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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eigenen Witz, zwinkerte mir zu wie ein Veteran der Türkenkriege, der mit seinen Kumpeln im Badehaus Beleidigungen austauscht.
    »Was sagt ihr jetzt?«, brüllte er aus vollem Hals. »Glaubt ihr wirklich, dass das jeder mit ein paar Jahren Russisch auf Lager hat?«
    »Welche von unseren Müttern meinst du?« Die Stimme schien nun näher zu sein.
    »Nicht die von dem, der so gut schießt. Nur einer von euch ist ein Ass mit dem Gewehr.«
    »Hast du eine Waffe bei dir?«, fragte die Stimme draußen.
    »Eine Tokarew-Pistole.« »Und dein kleiner Freund?« »Nur ein Messer.«
    »Kommt raus, alle beide. Und schön die Hände über dem Kopf, oder mein Freund schießt euch die Eier ab.«
    Lara und Nina waren währenddessen in die Diele gekrochen, die Nachthemden paillettenartig übersät mit Glassplittern von den geborstenen Fenstern.
    »Haben sie sie umgebracht?«, flüsterte Nina.
    »Alle sechs«, verkündete ich ihr. Ich dachte, die Mädchen würden sich darüber freuen, aber als sie es hörten, wechselten sie besorgte Blicke. Das Leben, das sie in den vergangenen Monaten geführt hatten, war nun vorbei. Sie würden flüchten müssen, ohne zu wissen, woher sie ihre nächste Mahlzeit bekommen oder wo sie schlafen würden. Millionen von Russen konnten das Gleiche von sich sagen, aber für diese Mädchen sah die Sache übler aus. Falls die Deutschen sie schnappten, würde es ihnen schlimmer ergehen als Soja.
    Als Kolja nach dem Türknopf griff, legte Lara die Hand auf sein Bein, um ihn aufzuhalten.
    »Tu's nicht«, sagte sie. »Die trauen dir bestimmt nicht.«
    »Warum sollten sie mir nicht trauen? Ich bin Soldat der Roten Armee.«
    »Ja, und die nicht. Im Umkreis von dreißig Kilometern gibt es keine Einheit der Roten Armee. Die werden denken, du bist ein Deserteur.«
    Er lächelte und legte die Hand auf ihre.
    »Sehe ich wie ein Deserteur aus? Keine Sorge. Ich habe Papiere.«
    Papiere machten keinen Eindruck auf Lara. Als Kolja wieder nach dem Türknopf griff, kroch sie näher an das kaputte Fenster heran.
    »Danke, dass ihr uns gerettet habt, Genossen!«, rief sie. »Die beiden da sind Freunde! Bitte erschießt sie nicht!«
    »Meinst du, ich hätte seinen breiten Schädel verfehlt, wenn ich ihn hätte treffen wollen? Sag dem Witzbold, er soll rauskommen.«
    Kolja machte die Tür auf und trat hinaus, die Hände hoch über dem Kopf. Er blickte suchend über den Schnee, doch die Kämpfer waren noch immer nicht zu sehen.
    »Sag dem Kleinen, er soll auch rauskommen.«
    Lara und Nina schienen Angst um mich zu haben, doch Lara nickte, sagte mir mit einem aufmunternden Nicken, dass alles gut gehen werde. Plötzlich war ich wütend auf Lara: Wieso ging sie denn nicht selbst raus? Wieso mussten die Mädchen überhaupt hier sein? Wenn das Bauernhaus leer gewesen wäre, hätten Kolja und ich die ganze Nacht schlafen können und wären am Morgen ausgeruht und trocken weitergezogen. Der Gedanke schoss mir durch den Kopf, umgehend gefolgt von Schuldgefühlen, weil er so absurd war.
    Nina drückte meine Hand und lächelte mich an. Sie war mit Abstand das hübscheste Mädchen, das mich je angelächelt hatte. Ich stellte mir vor, wie ich Oleg Antokolski die Szene schilderte: Ninas kleine weiße Hand, die meine umklammert, ihre hellen Wimpern, die klimpern, während sie mir fest in die Augen sieht, besorgt um meine Sicherheit. Selbst während dieses kurzen Moments erzählte ich bereits meinem Freund davon, vergaß für den Moment, dass Oleg die Geschichte vermutlich niemals hören würde, weil alles dafür sprach, dass er unter den Trümmern in der Woinowa Uliza begraben war.
    Ich wollte Ninas Lächeln erwidern, was mir nicht gelang, und ging mit erhobenen Händen zur Tür hinaus. Seit Kriegsbeginn hatte ich Hunderte von Berichten über unsere Helden und ihren Einsatz auf dem Schlachtfeld gelesen. Alle lehnten es ab, sich als Helden zu bezeichnen. Sie waren lediglich aufrechte Bürger, die Mütterchen Russland vor den faschistischen Vergewaltigern beschützten. Wenn sie in Interviews gefragt wurden, warum sie den Bunker gestürmt hatten oder auf den Panzer geklettert waren, um eine Granate durch die Luke zu werfen, erwiderten alle, dass sie sich nichts dabei gedacht hätten, sondern nur das taten, was jeder anständige Russe auch getan hätte.
    Helden und Leute mit festem Schlaf können demnach ihre Gedanken abschalten, wenn es erforderlich ist. Feiglinge und an Schlaflosigkeit Leidende, also Leute wie ich, sind mit einem plappernden Gehirn

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