getan.
Ich weiß, daß Allan dachte, sie treibe auf einen
Nervenzusammenbruch zu.«
»In der Nacht, in der er starb, waren Sie in New York?«
»Ich war auf dem Flughafen von Newark und habe dort
zusammen mit Anne eine Kundin abgeholt.«
»Wann haben Sie das letztemal mit Ihrem Mann
gesprochen?«
»Ich habe ihn in jener Nacht gegen acht Uhr angerufen. Er
war schrecklich erregt und hat mir von der Szene mit Laurie
Kenyon erzählt. Er hatte das Gefühl, sich nicht richtig
verhalten zu haben, und dachte, es wäre besser gewesen, wenn
er sich mit Sarah und Laurie erst zusammengesetzt hätte,
anstatt Laurie vor den Dekan zu bestellen. Er sagte, er glaube
ehrlich, daß sie sich nicht daran erinnern konnte, jene Briefe
geschrieben zu haben.«
»Es ist Ihnen bewußt, daß es für Laurie hilfreich sein könnte,
wenn Sie in diesem Sinne im Zeugenstand aussagen?«
Jetzt traten Karen Grant die Tränen in die Augen. »Mein
Mann war der netteste, freundlichste Mensch, den ich je
gekannt habe. Er wäre der letzte, der sich wünschte, daß ich
diesem Mädchen weh tue.«
Moodys Augen verengten sich. »Mrs. Grant, ist Ihnen je in
den Sinn gekommen, daß Ihr Mann sich in Laurie verliebt
haben könnte?«
Sie sah ihn erstaunt an. »Das ist doch lächerlich. Sie ist
zwanzig oder einundzwanzig. Allan war vierzig.«
»So etwas soll schon vorgekommen sein. Ich würde es Ihnen
auch nicht verübeln, wenn Sie deswegen vielleicht sogar
Nachforschungen anstellen ließen.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Nun, ich meine, vielleicht einen Privatdetektiv einstellten,
so wie mich…«
Jetzt versiegten ihre Tränen, und sie war sichtlich ärgerlich.
»Mr. Moody, eine solche Beleidigung hätte ich meinem Mann
niemals zugefügt. Und Sie beleidigen mich.« Sie stand auf.
»Ich glaube nicht, daß wir einander noch mehr zu sagen
haben.«
Moody erhob sich langsam. »Mrs. Grant, bitte verzeihen Sie
mir. Versuchen Sie zu verstehen, daß meine Aufgabe darin
besteht, irgendeinen Grund für Lauries Tat zu finden. Sie
sagten, Professor Grant habe gedacht, Laurie triebe auf einen
Nervenzusammenbruch zu. Wenn zwischen den beiden etwas
war, wenn er sie dann an die Verwaltung verraten hat und sie
daran zerbrochen ist…«
»Mr. Moody, versuchen Sie nicht, das Mädchen, das meinen
Mann ermordet hat, zu verteidigen, indem Sie Allans Ruf
zerstören. Allan war ein sehr zurückhaltender Mann, und die
Schwärmereien seiner Studentinnen waren ihm äußerst
peinlich. Das ist eine Tatsache, und daran können Sie nichts
ändern, um seine Mörderin zu retten.«
Brendon nickte entschuldigend und ließ seinen Blick durch
das Büro schweifen. Es
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