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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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kostbare Seide vorsichtig von den Spinnweben an der Rückseite der Anrichte fern und bewegte sich auf die teuflisch verführerische Tür zu.
    Sie sah natürlich, wie erwartet, Stufen – eine weitere Treppenflucht schlängelte sich an der Innenseite der Mauern nach oben, genau wie all die anderen Treppen. Diese hier waren sehr staubig. Die winzigen Fenster, die sich in geringen Abständen voneinander befanden, sahen genauso aus, wie sie es sich vorgestellt hatte, doch waren sie grau vor Schmutz und voller Spinnweben. Die abgestandene Luft war mit dem Geruch nach Schimmel getränkt.
    Ein Geheimzimmer? Wie interessant! Jetzt zögerte sie, jedoch nur für wenige Sekunden. Neugier überwog die Vorsicht, und selbst die Seide war vergessen, als Inos durch die schmale Lücke schlüpfte und hinaufzusteigen begann.
    Natürlich ganz leise.
    Vermutlich gab es hier oben gar nichts zu sehen, und ihr Vater würde sie genauso fröhlich willkommen heißen wie überall sonst. Andererseits war es sehr merkwürdig, daß noch nie jemand über diesen unbekannten Raum gesprochen hatte. Es ging sie nichts an. Sie versuchte, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Sie hielt ein Paket mit Seide unter dem Arm, das dreieinhalb Imperial gekostet hatte. Sie…
    “…ist viel zu jung!« sagte die Stimme ihres Vaters.
    Inos lehnte sich wie erstarrt gegen die eisigen Steine der Mauer. Sie war beinahe ganz oben, und offensichtlich stand die Tür offen. Die Stimme hatte widergehallt, als sei die unbekannte Kammer leer und unmöbliert.
    »So jung ist sie auch nicht mehr«, entgegnete eine andere Stimme. »Seht sie Euch einmal genau an. Sie ist jetzt beinahe eine junge Dame.« Ihr Vater murmelte etwas, das sie nicht verstand.
    »Im Impire würde man sie bereits als alt genug betrachten«, sagte die andere Stimme. Wer konnte das sein? Sie erkannte die Stimme nicht, dennoch mußte es jemand sein, der sie kannte, denn es konnte keinen Zweifel geben, über wen die beiden sprachen.
    »Aber wer? Es gibt niemanden im Königreich.«
    »Dann vielleicht Angilki?« Es war eine trockene, ältliche Stimme. »Oder Kalkor? Diese beiden liegen nahe.«
    Jetzt konnte sich Inos denken, worum es ging. Sie schnappte nach Luft und erwog für einen Augenblick, einfach durch die Tür zu treten und zu verkünden, daß sie nicht die Absicht habe, Herzog Angilki oder Than Kalkor zu heiraten oder sonst jemanden. So! Nur das Paket mit Seide hielt sie zurück.
    »Nein, nein, nein!« sagte ihr Vater laut, und Inos entspannte sich ein wenig. »Einer von diesen beiden, und der andere würde einen Krieg anzetteln!«
    Oder ich! dachte sie.
    Es folgte eine aufreizende Stille, eine dieser Pausen, in denen die Menschen sich ohne Worte verstehen, durch Lächeln oder Nicken oder Schulterzucken, und in denen die Sprecher nicht einmal bemerken, daß sie aufgehört haben zu reden. Aber Lauscher bemerken es. Es war nicht königlich – es war nicht einmal höflich – zu lauschen. Aber sie sagte fest zu sich selbst, daß es auch nicht höflich war, über jemanden zu reden, der nicht anwesend war. Sie hatte also jedes Recht, zuzuhören –
    »Ich habe Kalkor nie kennengelernt.« Das war wieder ihr Vater, weiter entfernt.
    »Da habt Ihr nichts verpaßt, mein Freund.«
Freund? Sie kannte niemanden, der den König so ansprach. »Böse?«
    »Grob!« Der Fremde lachte leise. »Typisch Jotunn… Trinkgelage, die den ganzen Winter dauern, ringt vermutlich zur Leibesübung mit Bärinnen. Unterwäsche aus Haifischhaut, würde mich nicht wundern.«
    »Also scheidet er schon aus!«
Darüber war sich Inos mit ihrem Vater ganz sicher einig.
    »Angilki ist zu alt für sie«, sagte er. »Es muß eine neutrale Person sein. Aber mit Kinvale habt Ihr recht. Nächstes Jahr vielleicht.«
    Der Fremde sprach so leise, daß sie sich anstrengen mußte, ihn zu verstehen. »Ihr habt vielleicht nicht mehr soviel Zeit, Freund.«
    Wieder eine Pause.
    »Ich verstehe!« Die Stimme ihres Vaters klang eigenartig ton-und ausdruckslos.
    »Es tut mir leid.«
    »Kaum Euer Fehler!« Der König seufzte. »Deshalb habe ich nach Euch geschickt – nach Eurem Können und Eurer Ehrlichkeit. Ehrlichkeit und Weisheit. Und ich wußte, Ihr würdet mir die Wahrheit nicht verschweigen.« Wieder Stille. »Seid Ihr sicher?«
    »Natürlich nicht.« Inos hörte zurückweichende Schritte auf nackten Dielen. Dann wieder den Fremden, jetzt weiter entfernt: »Habt Ihr dies hier probiert?«
    »Nein!« Das war die Monarchenstimme ihres Vaters.
»Es

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