Dave Duncan
Herren und deren Verbündete aufgebracht. Dreißig Jahre lang. Danach hatten anscheinend alle mit dem Kämpfen aufgehört und waren nach Hause zurückgekehrt.
Eine der nicht eben geringen Merkwürdigkeiten der Geschichte war nach Inos’ Meinung, daß sie es so oft nicht schaffte, ihre Ereignisse ordentlich zu Ende zu bringen.
Niemand ging jemals dorthin zurück, sagte die Legende. Jetzt war dort oben niemand mehr, es gab nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Einzelne Reisende berichteten von unbewohntem Land, Wäldern und Wild im Überfluß.
Oder sie kehrten gar nicht erst zurück.
Einfallende Armeen passierten entweder unbehelligt oder verschwanden auf geheimnisvolle Weise. Versuche, das leere Land zu besiedeln, hatten keinen Erfolg, die Siedler flohen in unerklärlichem Entsetzen oder verschwanden einfach spurlos.
Seit beinahe tausend Jahren hatte niemand einen Pixie gesehen.
3
Prinzessin Kadolan von Krasnegar war beunruhigt.
Ihr massiger Körper war in einige Handtücher gehüllt, und sie saß auf einem eher klumpigen Kissen in einem sehr heißen und überfüllten Badehaus und lauschte höflich den Problemen eines >Blutigen Schleims< auf der einen und einer >Verhärteten Leber< auf der anderen Seite.
Sie machte sich keine besonderen Sorgen darüber, daß dieser entlegene Ort in den Bergen angeblich das schlimmste Nest aller Mörder von ganz Zark war. Welche Untaten auch geplant wurden, sicher würden sie nicht im Frauenbadehaus des Dorfes stattfinden, und ganz bestimmt nicht, bevor die, Karawane am nächsten Tag weitergezogen war. Im Augenblick machte sie sich noch nicht einmal Sorgen über den geheimnisvollen Scheich Elkarath, der vielleicht ein Diener der Zauberin Rasha war, oder auch nicht. Wie auch immer, seine lebenslange Immunität gegen die Gefahren des Gauntlet bestätigten lediglich ihren Verdacht, daß er ein Zauberer war. Die zweite Gefahr hob die erste auf.
Nein, Kade war besorgt um Inosolan, die ganz eindeutig etwas ausheckte. Inos hatte schon immer lieber gehandelt als abgewartet. Kadolan hatte gelernt, sich auf das Schlimmste gefaßt zu machen, wenn ihre Nichte in dieser Stimmung war, und das Schlimmste konnte in dieser Situation sehr schlecht sein. Inos verabscheute Zwänge jeder Art, und sie suchte möglicherweise nach einem Weg, die erste Gefahr über die zweite triumphieren zu lassen.
Jeden Abend, wenn die Frauen von Zark ihren Männern das Essen serviert hatten, gingen sie in ihr örtliches Badehaus. Dort ließen sie ihre alles umhüllenden Roben und Schleier fallen und machten es sich auf Kissen bequem, die auf uralten Böden aus Kacheln oder Lehm lagen. Sie sprachen über ihre Kinder, ihre Gesundheit, ihre Männer und die Probleme ihrer Männer. Oft spielten sie Thali. An manchen Orten war das Badehaus der Frauen nicht viel mehr als eine kleine Hütte über einer Schlammgrube, aber die größeren, besseren Häuser waren für soziale Kontakte und Erholung bestens ausgestattet. ’
Die Männer versammelten sich natürlich ähnlich in ihrem eigenen Haus, und sprachen über ernste Dinge: Handel und Politik, Gesundheit und Armut… Pferde, Hunde, Kamele und Frauen. Besucher waren stets willkommen. Im spärlich besiedelten Inneren Land waren die Karawanen sowohl für ihre Handelswaren als auch für Neuigkeiten und Klatsch geschätzt. Das triste Leben der Einheimischen hielt nur wenig Aufregung bereit.
Das Badehaus in der Oase Tall Cranes war so geräumig und bequem wie anderswo, doch der Ort war dicht bevölkert, und so drängten sich mindestens einhundert Frauen und Mädchen im Dämmerlicht. Die massiven Wände hatten die schlimmste Hitze des Tages draußen gehalten, aber es dauerte lange, bis sich die Frauen abgekühlt hatten. Die Fenster waren fest verschlossen, daß die Luft im Inneren Kopfschmerzen verursachte. Lampen qualmten und spuckten, Insekten summten, und Stimmen leierten vor sich hin. Babys schnieften und wimmerten in einer dunklen Ecke.
Der >Blutige Schleim< erklärte soeben wieder die Schwierigkeiten, die sie zur Zeit mit dem Schlafen hatte, und die Frau redete sich heiser, als sie versuchte, die >Verhärtete Leber< zu übertönen, die von den garantiert wirkenden Abführmitteln ihrer Großmutter berichtete. Kadolan nickte und lächelte oder sie runzelte die Stirn, je nachdem. Dazwischen versuchte sie, Inosolan im Auge zu behalten.
Inosolan saß in einer Gruppe jüngerer Ehefrauen in einer relativ hellen Ecke im Schein einer Lampe. Sie bürstete immer noch
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