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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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malte, schien mir jemand zu sein, den ich verstehen konnte. Aber ein Mann, der immer nur X-Zeichen malte?
    Er beobachtete uns, Kolja und mich, und ich wusste, dass er über uns zu Gericht saß, uns unserer Straftaten für schuldig befand und uns zum Tode verurteilte, und all das, während er einer aus der Leitung kommenden Stimme zuhörte.
    »Gut«, sagte er schließlich, »ich will, dass das bis Mittag erledigt ist. Ohne Ausnahme.«
    Er legte den Hörer auf und lächelte uns an, und dieses Lächeln war in seinem Gesicht so fehl am Platz wie dieser Mann und sein schlichter Holzschreibtisch in dem herrlichen Wintergarten der alten Adelsvilla. Der Oberst (denn inzwischen nahm ich an, dass dies der Oberst war, von dem die Soldaten am Vorabend gesprochen hatten) hatte ein wunderschönes Lächeln, bei dem seine überraschend weißen Zähne zu sehen waren und sein brutales Gesicht statt Bedrohlichkeit schlagartig Herzlichkeit verströmte.
    »Der Deserteur und der Plünderer! Los, kommt näher, die Handschellen brauchen wir nicht. Ich glaube nicht, dass die Burschen Ärger machen.« Er gab den Soldaten ein Zeichen, die widerwillig ihre Schlüssel herausholten und uns die Fesseln abnahmen.
    »Ich bin kein Deserteur«, sagte Kolja.
    »Nein? Abtreten!«, befahl er den Soldaten, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Die Soldaten gehorchten, ließen uns mit dem Oberst allein. Er stand auf und kam auf uns zu, wobei ihm die Pistole in dem Halfter an seinem Gürtel gegen die Hüfte schlug. Kolja stand kerzengerade da, hatte für die Inspektion durch den Offizier Habachtstellung angenommen, und da ich nicht wusste, was ich tun sollte, folgte ich seinem Beispiel. Der Oberst ging auf uns zu, bis sein übel zugerichtetes Gesicht fast das von Kolja berührte.
    »Du bist also kein Deserteur, obwohl du von deiner Einheit als vermisst gemeldet bist und man dich vierzig Kilometer von dem Ort aufgegriffen hat, an dem du eigentlich sein solltest.«
    »Dafür gibt es eine einfache Erklärung ...«
    »Und du«, fuhr er fort, an mich gewandt. »Ein deutscher Flieger fällt bei euch auf die Straße, und du verständigst nicht die Behörden. Du beschließt, dich auf Kosten der Stadt zu bereichern. Gibt es dafür auch eine einfache Erklärung?«
    Ich brauchte dringend Wasser. Mein Mund war so trocken, dass er sich schuppig anfühlte wie die Haut einer Eidechse, und ich begann schon blitzende helle Punkte am Rande meines Gesichtsfelds herumschwimmen zu sehen.
    »Nun?«
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Es tut dir leid?« Er sah mich noch einen Moment länger an und lachte dann. »Na ja, es tut dir leid, na schön, dann ist ja alles bestens. Wenn es dir nur leidtut, das ist nämlich das Entscheidende. Pass mal auf, Bürschchen. Weißt du, wie viele Menschen ich hingerichtet habe? Ich meine nicht auf meinen Befehl hin, sondern ich selbst, mit dieser Tokarew ...« Er klopfte auf seine Pistolentasche. »Willst du mal raten? Nein? Gut, ich weiß es nämlich nicht. Ich habe den Überblick verloren. Und ich bin jemand, der es genau wissen will. Ich bin immer auf dem Laufenden. Ich weiß ganz genau, wie viele Frauen ich gefickt habe, und das sind nicht wenige, glaub mir. Du bist ein stattlicher Bursche«, sagte er zu Kolja, »aber verlass dich drauf, mich wirst du auf dem Gebiet nie einholen, und wenn du hundert Jahre alt wirst, was ich allerdings bezweifle.«
    Ich blickte rasch zu Kolja, da ich auf eine dumme Bemerkung von ihm gefasst war, die uns beide den Kopf kosten würde, doch Kolja hatte ausnahmsweise einmal nichts zu sagen.
    »>Tut mir leid< sagt man zum Lehrer, wenn man ein Stück Kreide zerbrochen hat«, fuhr der Oberst fort. »Bei Plünderern und Deserteuren funktioniert >tut mir leid< nicht.«
    »Wir dachten, dass er vielleicht etwas zu essen bei sich hat.«
    Der Oberst sah mich geraume Zeit scharf an.
    »Und, hatte er?«
    »Nur ein bisschen Kognak. Oder Weinbrand ... kann auch Schnaps gewesen sein.«
    »Jeden Tag erschießen wir ein Dutzend Leute, die Lebensmittelkarten gefälscht haben. Weißt du, was die uns erzählen, bevor wir ihnen eine Kugel in den Schädel jagen? Dass sie Hunger hatten. Natürlich hatten sie Hunger! Alle haben Hunger. Doch das hält uns nicht davon ab, Diebe zu erschießen.«
    »Ich habe ja keinen Russen bestohlen ...«
    »Du hast Staatseigentum gestohlen. Hast du der Leiche irgendetwas abgenommen?«
    Ich zögerte so lange, wie ich es wagte.
    »Ein Messer.«
    »Aha. Ein ehrlicher Dieb.«
    Ich kniete mich hin, nahm das

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