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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gerade raus fragen. Kostet Sie nicht so viele
Drinks.«
75
    Der ›Architekt‹, den Bic bei einem seiner ersten Besuche zum
Haus der Kenyons mitgebracht hatte, war ein ehemaliger
Sträfling aus Kentucky. Er hatte komplizierte elektronische
Geräte in der Bibliothek installiert, die Telefonleitung
angezapft und im Gästeschlafzimmer über dem Arbeitszimmer
ein Tonbandgerät eingebaut.
    Bic und Opal war es ein leichtes, jeweils die Kassetten zu
wechseln, wenn sie im Obergeschoß mit Maßbändern, Stoffen
und Farbmustern hantierten. Sie saßen kaum im Wagen, als Bic
schon anfing, die Bänder abzuhören, und wenn sie wieder in
ihrer Suite im Wyndham Hotel eingetroffen waren, hörte er sie
sich immer wieder an.
    Sarah telefonierte jetzt an den Abenden regelmäßig mit
Justin Donnelly, und diese Gespräche erwiesen sich als wahre
Fundgruben für Informationen. Zuerst kostete es Opal große
Mühe, sich die Verärgerung über Bics Gier nach jeglichen
Neuigkeiten über Lee nicht anmerken zu lassen. Aber mit der
Zeit fühlte sie sich immer stärker zwischen der Angst vor der
Entdeckung und der Faszination über die Gespräche, die sich
mit Lauries Erinnerungsfragmenten befaßten, hin und her
gerissen. Ganz besonders gefiel Bic Sarahs Gespräch mit dem
Arzt über den Schaukelstuhl.
    »Der kleine Liebling«, seufzte er. »Erinnerst du dich, wie
hübsch sie war und wie nett sie singen konnte? Das haben wir
ihr beigebracht.« Dann runzelte er die Stirn. »Aber sie fängt an
zu plaudern.«
    Bic hatte die Fenster ihrer Suite geöffnet und ließ die warme
Mailuft ins Zimmer. Das Haar trug er jetzt etwas länger, und
heute war es etwas zerzaust. Er trug alte Jeans und ein T-Shirt,
so daß man das dichte Kraushaar an seinen Armen sehen
konnte, das Opal ihr Lieblingskopfkissen nannte. Sie starrte ihn
bewundernd an.
    »Was denkst du, Opal?« fragte er.
»Du wirst denken, ich bin verrückt.«
»Laß es drauf ankommen.«
»Mir ist gerade in den Sinn gekommen, daß du mit deinem
    zerzausten Haar und in deinem T-Shirt und ohne Jackett bloß
noch den goldenen Ohrring brauchst, den du immer getragen
hast, und schon wäre Reverend Hawkins verschwunden. Dann
wärst du wieder Bic, der Nachtclubsänger.«
    Bic starrte sie eine endlose Minute lang an. Das hätte ich
jetzt nicht sagen dürfen, dachte sie betroffen. Aber dann sagte
er: »Opal, der Herr hat dir diese Offenbarung geschenkt. Ich
dachte gerade über das alte Farmhaus in Pennsylvania nach
und den Schaukelstuhl, auf dem ich immer mit diesem süßen
Baby im Arm saß, und langsam entwickelte sich in mir ein
Plan. Und den hast du jetzt vollendet.«
»Was für ein Plan?«
    Sein wohlwollender Ausdruck verflog. »Keine Fragen. Das
weißt du doch. Niemals irgendwelche Fragen. Das ist etwas
zwischen mir und dem Herrn, gesegnet sei sein Name.«
»Tut mir leid, Bobby.« Sie benutzte bewußt seinen
    Kosenamen, um ihn zu besänftigen.
»Ist schon gut. Eines habe ich aus all den Aufnahmen
gelernt: Ich darf in Gegenwart der Kenyons keine kurzen
Ärmel tragen. Diese Geschichte von wegen behaarten Armen
taucht immer wieder auf. Und ist dir nicht noch etwas
aufgefallen?«
Sie wartete.
Bic lächelte kalt. »Diese ganze Sache könnte möglicherweise
ein kleines romantisches Buschfeuer entfachen. Hör dir an, wie
dieser Doktor und Sarah miteinander reden. Der Tonfall wird
immer wärmer, und er wird immer besorgter um sie. Ich denke,
für sie wird es recht hübsch sein, wenn sie jemanden hat, der
sie tröstet, nachdem Lee sich den himmlischen Chören
angeschlossen hat.«
76
    Karen Grant blickte von ihrem Schreibtisch auf und lächelte
strahlend. Irgendwie kam ihr der kleine Mann mit beginnender
Glatze und gerunzelter Stirn bekannt vor. Sie lud ihn ein, Platz
zu nehmen, worauf er ihr seine Karte reichte. Jetzt wußte sie
auch, weshalb sie ihn erkannt hatte. Es war der Privatdetektiv,
der für die Kenyons tätig war und der auch an dem Begräbnis
teilgenommen hatte. Louise Larkin hatte ihr erzählt, daß er sich
auf dem Campus umgehört hatte.
»Mrs. Grant, wenn es Ihnen gerade nicht paßt, dann sagen
    Sie es mir bitte.« Moody sah sich in dem Büro um.
»Doch, es paßt ausgezeichnet«, versicherte sie ihm. »Heute
vormittag ist nicht viel los.«
»Wie ich höre, läuft das Touristikgeschäft zur Zeit ganz
allgemein nicht sonderlich gut«, meinte Moody beiläufig.
»Wenigstens behaupten das meine Freunde.«
»Na ja, alles ist etwas bescheidener geworden, dafür ist

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